Gelsenkirchen. . Es ist deutlich zu viel Blei im Trinkwasser, das aus alten Leitungen kommt: Eine 42-jährige Mieterin in der Flöz-Dickebank-Siedlung in Gelsenkirchen kocht ihren Kaffee deshalb nur noch mit Mineralwasser aus der Flasche. Ein Jahr lang hat ihr Vermieter - die Deutsche Annington - nicht auf belastete Werte reagiert.

Sabine Zimpel trinkt gerne Kaffee. Seit einem Jahr nimmt sie kein Wasser mehr aus der Leitung, setzt den Morgentrunk ausschließlich mit Mineralwasser auf. Nach einer repräsentativen Probe, die das Hygiene-Institut bereits am 14. Januar 2011 untersuchte, meidet sie jeden Schluck aus der Bleileitung. Der zulässige Bleiwert, der nach der Trinkwasser-Verordnung als nicht schädlich gilt, war nach dem Ergebnis der Untersuchung um das Vierfache überschritten.

Die Gesamt-Blei-Kontamination betrug bei der Probe 0,105 mg pro Liter Wasser. Zulässig waren 0,025. Nach der Novellierung der Trinkwasserverordnung ist der Grenzwert auf 0,010 heruntergesetzt worden. Das heißt, nach heutiger Gesetzeslage ist der damals gemessene Wert um das Zehnfache zu hoch.

Im Januar 2011 hatte die 42-Jährige ihre Wohnung in der Ulmenstraße in der Flöz-Dickebank-Siedlung bezogen. „Ich war skeptisch, als ich die Leitung sah. Ich konnte sie mit dem Fingernagel eindrücken.“ Sabine Zimpel nahm Kontakt zum Hygiene-Institut auf und entnahm die Probe nach den Vorschlägen des Instituts. Sie ließ zehn Liter Wasser in einen Eimer laufen und entnahm 50 ml für die Probe.

Probe gilt nicht als offizielles Dokument

Zwar gilt die Probe nicht als offizielles Dokument, weil sie privat entnommen wurde, doch gehen auch Experten von keinem anderen Ergebnis aus, wenn das Hygiene-Institut im Haus die Wasserproben entnimmt. Hohe Bleiwerte können allerdings auch entstehen, wenn billige Armaturen eingebaut worden sind. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch groß, dass die alte Leitung für das Ergebnis verantwortlich ist. Heute ärgert sich Sabine Zimpel, dass sie so lange gewartet hat, bis sie sich erneut an den Vermieter, die Deutsche Annington, gewandt hat. Sie hatte das Messergebnis mit dem viel zu hohen Werten sofort im Januar 2011 an die Deutsche Annington geschickt. „Die haben überhaupt nicht reagiert“, empört sich die 42-Jährige.

Sie informierte sich über die Folgen eines bleihaltigen Wassergenusses und war entsetzt. „Er kann sich bei Säuglingen und Ungeborenen aufs Nervensystem auswirken. Schädlich ist es auf jeden Fall auch für Erwachsene.“ So informierte sie auch das Gesundheitsamt. Ein gemeinsamer Termin mit Vermieter und Gesundheitsamt sollte am 6. August in der Wohnung von Sabine Zimpel stattfinden. Per SMS meldete sich die Deutsche Annington und sagte den Termin ab. Ohne Begründung.

Schreiben vom Gesundheitsamt

Mittlerweile hatte auch das Gesundheitsamt ein Schreiben an Annington geschickt und dem Unternehmen eine Frist bis zum 6. August gesetzt. Es sollte mitteilen, ob in dem Haus eine bleihaltige Installation der Wasserleitung vorliegt. Nun soll der Termin am 23. August sein. Sabine Zimpel wie auch das Gesundheitsamt drängen auf einen früheren Termin. Eine Nachbarin sorgt sich um ihre zwei Kinder. Sie will das Wasser ebenfalls untersuchen lassen.

Annington-Sprecher Dr. Jürgen Frech bedauert, dass man auf Grund von Terminkollisionen den 6. August nicht wahrnehmen konnte. „Wir haben umgehend einen neuen Termin vorgeschlagen. Wir nehmen solche Anfragen unserer Mieter grundsätzlich ernst, wären auch bereit, den neuen Termin vorzuziehen.“