Gelsenkirchen. Mit einer Veranstaltungsreihe erinnert das Institut für Stadtgeschichte mit Kooperationspartnern 2013 an den 80. Jahrestag der Machtübergabe an die Nationalsozialisten im Jahr 1933.
Hitler, Nationalsozialismus, Judenverfolgung? Sollte Jugendlichen aus dem Unterricht bekannt sein. Das Problem ist: Heranwachsende befassen sich damit eben nur in der Schule; denn die Zeitzeugen, die lebendig aus ihrem Alltag erzählen könnten, sie sind fast alle tot.
Trotzdem oder gerade deswegen will sich das Institut für Stadtgeschichte (ISG) in Zusammenarbeit mit städtischen Einrichtungen, Initiativen und Verbänden an dieses Kapitel deutscher Geschichte erinnern – im Rahmen einer Veranstaltungsreihe im 80. Jahr der Machtübertragung an die Nazis: 2013.
Unterschiedliche Zielgruppen
„Gelsenkirchen erinnert sich: Vor 80 Jahren – was war 1933 und was bedeutet das für heute?“ ist das Programmheft mit 37 Veranstaltungen überschrieben, das OB Frank Baranowski und ISG-Leiter Prof. Dr. Stefan Goch gestern vorstellten. „Uns geht es darum, die Mechanismen bei der Zerstörung der Demokratie in Erinnerung zu rufen und zu fragen, ob so etwas noch einmal möglich wäre“, so Baranowski.
Gedenken an NS-Opfer
Dass die Veranstalter unterschiedliche Zielgruppen im Blick haben, dokumentieren Bandbreite und Präsentationsformen der Themen: Die Palette beginnt bei Vorträgen über aktuelle Strukturen der Rechten in NRW (4. Januar), modernen Antisemitismus (5. April) und Zensur im Zeitalter des Internets (5. Juli). Sie führt über Referate zu historischen Themen, etwa über die kulturelle Moderne in der Weimarer Republik und ihre Feinde (18. Februar) oder die „Entjudung“ der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft (24. April). Und sie endet noch nicht bei interaktiven Veranstaltungen, deren Ergebnisse offen sind – Geschichte als individuelle Erinnerungskultur eben.
„Wenn Akteure sich noch beteiligen wollen: nur zu!“
Dazu zählt auch das soziokulturelle Mitmach-Projekt „Steinbruch Demokratie“ (22. April bis 30. Juni) zur Frage, ob Gelsenkirchener die Demokratie als Steinbruch nur ausbeuten oder sich konstruktiv für die „Baustelle Demokratie“ einsetzen. Authentisch dürfte es bei der szenischen Lesung aus Protokollen der Reichtstagssitzung zum Ermächtigungsgesetz (1933) zugehen (6. März), bei den Stadtrundgängen zu Orten ehemaliger jüdischer Geschäfte, Arztpraxen oder Anwaltskanzleien (18. April) sowie bei den Erzählungen einer Ückendorfer Zeitzeugin über Veränderungen ihres Alltags zur NS-Zeit.
Abgehakt haben die Organisatoren das Thema Erinnerungsarbeit mit diesen Veranstaltungen nicht. Goch: „Wenn Akteure sich noch beteiligen wollen: nur zu!“