Gelsenkirchen. Die strategische Ausrichtung auf Produkte mit hoher Energieeffizienz zahlte sich für Vaillant aus. Für NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider sind die Erler vorbildliche „Eurofighter“.

Vaillant in Gelsenkirchen steht für gelungenen Strukturwandel in der Stadt, für ein Werk, das sich in weniger als einem Jahrzehnt vom Schließungskandidaten zum Vorzeigestandort gemausert hat – und Vaillant steht perfekt für die positiven Folgen eines in die Stadt getragenen Arbeitskampfs, der letztlich das Überleben des Betriebs und die Neuausrichtung auf zukunftsträchtige Energietechnologie vorantrieb.

Gründe genug in Wahlkampfzeiten für einen Polit-Auftritt in Erle. Mit dabei: NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider und die beiden sozialdemokratischen Landtagskandidaten Heike Gebhard und Markus Töns. Durch die Produktion begleitet wurden sie unter anderem vom Standortchef Franz Kleinschnittger und der Betriebsratsvorsitzenden Yasmin Rosenau. Sie war 2003 und 2004 maßgeblich daran beteiligt, dass Vaillant an der Emscherstraße nicht platt gemacht wurde.

"Mitbestimmung kein Hemmschuh"

Gerade dieses Beispiel zeigt der SPD, „dass Mitbestimmung kein Hemmschuh ist“. Es macht aus Gebhards Sicht deutlich, „dass Belegschaften großes Interesse an der Zukunft haben“, dass es sich lohne, „aufeinander zuzugehen und hilfreich ist, aus Betroffenen Beteiligte zu machen“.

1987 wurde das Werk in Erle gegründet, hatte zehn Jahre später fast 740 Mitarbeiter und kam schließlich mit klassischer Heiztechnik ins Trudeln. Auf die Produktion von Wärmepumpen, Solarthermie-Kollektoren und seit 2011 auch auf Kleinstkraftwerke zur Kratt-Wärme-Koppelung hat man sich seither bei Vaillant spezialisiert.

Der Gebäudebereich ist für Privathaushalte der größte Energieverbraucher, speziell Heizung und Warmwasseraufbereitung sind Kostentreiber. Während sich Verbraucher durchaus um Verbrauchswerte bei Elektro-Großgeräten oder Stand-By-Strom Gedanken machten, ließen sie oft die entscheidenden Kosten-Posten außer acht, stellt Kleinschnittger fest. Doch mittelfristig, ist der Werkleiter sicher, „geht die Tendenz ganz klar in Richtung Energieeffizienz“. Deshalb habe Vaillant die entsprechende strategische Entscheidung getroffen.

„Wir sind die einzigen, die alle Technologien an einem Standort produzieren“

„Wir investieren in Richtung Effizienz. Das würden wir nicht tun, wenn wir nicht daran glauben würden“, so Kleinschnittger. Damit liegt er auf Linie der Landesregierung. Schneider: Für uns ist die Energiequelle der Zukunft die Energieeinsparung.“

Vaillant ist für Töns und Gebhard ein „Unternehmen, dass auf die Zukunft gerichtet ist. In Gelsenkirchen sind wir auf solche Betriebe angewiesen.“ Durchorganisiert und „auf sehr hohem technischen Niveau“ hat Schneider Vaillant erlebt. In Gelsenkirchen, findet er, „gibt es zu wenig Unternehmen, die produzieren. Viel ist weggebrochen und relativ wenig nachgekommen.“ Umso wichtiger seien technologisch interessante, international wettbewerbsfähige und „hoffentlich auch profitable“ Betriebe.

"Vaillant Gelsenkirchen ein Eurofighter"

„Wir sind die einzigen, die alle Technologien an einem Standort produzieren“, betont Kleinschnittger und liefert Schneider eine Steilvorlage: „Insofern ist Vaillant Gelsenkirchen ein Eurofighter.“

Für Guntram Schneider und Betriebsrätin Yasmin Rosenau sind „Arbeitnehmer „1., 2. und 3. Klasse“ generell ein großes arbeits- und sozialpolitisches Thema – allerdings kaum bei Vaillant. Wenn es wie dort bei Leiharbeit allein „um die Abdeckung von Spitzen geht“, ist sie für Schneider okay, „wenn sie dazu dient, Stammbelegschaft zu reduzieren, müssen wir zu neuen Regelungen kommen“. Ebenso, wenn Menschen von Leiharbeit nicht leben können und soziale Leistungen geltend machen müssen. Rosenau: „Die Situation der Aufstocker ist aus meiner Sicht die größte Katastrophe.“

Leiharbeiter in Festanstellung überführt

250 Mitarbeiter fertigen in Erle im Zweischichtbetrieb in einer spezifischen Form der Gruppenarbeit. Sprich: Der Einsatzbereich ist austauschbar, die Qualifizierung hoch, die Flexibilität groß. 2008 waren fast 50 % der Belegschaft Leiharbeiter. Ihre Zahl wurde drastisch reduziert, viele wurden in Festanstellung überführt. Aktuell sind 15 Leiharbeiter beschäftigt. Vaillant zahlt ihnen einen Zuschlag von 1,40 Euro zum Stundenlohn. Gebraucht werden sie, um kurzfristig Auftragsspitzen abzudecken.

Metaller im Warnstreik

Warnstreik IG Metall, Schalker Markt in Gelsenkirchen 05.11.2008 / Fotos: Cornelia Fischer
Warnstreik IG Metall, Schalker Markt in Gelsenkirchen 05.11.2008 / Fotos: Cornelia Fischer © Cornelia Fischer
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