Gelsenkirchen.
Das Schaufenster des leer stehenden Ladenlokals am Wiehagen 8-10 trägt noch das große, vertraute Logo. An der Eingangstür hängt ein schlichtes, weißes DIN A-4 Blatt. