Gelsenkirchen. . Von 4,8 Mio Euro aus dem Bildungspaket wurden 2011 nur 1,55 Mio Euro abgerufen. 18.500 berechtige Kinder gibt es in Gelsenkirchen.

Das 642 Millionen Euro starke Bundes-Bildungspaket wird nicht abgeholt. Nach Hochrechnungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) wurden 2011 bundesweit nur ein Fünftel der bereit stehenden Gelder für Nachhilfe, Schulessen oder Musikunterricht verwendet. In NRW waren es immerhin 50 Prozent. In Gelsenkirchen standen Bedürftigen Mittel in Höhe von 4,8 Mio zur Verfügung. In Anspruch genommen wurden 1,55 Mio Euro, also lediglich ein knappes Drittel.

Diesen Wert möchte Ina Geldermann, Abteilungsleiterin im Referat Erziehung und Bildung und dort zuständig für das Bildungs- und Teilhabepaket, relativiert wissen. Und zwar deshalb, weil die Stadt etwa bis zum 31. Juli 2011 an dem Landes-Sonderprogramm „Kein Kind ohne Mahlzeit“ beteiligt gewesen sei und bedürftige Kinder bis zu diesem Zeitpunkt in Sachen Mittagessen in Kita, Schule und Hort versorgt gewesen seien. „Wir haben in Gelsenkirchen eine sehr gute Quote erreicht in der Umsetzung“, sagt Ina Geldermann. Und noch etwas verfälsche die Gelsenkirchener Quote. Zwar seien alle 1150 Anträge auf Lernförderung bis zu den Sommerferien umgesetzt worden, „die Abrechnung erfolgt aber zeitversetzt“.

"Viele reagieren nicht"

18.500 antragsberechtigte Kinder gibt es in Gelsenkirchen, davon kommen 14.000 aus Hartz-IV-Haushalten, der Rest hat Eltern, die Wohngeld oder Sozialhilfe beziehen. 23.000 Leistungen wurden 2011 bewilligt. Spitzenreiter unter den Leistungen ist die Schulbedarfspauschale, die von 2011 bis dato 17.300-mal ausgezahlt worden ist. „Auch Wohngeldbezieher haben einen Anspruch auf Schulbedarffinanzierung. Sie wissen oft nichts von ihrem Glück. Deshalb haben wir die Wohngeldbezieher angeschrieben. Aber viele reagieren auch nicht“, sagt Geldermann.

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Kita- und Schulausflüge wurden 2800-mal bewilligt, Mittagessen 3400-mal, Teilhabeleistungen (Kultur, Sport, Mitmachen) 3450-mal. Ina Geldermann: „Der Bereich Teilhabeleistung ist noch ausbaufähig, aber mit 84.000 Euro bewilligten Mitteln liegen wir relativ gut.“ In Dortmund seien etwa nur 39.000 Euro, in Essen 46.000 Euro ausgeschüttet worden. Und während auf Landesebene 25 Prozent der Anträge unerledigt blieben, läge die Quote in Gelsenkirchen bei unter 1 Prozent.

"Der Süden wäre ein besserer Standort gewesen"

Das eigens für Fragen hinsichtlich des Bildungspakets eingerichtete Ladenlokal in Buer habe zwar nur etwa zehn Besucher am Tag („Der Süden wäre ein besserer Standort gewesen.“), Anträge würden in den städtischen Einrichtung ausliegen. Leistungen für Schulessen werden Gelsenkirchener Einrichtungen pauschal erstattet, Anträge müssen nicht gestellt werden. Auch die Bereiche Lernförderung, Mittagessen und Teilhabeleistungen seien zurück auf die Stadt übertragen worden. Geldermann: „Ein Jobcenter ist nicht in den sozialen Strukturen einer Stadt tätig.“