Gelsenkirchen. . Die Generalversammlung der Flöz-Dickebank-Genossenschaft wählte die Vorsitzende der Genossenschaft ab. Die Mitglieder verlangen Einblick ins Konto.
Dicke Luft herrscht unter den Bewohnern der Siedlung Flöz Dickebank. Diesmal ist es nicht die unsichere Zukunft der Siedlung, die die Mieter bewegt. Empört und wütend sind sie über das dubiose Verhalten der Genossenschaftsvorsitzenden. Seit Jahren wissen die etwa 200 Mitglieder der „Wohnungsgenossenschaft Flöz Dickebank“ nicht, was mit ihren Einlagen passiert. Bei einer Generalversammlung im Pfarrsaal St. Joseph wurde die bisherige Vorsitzende Edeltraud Tomshöfer abgewählt.
Im September 2006 hatten bei der Gründung der Genossenschaft über 150 Mitglieder einen Anteil von jeweils 1000 Euro gezeichnet. Die Genossenschaft wollte unter anderem Ansprechpartner für den Vermieter Annington bei Gestaltungsfragen in der Siedlung sein.
Vorstand reduzierte sich auf eine Person
Der Führungsstil der Vorsitzenden geriet immer mehr in die Kritik der Mitglieder. „Die beißt jeden weg, der als Konkurrent in Frage kommt“, meinte ein Anwohner bei einem Treffen. So schrumpfte der ursprünglich fünfköpfige Vorstand immer mehr, entwickelte sich schließlich zum Einfrau-Betrieb.
Der Aufsichtsrat bat die Vorsitzende, die Mitgliederliste herauszugeben und Auskunft über den Kontostand der Genossenschaft zu erteilen. Aufsichtsratsvorsitzender Udo Brückner bestätigt die Recherchen der WAZ: „Wir forderten sie auf, zu einer Mitgliederversammlung einzuladen.“ Nichts geschah. Auch die per Satzung vorgeschriebene Kassenprüfung fand nicht statt. Die Vorsitzende gab die Unterlagen nicht heraus.
Der Frust und der Argwohn unter den Mitgliedern nahm immer mehr zu. Neun Bewohner hatten mittlerweile vom Vorstand die Rückzahlung ihrer Anteile gefordert. Schließlich verlangte ein Mitglied die Einberufung einer außerordentlichen Generalversammlung, zu der der Aufsichtsrat dann einlud.
Bald wird über Zukunft der Genossenschaft entschieden
Die Unsicherheit unter den Mitgliedern ist groß. Manche befürchten, ihr Geld gar nicht mehr wieder zu sehen. Einblicke in die Kasse scheint nur Edeltraud Tomshöfer zu haben. Die meisten der Bewohner haben kein Vertrauen mehr zur Vorsitzenden. In zwei Anträgen drückte sich das Misstrauen der Mitglieder aus. Sie warfen Tomshöfer „Verschleierungshaltung“ und fehlende Offenlegung der Finanzen vor. Einstimmig wurde die einst engagierte Kämpferin für den Erhalt der Siedlung ihres Amtes enthoben.
Zum neuen Vorsitzenden wählte die Versammlung Karl-Heinz Göllner. Dem Vorstand gehören noch Sabine Zimpel und Winfried Grupp an. Die Mitglieder stehen nun vor der Frage, einen Neubeginn zu starten oder die Genossenschaft aufzulösen. Ein Antrag zur Auflösung wurde auch gestellt. Er konnte noch nicht behandelt werden, da der neue Vorstand gerade erst gewählt worden war. Doch die Antwort werden sich die Mitglieder schon bald geben können. In vier Wochen soll bei der nächsten Versammlung über die Zukunft der Genossenschaft entschieden werden.
Zunächst muss Edeltraud Tomshöfer innerhalb von drei Tagen die Bilanzen vorlegen und das Genossenschaftsvermögen aushändigen. Brückner bedauert die Entwicklung, sieht aber keine andere Möglichkeit: „Wenn wir weiter nichts hören, werden wir eine einstweilige Verfügung vor Gericht erwirken, dass sie die Unterlagen herausgibt.“ Edeltraud Tomshöfer war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.