Gelsenkirchen.

Die Wirtschaft des Ruhrgebiets befand sich zur Jahresmitte 2011 auf dem Höhepunkt des Aufschwungs.

Zu diesem Ergebnis kommt die branchenübergreifende Konjunkturumfrage von „arbeitgeber ruhr“ unter 1500 Mitgliedsunternehmen, darunter etwa 330 Mitgliedsunternehmen der Metall- und Elektroindustrie. Für Dr. Christopher Schmitt, Geschäftsführer der Arbeitgeberverbände Emscher-Lippe, deuten die Konjunkturprognosen für das 2. Halbjahr allerdings auf eine nachlassende Dynamik hin. „Die jüngsten Ereignisse auf den Finanzmärkten haben die Angaben der Firmen noch nicht beeinflusst – die Wirkung wird sich erst nach Monaten zeigen.“

Ruhrgebietsunternehmen im Aufschwung

Bisher jedenfalls befanden sich die Ruhrgebietsunternehmen auf breiter Front im Aufschwung: 80 Prozent vermeldeten einen guten beziehungsweise noch besseren Auftragseingang als im Herbst 2010. Auch mit dem Umsatz waren drei von vier Unternehmen zufrieden. Bei den Renditen und der allgemeinen Geschäftslage vergaben rund 85 Prozent der Betriebe mindestens die Note befriedigend. Etwas schwächer fiel die positive Bilanz bei den Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie aus. Und jeder fünfte bis sechste Betrieb im Ruhrgebiet kämpft weiterhin mit schlechter Auftragslage, schwachen Umsätzen und unzureichenden Erträgen.

Eine Einschätzung, die Robert Sadowsky als 1. Bevollmächtigter der IG Metall Gelsenkirchen teilt. „Eigentlich ist die konjunkturelle Entwicklung ganz gut, die Nachfrage ist groß und die Auslastung der Betriebe sehr gut.“ Eigentlich.. Die europäische Finanzkrise („wir sprechen uns eindeutig für die Unterstützung von Ländern wie Griechenland, Eurobonds und eine gemeinsame Wirtschaftspolitik aus“) macht Sorgen. „Es gibt schon Firmen, die die Auswirkungen spüren, weil die Abnehmer ihrer Waren sich bedroht fühlen“, sagt Sadowsky. Im Bereich Gelsenkirchen und Gladbeck weiß er „von zwei Firmen, in den schon wieder über Kurzarbeit diskutiert wird.“

Zahl der Ausbildungsplätze erhöht

Immer noch stellen die Unternehmen im Ruhrgebiet neue Arbeitskräfte ein: Fast 30 Prozent von ihnen haben ihre Belegschaft im ersten Halbjahr aufgestockt. Allerdings beginnt diese Dynamik schon etwas an Schwung zu verlieren. Einer der Gründe dafür ist laut Schmitt, dass freie Stellen für Fachkräfte nicht besetzt werden können, wie fast jede fünfte Firma berichte. Ebenfalls jedes fünfte Unternehmen hat zugleich die Zahl der Ausbildungsplätze erhöht.

„Die Beschäftigung ist stabil, aber die Neueinstellungen sind sehr oft befristet und die Leiharbeit in Gelsenkirchen steigt langsam auf NRW-Niveau“, stellt Sadowsky fest.

Die Betriebe rechnen überwiegend mit einer weiterhin gesunden Entwicklung der Konjunktur, gehen aber von einem schwächeren Wachstum im zweiten Halbjahr aus. Das betreffe vor allem das Exportgeschäft. Die Verhältnisse seien von Branche zu Branche und von Betrieb zu Betrieb sehr differenziert geworden, so Schmitt. Zudem hätten manche Unternehmen die Krise der Jahre 2008 und 2009 noch nicht überwunden. Schmitt: „Ich sehe den Aufschwung zwar noch nicht als beendet an, allerdings scheint der Höhepunkt überschritten zu sein.“