Gelsenkirchen. . Vor kurzem wunderten sich Mieter der Deutschen Annington über Werbung, in der ihnen Strom von RWE angeboten wurde. Sie witterten unerlaubte Datenweitergabe. Nun schluckten einige Mieter erneut. Die Annington hat die „Deutsche Wohn-Inkasso“ gegründet.

Der Immobilien-Makler „2 for Living“ aus Schermbeck bietet ihnen in dem Schreiben ihre aktuelle Mietwohnung der Deutschen Annington zum Kauf an. Darüber hinaus werden in dem Brief Banken beworben, die eine Finanzierung sicherstellen würden.

„Gängige Praxis“, beruhigt Annington-Sprecherin Katja Weisker. „Wenn ein Privatmensch eine Wohnung verkaufen möchte, bedient er sich auch der Hilfe eines Maklers. So machen wir das auch.“ Das Bochumer Unternehmen stütze sich dabei auf den Paragrafen 28 Absatz 1 Nummer 1 und 2 des Bundesdatenschutzgesetzes. Aber mindestens das ist dabei zweifelhaft, denn die Weitergabe von Daten an Dritte – und die räumt die Deutsche Annington in diesem Fall ein – regelt dieser Paragraf nicht abschließend.

Vielmehr müsste, so bestätigten Juristen auf WAZ-Anfrage, hierfür ein Vertragswerk geschlossen werden, dass den genauen Umgang mit den Daten regelt und auch die Vernichtung, falls kein Kauf zustande käme. Der Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit hat bereits Kenntnis von den Vorgängen und wird sie prüfen. Allein in Gelsenkirchen versucht der Immobilienriese 190 Wohnungen zu verkaufen.

Für Entsetzen hat darüber hinaus bei einigen Mietern ein ganz anderer Vorgang bei der Deutschen Annington gesorgt. Vor einigen Wochen hat das Unternehmen die „Deutsche Wohn-Inkasso“ gegründet. „Das mussten wir leider, weil die Zahlungsmoral bei einigen Mietern gesunken ist“, so die Unternehmenssprecherin.

Demnach schicke das Unternehmen säumigen Zahlern eine Mahnung – Gebühr 4,50 Euro. Einen Monat später folgt eine weitere Mahnung samt Inkasso-Gebühr. „Die bemisst sich nach der RVG-Gebührentabelle (Rechtsanwaltsvergütungsgestz, d. Red.), die sich an der Höhe des Ausstandes orientiert“, erklärt Katja Weisker.

Natürlich ginge es darum, die ausstehenden Zahlungen zu bekommen, aber auch darum, den Mietern mit Hilfe zur Seite zu stehen. „Jederzeit können wir über Ratenzahlungen sprechen, außerdem stellen wir Kontakt zu Schuldnerberatungen her. In Gelsenkirchen kooperieren wir mit der Caritas. Wir versuchen aber immer auch, diese zweite Stufe der Mahnung zu umgehen, indem wir selbst auf die Mieter zugehen“, so Weisker.