Gelsenkirchen. .

Von München nach Gelsenkirchen: Am Mittwochabend kehrte Heidi Delbeck, die Tochter des Gelsenkirchener Widerstandskämpfers Karl Delbeck, zurück in die Heimat ihres Vaters. In der Dokumentationsstätte „Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“ sprach sie über das Leben des kommunistischen Widerständlers, seine Verfolgung durch die Nationalsozialisten und die Bedeutung des Gefängnisses München-Stadelheim für den NS-Widerstand.

Über die Erfahrungen ihres Vaters, der im Dritten Reich vom nationalsozialistischen Terrorregime immer wieder in Haft genommen und schwer gefoltert wurde, erfährt die Tochter Zeit seines Lebens nur bruchstückhaft etwas. Erst nach seinem Tod im Jahr 1972 fängt sie an, sein Schicksal aufzuarbeiten. Karl Delbeck kommt 1898 in Erle zur Welt. Er ist ein uneheliches Kind und wächst zunächst bei seiner Großmutter auf. Nach Abschluss der Volksschule arbeitet er auf der Zeche Nordstern als Bergmann. Im Ersten Weltkrieg kämpft er an der Westfront und beginnt in der Weimarer Republik, sich als Gewerkschaftler für die Rechte der Arbeiter stark zu machen.

Verhaftung nach der Rückkehr

Ende der 1920er Jahre tritt Delbeck in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 beginnt für ihn eine Zeit der Verfolgung und des Versteckens. Delbeck flieht in die Niederlande. Doch bereits im Juli kehrt er zurück nach Deutschland. Die KPD ist nach der Verhaftung vieler Funktionäre nicht mehr arbeitsfähig. Delbeck soll die Partei reorganisieren. Doch das NS-Regime verhaftet ihn kurz nach seiner Rückkehr. Bis 1938 bleibt er fast ununterbrochen in Haft, wegen „Unterstützung der KPD und Vorbereitung zum Hochverrat“. 1943 schließt er sich der Zielasko-Gruppe an, einem Widerstandsbündnis im Ruhrgebiet um den Gladbecker Bergmann und Kommunisten Franz Zielasko.

Keine Rückkehr nach Gelsenkirchen

Doch die Gruppe wird verraten. Im August 1943 werden die Mitglieder verhaftet und 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Karl Delbeck gelingt es, sein Urteil mehrfach aufschieben zu lassen und somit seiner Hinrichtung zu entkommen. Kurz vor der Kapitulation wird das Stadelheimer Gefängnis geräumt und die verbliebenen Gefangenen im April 1945 auf einen Todesmarsch nach Dachau geschickt. Delbeck flieht und überlebt. Nach Gelsenkirchen kehrt er nicht mehr zurück. Zusammen mit seiner zweiten Frau lässt er sich in Oberbayern nieder und bleibt bis zu seinem Tod 1972 weiterhin politisch aktiv.

Gedenken an NS-Opfer

Der Kölner Bildhauer Gunter Deming (mit Hut) ...
Der Kölner Bildhauer Gunter Deming (mit Hut) ... © WAZ FotoPool
kam erneut in die Stadt, um ...
kam erneut in die Stadt, um ... © WAZ FotoPool
18 weitere Stolpersteine zu verlegen.
18 weitere Stolpersteine zu verlegen. © WAZ FotoPool
Allein vor dem Haus Bismarckstraße 152 ließ er acht Steine in den Boden ein.
Allein vor dem Haus Bismarckstraße 152 ließ er acht Steine in den Boden ein. © WAZ FotoPool
Der jüdische Vorbeter Nurieh Sommerfeld verlas das traditionelle Totengebet. Hinter ihm stehen Oberbürgermeister Frank Baranowski (li.) und Judith Neuwald-Tasbach, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde.
Der jüdische Vorbeter Nurieh Sommerfeld verlas das traditionelle Totengebet. Hinter ihm stehen Oberbürgermeister Frank Baranowski (li.) und Judith Neuwald-Tasbach, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde. © WAZ FotoPool
Mehr als 27000 Steine hat Demnig seit 1996 in rund 600 Städten...
Mehr als 27000 Steine hat Demnig seit 1996 in rund 600 Städten... © WAZ FotoPool
bisher verlegt - in neun europäischen Ländern.
bisher verlegt - in neun europäischen Ländern. © WAZ FotoPool
Anfangs geschah dies ohne Erleubnis der Behörden, seit 2001 aber mit Zustimmung.
Anfangs geschah dies ohne Erleubnis der Behörden, seit 2001 aber mit Zustimmung. © WAZ FotoPool
Todestag und - ort eingraviert sind.
Todestag und - ort eingraviert sind. © WAZ FotoPool
In Gelsenkirchen verlegte Deming im Jahr 2009 erstmals die Gedenksteine, in die ...
In Gelsenkirchen verlegte Deming im Jahr 2009 erstmals die Gedenksteine, in die ... © WAZ FotoPool
jeweils Name, Geburtsort und -datum sowie
jeweils Name, Geburtsort und -datum sowie © WAZ FotoPool
Der Gelsenkirchener Musiker Norbert Labatzki spielte Klezmer- Lieder auf der Klarinette.
Der Gelsenkirchener Musiker Norbert Labatzki spielte Klezmer- Lieder auf der Klarinette. © WAZ FotoPool
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