Gelsenkirchen. Die Mieter organisieren nach einer weiteren Versammlung in Ückendorf den Protest. Dabei gab es aber auch Streit über die Genossenschaft der Siedler. Die Deutsche Annington erweitert derweil die Mieterschutz-Rechte, die sie bei einem Verkauf festschreiben will.

Anhaltend dicke Luft über Flöz Dickebank: Die Siedler trafen sich zur nächsten Inforunde – im Heini-Wettig-Haus an der Ottilienaustraße. Brechend voll war der Versammlungsraum dort mit diesmal an die 100 Besuchern. Um Strategien, den Siedlungs-Verkauf abzuwenden, sollte es Donnerstag abend vornehmlich gehen, aber auch um Information. Mieterschützer und eine Bewohnerin der Zoosiedlung wurden von den Organisatoren eingeladen. 115 Häuser in Bismarck hatte die Bochumer Häusser-Bau vor Jahresfrist erworben, dort eine Sozialcharta vereinbart und bislang kaum Gesprächsstoff für ein Schreckensszenario geliefert.

Am Ende des Abends hatten sich Teilnehmer für Arbeitsgruppen gefunden, die sich um Demo und Aktionen, um Sponsoring oder Kontakte zu Wohnungsbauunternehmen kümmern wollen. Am Ende war auch ein offener Brief unterzeichnet, in dem die Siedler ihren Sorgen Ausdruck verleihen – doch zwischendurch war es immer mal wieder „ein bisschen chaotisch“.

Angst um eine Siedlung

Die historische Arbeitersiedlung Flöz Dickebank.
Die historische Arbeitersiedlung Flöz Dickebank. © WAZ FotoPool
picturegallery-133941_671402.jpg
© WAZ FotoPool
Randvoll gefüllt - der Pfarrsaal von St. Joseph.
Randvoll gefüllt - der Pfarrsaal von St. Joseph. © WAZ FotoPool
Stadtverordneter Udo Brückner (SPD), Baurat Michael von der Mühlen, Rainer Stücker vom Mieterverein Dormund, Hans-Joachim Härtling von der Deutschen Annington, Bezirksbürgermeister Bernd Lemanski, selbst Anwohner der Siedlung, Werner Wöll und Günther Brückner (beide CDU) bildeten das Podium.
Stadtverordneter Udo Brückner (SPD), Baurat Michael von der Mühlen, Rainer Stücker vom Mieterverein Dormund, Hans-Joachim Härtling von der Deutschen Annington, Bezirksbürgermeister Bernd Lemanski, selbst Anwohner der Siedlung, Werner Wöll und Günther Brückner (beide CDU) bildeten das Podium. © WAZ FotoPool
Blick in die Straße Flöz Dickebank
Blick in die Straße Flöz Dickebank © WAZ FotoPool
Rund 150 Anwohner kamen am Mittwoch, dem 23.02.2012, ins Pfarrheim der katholischen Kirche St. Joseph in Gelsenkirchen - Ückendorf, um sich über den geplanten Verkauf der historischen Arbeitersiedlung Flöz Dickebank zu informieren. Die Deutsche Annington will die Häuser , die u.a. zur Route der Industriekultur zählen, an die Häusser Bau verkaufen. Die Mieter der insgesamt 317 Wohnungen fürchten nun, das sie nach einer weitergehenden Einzelprivatisierung auf die Straße gesetzt werden könnten.Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool / 23.02.2012
Rund 150 Anwohner kamen am Mittwoch, dem 23.02.2012, ins Pfarrheim der katholischen Kirche St. Joseph in Gelsenkirchen - Ückendorf, um sich über den geplanten Verkauf der historischen Arbeitersiedlung Flöz Dickebank zu informieren. Die Deutsche Annington will die Häuser , die u.a. zur Route der Industriekultur zählen, an die Häusser Bau verkaufen. Die Mieter der insgesamt 317 Wohnungen fürchten nun, das sie nach einer weitergehenden Einzelprivatisierung auf die Straße gesetzt werden könnten.Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool / 23.02.2012 © WAZ FotoPool
Rückfront der Häuser
Rückfront der Häuser © WAZ FotoPool
Baurat Michael von der Mühlen, Rainer Stücker vom Mieterverein Dormund, Hans-Joachim Härtling von der Deutschen Annington sowie Bezirksbürgermeister Bernd Lemanski, selbst Anwohner der Siedlung.
Baurat Michael von der Mühlen, Rainer Stücker vom Mieterverein Dormund, Hans-Joachim Härtling von der Deutschen Annington sowie Bezirksbürgermeister Bernd Lemanski, selbst Anwohner der Siedlung. © WAZ FotoPool
Virchowstraße
Virchowstraße © WAZ FotoPool
Nachdenkliche Minen.
Nachdenkliche Minen. © WAZ FotoPool
Hinweistafeln informieren  über die historische Bedeutung der Siedlung.
Hinweistafeln informieren über die historische Bedeutung der Siedlung. © WAZ FotoPool
Sie ist städtbaulich und siedlungshistorisch die wichtigste Arbeitersiedlung der Stadt.
Sie ist städtbaulich und siedlungshistorisch die wichtigste Arbeitersiedlung der Stadt. © WAZ FotoPool
Blick hindurch zwischen zwei Häusern auf ein Garagentor, das mit dem Signet der Veltins Arena bemalt ist.
Blick hindurch zwischen zwei Häusern auf ein Garagentor, das mit dem Signet der Veltins Arena bemalt ist. © WAZ FotoPool
picturegallery-133941_671390.jpg
© WAZ FotoPool
Rainer Stücker vom Mieterverein Dormund moderierte die lebhafte Diskussion im Saal.
Rainer Stücker vom Mieterverein Dormund moderierte die lebhafte Diskussion im Saal. © WAZ FotoPool
Bereits in den 1970er Jahren hatten die Anwohner von Flöz Dickebank für den Erhalt gekämpft.
Bereits in den 1970er Jahren hatten die Anwohner von Flöz Dickebank für den Erhalt gekämpft. © WAZ FotoPool
Blick in die Virchowstraße
Blick in die Virchowstraße © WAZ FotoPool
An einem Haus in der Ottilienaustraße Kohlebriketts geliefert.
An einem Haus in der Ottilienaustraße Kohlebriketts geliefert. © WAZ FotoPool
Die Häuser teils in einem stark renovierungsbedürftigem Zustand.
Die Häuser teils in einem stark renovierungsbedürftigem Zustand. © WAZ FotoPool
Der Putz fällt von den Wänden.
Der Putz fällt von den Wänden. © WAZ FotoPool
picturegallery-133941_671393.jpg
© WAZ FotoPool
picturegallery-133941_671394.jpg
© WAZ FotoPool
picturegallery-133941_671395.jpg
© WAZ FotoPool
picturegallery-133941_671396.jpg
© WAZ FotoPool
picturegallery-133941_671397.jpg
© WAZ FotoPool
picturegallery-133941_671398.jpg
© WAZ FotoPool
Bezirksbürgermister Bernd Lemanski, selbst Anwohner, und der CDU-Fraktionsvorsitzende im Rat der Stadt, Werner Wöll.
Bezirksbürgermister Bernd Lemanski, selbst Anwohner, und der CDU-Fraktionsvorsitzende im Rat der Stadt, Werner Wöll. © WAZ FotoPool
Rund 150 Anwohner kamen am Mittwoch, dem 23.02.2012, ins Pfarrheim der katholischen Kirche St. Joseph in Gelsenkirchen - Ückendorf, um sich über den geplanten Verkauf der historischen Arbeitersiedlung Flöz Dickebank zu informieren. Die Deutsche Annington will die Häuser , die u.a. zur Route der Industriekultur zählen, an die Häusser Bau verkaufen. Die Mieter der insgesamt 317 Wohnungen fürchten nun, das sie nach einer weitergehenden Einzelprivatisierung auf die Straße gesetzt werden könnten.Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool / 23.02.2012
Rund 150 Anwohner kamen am Mittwoch, dem 23.02.2012, ins Pfarrheim der katholischen Kirche St. Joseph in Gelsenkirchen - Ückendorf, um sich über den geplanten Verkauf der historischen Arbeitersiedlung Flöz Dickebank zu informieren. Die Deutsche Annington will die Häuser , die u.a. zur Route der Industriekultur zählen, an die Häusser Bau verkaufen. Die Mieter der insgesamt 317 Wohnungen fürchten nun, das sie nach einer weitergehenden Einzelprivatisierung auf die Straße gesetzt werden könnten.Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool / 23.02.2012 © WAZ FotoPool
picturegallery-133941_671416.jpg
© WAZ FotoPool
picturegallery-133941_671401.jpg
© WAZ FotoPool
Kreuzung Flöz Dickebank / Otttilienaustraße.
Kreuzung Flöz Dickebank / Otttilienaustraße. © WAZ FotoPool
1/31

