Dorsten. . Das „Paket für Bildung und Teilhabe“ für Kultur, Sport, Nachhilfeunterricht und Schulmaterial war gut gemeint, kommt aber oft nicht an bei betroffenen Kindern aus benachteiligten Familien, so die Erfahrung vieler Betreuer.
Das „Paket für Bildung und Teilhabe“ für Kultur, Sport, Nachhilfeunterricht und Schulmaterial war gut gemeint, kommt aber oft nicht an bei betroffenen Kindern aus benachteiligten Familien, so die Erfahrung vieler Betreuer.
Hürde 1: Das Wissen um die Möglichkeiten ist noch nicht sehr verbreitet. Susanne Warnke von der Mobilen Jugendhilfe Holsterhausen: „Die Leute machen sich nicht auf den Weg, brauchen dafür ganz viel Unterstützung.“ Folgen hat das, wenn Eltern den Antrag fast zwingend stellen müssen, etwa auf Zuschüsse zum Mittagessen in Kindergärten und Ganztagsschulen – es aber nicht tun. Doch sie müssen sich jetzt selbst kümmern, wo zuvor Landeszuschüsse und Spenden aus dem Dorstener Projekt „Kein Kind ohne Mahlzeit“ eingesprungen sind. Jetzt sind erste Eltern mit den Zahlungen in Verzug, erste Mahnbescheide wurden verschickt, berichten Verbände.
Hürde 2: Eltern, die genug wissen, scheuen sich dennoch, den Antrag zu stellen. Angst vor zu viel Bürokratie („noch ‚n Papier“). Angst auch davor, als benachteiligt erkannt zu werden. Denn Geld aus dem Teilhabepaket für Kinder wird direkt an die Träger überwiesen – eventuell also auch an einen Sportverein. Monika Stolla (Caritas): „Das empfinden Menschen als stigmatisierend.“ Frank Müller (Kinder-, Jugendlichen- und Familienzentrum Wulfen): „Das ist zumindest eine Schwellenangst. Daran sind auch schon Kontakte gescheitert.“
Hürde 3: Soooo viel Geld gibt’s aus dem Paket auch nicht. Bei der praktischen Familienhilfe Pfiff der Ev. Kirche in Barkenberg ist ein Teilhabe-Antrag schlicht daran gescheitert, dass die Mutter dafür mit dem Bus nach Dorsten hätte fahren müssen. „Da wäre das Geld wieder weg gewesen“, sagt Betreuerin Ilona Wettinger. Und: Die Möglichkeit zur Teilhabe erzeugt Folgekosten (siehe unser heutiges Adventslicht). Frank Müller: „Für Musik oder Sport gibt’s maximal zehn Euro im Monat. Das reicht für die Mitgliedsbeiträge im Fußballverein. Aber nicht für alles andere, was damit zusammen hängt.“
Hürde 4: Die Regeln sind streng. Zuschüsse für Nachhilfeunterricht etwa gibt es nur nach den Halbjahreszeugnissen. Eltern müssen Nachweise vorlegen, etwa Empfehlungen von Lehrern, berichtet Susanne Warnke.
Hürde 5: Die, die Betroffene unterstützen können, blicken teilweise selbst nicht durch. Frank Müller: „Das ist auch für uns als Helfende schwierig. Auch Sportvereine und Jugendzentren sind in dieser Thematik noch nicht richtig aufgestellt.“
Die bürokratischen Schwernisse sollten allerdings nicht davon ablenken, dass der Grundgedanke des Teilhabepakets richtig ist. Susanne Warnke von der Mobilen Jugendhilfe: „Eltern, die für ihre Kinder Geld aus dem Paket bekommen, freuen sich darüber schon. Aber das ist nur ein kleiner Teil.“