Gelsenkirchen. Zur Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus wurden 18 Stolpersteine verlegt. Am 20. August folgen vier weitere Steine.
Eine kleine Menschenmenge hat sich Anfang dieser Woche an der Bismarckstraße 152 versammelt. Bei brütender Hitze wartete sie auf den Kölner Bildhauer Gunter Demnig, der hier zum Abschluss einer großen Stolperstein-Verlegeaktion acht pflastersteingroße Gedenktafeln zur Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus verlegte.
„Erinnern hat bei uns Tradition“, sagt Oberbürgermeister Frank Baranowski, der ebenso wie Judith Neuwald-Tasbach, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, bei der Verlegung dabei war. Ziel des Projekts von Gunter Demnig ist es, NS-Opfern ein Denkmal dort zu setzen, wo sie lebten – genau vor ihrer Haustür. Die kleinen Erinnerungszeichen, die auf zahlreiche Orte verteilt sind, bilden zusammen genommen ein dezentrales Denkmal.
Stille Mahnmale
An der Bismarckstraße 152 wurden Steine zu Ehren von Kurt Rosengarten, der fünfköpfigen Familie Hirschhorn und Toni und Moritz Meyer ins Pflaster des Gehwegs eingelassen. Mark A. Meyer, der einzige, überlebende Enkel der Eheleute Meyer, konnte persönlich nicht an der Verlegung teilnehmen. Heike Jordan, die sich mit der Projektgruppe „Stolpersteine“ ehrenamtlich für die Umsetzung des Stolperstein-Projekts in Gelsenkirchen einsetzt, verlas stellvertretend für ihn seine Gedanken: „Niemals habe ich meine Großeltern kennengelernt, niemals ihre Stimmen gehört.
Toni und Moritz Meyer hatten niemals ein Grab, das ich hätte besuchen können. Die kleinen Stolpersteine künden schweigend davon, dass hier in dieser Stadt einst zwei liebenswerte und unschuldige Menschen gelebt haben.“
Musikalische Akzente mit Klezmer-Musik
Die über Patenschaften finanzierten Stolpersteine sind mit einer Messingschicht überzogen, in die Name, Geburts-Jahrgang, Verfolgungsschicksal und Todestag des Verstorbenen eingraviert sind. Nur wenige Informationen gab es von Kurt Rosengarten. Seine Stolperstein-Patin Regina Hölscher-Christ, trug deshalb ein Gedicht von Jesse Krauß vor. „Plötzlich sind die Menschen anders zu dir“, begann sie und rührte die Menge: „Nein, sie können ja nicht. Wir sind ja trotz allem Menschen.“
Während Gunter Demnig mit einer kleinen Schaufel die Steine verlegte, setzte der Klezmer-Musiker Norbert Labatzki musikalische Akzente. Zusätzlich betete der jüdische Vorbeter Arieh Sommerfeld betete das „El Male Rachamim“, das traditionelle Totengebet. „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg“, mit diesen Worten schloss Bärbel Beuermann, Fraktionsvorsitzende Die Linke im Landtag NRW, die Verlegung ab.
Die Gruppe löste sich auf. Zurück bleiben die Stolpersteine, ein paar Rosen und ein kleiner Zettel mit der Inschrift: „Verbot aller faschistischen Organisationen“. Insgesamt wurden an diesem Tag 18 Steine verlegt. Vier weitere Stolpersteine werden am Samstag, 20. August, folgen.