Und das hatte weniger mit dem anstehenden Siedlungsverkauf durch die Deutsche Annington zu tun, sondern mit einem alten Thema, das frisch aufgekocht wurde: über die – dahindümpelnde – Siedlergenossenschaft wurde heftig diskutiert. Um abgetretene Aufsichtsratsmitglieder, ausgefallenen Mitgliederversammlungen und bisher gezahlte Einlagen ging es. 2006 waren die Genossen angetreten, um perspektivisch den Kauf der Siedlung anzugehen. „Ich sehe da viel Sand im Getriebe“, stellte Udo Brückner anschließend fest. Er gehört zur Initiative Neue Wege für Flöz Dickebank, die gegründet wurde, auch um den drohenden Verkauf zu vereiteln. Strittig war bei der Versammlung, ob die Initiativler die Mieterschaft in Gänze vertreten.

Deutsche Annington will Dampf vom Kessel nehmen

Die Deutsche Annington versucht derweil, Dampf vom Kessel zu nehmen, indem sie die bislang vereinbarten Mieterschutzrechte nochmals ausweitet: Bergbaumieter (immerhin in 100 von 300 Wohnungen) behalten lebenslanges Wohnrecht, ebenso Menschen über 65 Jahre „Das sind rund weitere 40 %“, sagt Unternehmenssprecher Jürgen Frech. „Darüber hinaus wird es lebenslanges Wohnrecht für Mieter geben, die eine Härtefallregelung geltend machen können. Zum Beispiel, weil sie Verwandte pflegen.“

Mit Häusser-Bau wurde ein Vorvertrag notifiziert, gleichwohl gilt die Zusage der Deutsche Annington. Sie hat der Stadt bis Ende Mai eine Kaufoption zu gleichen Bedingungen eingeräumt.