Gelsenkirchen. .

Nach dem Armutsbericht im Dezember legt der Paritätische Wohlfahrtsverband nun eine Studie zu Familien in Hartz IV vor. Diese zeigt unter anderem auf, dass Gelsenkirchen im Ruhrgebiet die höchste Quote von Kindern unter 15 Jahren hat, die von Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II (Hartz IV) leben. Diese Quote ist deutlich höher als in vielen Regionen Ostdeutschlands.

Der Verband leitet in erster Linie Forderungen an die Bundesregierung aus der Studie ab: Ausbau der Kindertagesbetreuung und Schaffung familienfreundlicher Arbeitsplätze, öffentlich geförderte Beschäftigungsangebote und sozialpädagogische Betreuung. Ferner wird eine deutliche Erhöhung des Kinderzuschlags gefordert, damit Familien mit Kindern nicht trotz eines vorhandenen Arbeitsplatzes zusätzlich auf Sozialleistungen angewiesen sind („Working Poor“). Schließlich wird eine deutliche Erhöhung der Hartz IV-Regelsätze für Kinder gefordert. Nach Meinung des Verbandes ist das Bildungs- und Teilhabepaket ein Flop.

"Ergebnisse kommen nicht überraschend"

Dr. Manfred Beck, Kultur-, Bildungs-, Jugend- und Sportdezernent der Stadt Gelsenkirchen, erklärt dazu: „Die Analyseergebnisse des Paritätischen kommen für uns nicht überraschend. Natürlich kennen wir die Arbeitslosenquote und den Anteil der Langzeitarbeitslosen sowie die finanziellen Probleme der Familien im Ruhrgebiet und in Gelsenkirchen. Auch den Forderungen des Verbandes in Richtung Bund kann ich mich weitgehend anschließen.

Sie zeigen meines Erachtens einerseits, dass Gelsenkirchen auf dem richtigen Weg ist, andererseits muss der geforderte Maßnahmen-Katalog deutlich erweitert werden. Bezüglich des Bildungs- und Teilhabepaketes hat die Stadt Gelsenkirchen allerdings durch offensive Ansprache von Familien eine weit höhere Inanspruchnahme als Vergleichskommunen. Trotz aller Kritik am Verfahren ist das Bildungs- und Teilhabepaket in Gelsenkirchen kein Flop!“

Arbeitsplätze entstehen nicht per Fingerschnipp

Neue Arbeitsplätze für Gelsenkirchen könnten nicht per Fingerschnipp geschaffen werden, heißt es von Seiten der Stadt. Ebenso wenig könne durch Umlegen eines Schalters die Qualifikation der Gelsenkirchener Bürger so verbessert werden, dass Unternehmen jene Arbeitskräfte in der Stadt fänden, die sie benötigen. Vielmehr sei eine langfristige Strategie erforderlich, die mit der Beratung und Unterstützung Schwangerer und junger Familien beginnt, sich über qualifizierte Bildung und Betreuung im Vorschulalter fortsetzt, im Schulalter ganzheitliche Wissens- und Persönlichkeitsentwicklung fördert und den Übergang Schule-Beruf erfolgreich gestaltet. Für diesen Ansatz sei die Stadt Gelsenkirchen mehrfach ausgezeichnet worden, so Beck, unter anderem mit dem European Award „City for Children“, als UN-Dekadenstadt Bildung für nachhaltige Entwicklung und der Landesauszeichnung für kulturelle Bildung. Zudem sei sie ausgewählt worden für das Projekt „Kein Kind zurücklassen - Kommunen in NRW beugen vor”.