Gelsenkirchen. . Weil sie angeblich die Miete nicht gezahlt hat, bekam eine 62-jährige Mieterin einer Wohnung der Deutschen Annington einen blauen Brief inklusive happiger Mahngebühren. Dabei hat Johanna Krug sehr wohl pünktlich bezahlt. Der Fehler liegt wohl im Verrechungssystem der Annington.
Johanna Krug wollte es nicht glauben, was sie da aus ihrem Briefkasten zog. Was in der Schule vor Jahren Schülern mit mäßigen Noten drohte, lag jetzt als sichtbarer Makel vor ihr: Ein blauer Brief. Ihr Vermieter, die Deutsche Annington, hatte das Schreiben für die vermeintlich säumige Mietzahlerin veranlasst. Dabei hatte die 62-Jährige, die seit 15 Jahren in der Lucasstraße in Horst wohnt, ein Guthaben auf ihrem Mietkonto.
Johanna Krug, die seit Jahren im Rollstuhl sitzt, ärgert sich nicht nur über das leuchtend blaue Dokument, das sie offensichtlich als Mietschuldnerin brandmarken solle, sondern auch über die „schlampige Arbeit“ des Vermieters. Mit 411,15 Euro soll sie angeblich im Mietrückstand sein, wird ihr vorgeworfen. Dazu wurden ihr Mahngebühren inklusive der Vormonate über 31,50 Euro aufgebrummt. Sollte sie nicht bis zum 27. Juli die fällige Summe bezahlen, kämen noch einmal Inkassogebühren zuzüglich einer Ausgabenpauschale dazu.
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Guthaben von den Heizkosten
Die Deutsche Annington hatte zur Eintreibung ihrer Forderung gleich die Konzerntochter „Deutsche Wohn-Inkasso GmbH“ als Vollstrecker eingeschaltet. Empört sich die 62-Jährige: „Aus der beigefügten Kontoaufstellung geht klar hervor, dass ich ein Guthaben auf dem Mietkonto habe. Bei der Annington weiß eine Hand nicht, was die andere tut.“ Sie beschloss, sich beim Vermieter über das „unverschämte Vorgehen“ beschweren.
Nach einer längeren Geduldsprobe am Telefon entkam sie schließlich doch noch der Endlosschleife und sprach mit einer Mitarbeiterin. Die habe zunächst festgestellt, dass die Forderung schon berechtigt sein werde. Bevor sie letztendlich doch einräumte, dass es auch ein Systemfehler sein könnte.
"Das Geld steht mir sofort zu"
Dabei kann sich Johanna Krug durchaus denken, warum die Annington bei der Abrechnung nicht so richtig durchblickt. Die 62-Jährige überweist ihre Miete Monat für Monat selbst, statt sie abbuchen zu lassen. Als sich im Mai bei der Abrechnung der Heizkosten ein Überschuss von 478 Euro ergab, verrechnete Johanna Krug ihr Guthaben mit der Monatsmiete für Juni. Sie überwies dementsprechend nur 65,32 Euro.
Die Annington schreibt ihren Mietern regelmäßig erst im übernächsten Monat die möglichen Guthaben gut. Eine Praxis, die die Horsterin nicht akzeptiert: „Das Geld steht mir sofort zu. Ich lasse es lieber auf meinem privaten Konto verzinsen, als Annington mit meinem Guthaben arbeiten zu lassen."
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Der Service ist schlechter geworden
Johanna Krug: „Wer nicht am Einzugsverfahren teilnimmt, der hat Schwierigkeiten mit dem Unternehmen. Jeder, der seine Miete überweist, scheint verdächtig zu sein.“ Viele Nachbarn hätten sich schon über den rüden Ton beschwert. Die Umstrukturierung bei Annington, ist Johanna Krug überzeugt, habe zu einer Verschlechterung des Services geführt.
So arbeite die neue Putzkolonne nicht gut und sei außerdem schlecht ausgestattet. Eine Fachfirma für die Gartenpflege existiere nicht mehr und einen direkten Ansprechpartner bei der Deutschen Annington gebe es schon lange nicht mehr.
Angst um eine Siedlung
Annington-Sprecher Dr. Jürgen Frech räumte Fehler ein und entschuldigte sich bei der Mieterin. „Die Mahnung hätte nicht herausgehen dürfen.“ Einen Ansprechpartner sollen die Mieter auch wieder bekommen. Im Dezember, so Frech, werde ein eigener Objektbetreuer eingestellt. Der Hausmeister soll möglichst in der Nähe der Quartiere wohnen und Sprechstunden anbieten.