Gelsenkirchen. . Oberbürgermeister Frank Baranowski interpretiert den guten Besuch der Kundgebung zum Tag der Arbeit in Gelsenkirchen als ein Zeichen der Stärke und der Solidarität mit den Menschen in Gelsenkirchen und auf der ganzen Welt, denen es schlecht geht. Das Motto: „Gute Arbeit für Europa – gerechte Löhne und soziale Sicherheit“.
Das „bella ciao, bella ciao, bella ciao“ singen viele Menschen auf dem Neumarkt fast flüsternd mit. Sogar als Musiker Heiko Fänger fordert, den Refrain ruhig lauter vorzutragen, ändert sich wenig – was diesem weltbekannten italienischen Protestlied noch mehr Intensität verleiht.
Die Melodie wurde einst von Reispflückerinnen der ehemaligen italienischen Provinz Terre d’Acqua (bei Bologna) gesungen. Es beklagt harte Arbeitsbedingungen. Bereits die 1906 erstmals dokumentierte Fassung trägt die Züge eines Protestliedes gegen den Chef, der „mit einem Stock in der Hand“ die Arbeit überwacht, das Leben der Frauen „aufzehrt“ und obendrein wenig zahlt – ein Lied wie geschaffen für den 1. Mai 2012 und die Forderungen der Gewerkschaften zum Tag der Arbeit: „Gute Arbeit für Europa – gerechte Löhne und soziale Sicherheit“.
Viele Inhalte, die auf der Neumarkt-Bühne angesprochen werden, sind bekannt. Im Kern geht es Josef Hülsdünker (DGB-Regionsvorsitzender) und Achim Meerkamp (Verdi-Bundesvorstand) um soziale und finanzielle Gerechtigkeit, um gerechte Verteilung des Geldes (Reichen-, Erbschafts- und Transaktionssteuer), um den Erhalt des Sozialstaates, um fairen Lohn für faire Arbeit – im Prinzip um einen demokratischen Sozialismus. Meerkamp fordert zudem die Rückkehr zum Spitzensteuersatz in Deutschland in Höhe von 52 Prozent, „wie zu Zeiten von Helmut Kohl“ – der ja Christdemokrat war.
Gegen Ungerechtigkeit
Oberbürgermeister Frank Baranowski interpretiert den guten Besuch der Kundgebung als ein Zeichen der Stärke und der Solidarität mit den Menschen in Gelsenkirchen und auf der ganzen Welt, denen es schlecht geht. Er spricht von den Leiden und von gesellschaftlicher Entsolidarisierung. Auch mit Blick auf die Länder, in denen Menschen verarmten und ihnen dafür noch das Mal des Schmarotzers (Griechenland) angehaftet würde. „Aber wer das verursacht hat, die Frage stellt niemand“, ruft Baranowski -- und meint die Finanzhaie.
Auseinanderdividieren lassen, das dürfe man sich nicht. Fordert der OB. Weder in Gelsenkirchen noch sonstwo. Löhne müssten angepasst werden. Zwei ausgeblutete Gruppen (Städte und Beschäftigte) dürften sich nicht gegeneinander ausspielen lassen. „Viel schlimmer als der Verdi-Abschluss sind für die Kommunen die Löhne, die nicht ausreichen, um das Leben zu finanzieren.“ Oder: Sechs von sieben Arbeitslosen in der Stadt bezögen Hartz IV und hätten kaum Aussichten.
„Bella ciao, bella ciao, bella ciao!“ – passt auch heute noch.
Forderungen des DGB
– Stopp für Fiskalpakt und Schuldenbremse,
– einen europäischen Marshall-Plan für Wachstum und Beschäftigung,
– Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in Europa,
– gerechte Ordnung,
– gesetzlicher Mindestlohn, gleicher Lohn für gleiche Arbeit in der Leiharbeit und Schluss mit Befristungen,
– für mehr Sicherheit im Alter: keine Beitragssenkungen.