Stuttgart. Neben Drogerie-Artikeln sollen auch andere Produkte des täglichen Bedarfs künftig in Schlecker-Märkten verkauft werden. Das ist der Plan der Gewerkschaft Verdi. Den mit den Wettbewerbern auf dem Drogeriemarkt könne Schlecker nicht konkurrieren. Das Tankstellen-Prinzip soll da helfen.

Eine Umwandlung in eine Art Mini-Supermarkt könnte der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker nach Auffassung der Gewerkschaft Verdi das Überleben sichern. "Um eine Nische in der Nahversorgung besetzen zu können, muss man seinen Kunden einen Mehrwert bieten", sagte der Verdi-Verhandlungsführer Bernhard Franke den "Stuttgarter Nachrichten". "Man wird also noch mehr Produkte des täglichen Bedarfs anbieten müssen, die über den Drogeriebereich hinausgehen", sagte der Gewerkschafter.

Dies sei vergleichbar mit dem Tankstellenprinzip. "Wer bei einer Tankstelle abends auf dem Nachhauseweg noch schnell eine Flasche Wein kaufen möchte, schaut auch nicht auf den letzten Cent", sagte Franke der Zeitung. Mit den Wettbewerbern allein über den Preis konkurrieren zu wollen, werde bei Schlecker nicht gelingen. Die Drogeriemarktkette sei im Kernsortiment derzeit bis zu 15 Prozent teurer als ihre Konkurrenten.

Keine guten Aussichten für Schlecker-Mitarbeiter

Schleppend geht derweil der Gewerkschaft zufolge die Arbeitssuche für die Ende März entlassenen Schlecker-Mitarbeiter voran. "Von den rund 11.200 Schlecker-Beschäftigten, die gekündigt oder freigestellt wurden, haben bis Ende April nur knapp 800 einen neuen Arbeitsplatz gefunden", sagte am Mittwoch Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger.

Den deutschlandweit rund 25.000 offenen Stellen im Einzelhandel stünden in der Branche zwölfmal so viele Arbeitssuchende entgegen. Hinzu komme der Umstand, dass es im Einzelhandel eine ganze Reihe an Arbeitsplätzen gebe, die nicht als tariflich bezahlte Vollzeitstellen, sondern in Teilzeit, Leiharbeit oder als Minijobs angeboten würden, erklärte Nutzenberger.

Verhandlungen stocken

Schlecker hatte Ende Januar Insolvenz angemeldet, nachdem das Unternehmen über Jahre Verluste angehäuft hatte. Im Rahmen seiner Sanierung schloss die Drogeriemarktkette Ende März mehr als 2000 Filialen. Über 10.000 Mitarbeiter wurden entlassen, nachdem der Aufbau einer Transfergesellschaft vor allem am Widerstand aus den Reihe der FDP gescheitert war.

Für die verbliebenen rund 13.000 Beschäftigten berät Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz derzeit mit der Arbeitnehmerseite über einen Sanierungstarifvertrag. Doch die Gespräche gerieten zuletzt ins Stocken, weil Verdi den Vorschlag der Insolvenzverwaltung, die Personalkosten drei Jahre lang um 15 Prozent zu senken, als zu hoch erachtet und ihm deshalb nicht folgen will.

Die Gewerkschaft Verdi hat nun ein Angebot zur Mitarbeiterbeteiligung vorgelegt. Die Gewerkschaft habe der Insolvenzverwaltung vorgeschlagen, die Personalkosten über drei Jahre um 10,5 Prozent zu senken, sagte ein Verdi-Sprecherin am Mittwoch in Frankfurt am Main. Mit diesem Angebot komme die Gewerkschaft dem Insolvenzverwalter nun "enorm entgegen", sagte die Verdi-Sprecherin. Dies sei auch "die absolute Schmerzgrenze der Beschäftigten". Nach den Berechnungen der Gewerkschaft würde Schlecker damit 98 Millionen Euro einsparen.

Allerdings solle dieses Sparziel nicht durch Gehaltskürzungen erzielt werden. "Was nicht geht, ist ein Eingriff in die Lohntüte. Dann müssten die Frauen aufstocken", sagte die Sprecherin. Stattdessen könnten beispielsweise Urlaubs- oder Weihnachtsgeld ausgesetzt oder bereits vereinbarte tarifliche Lohnerhöhungen für die Schlecker-Beschäftigten verschoben werden. (afp)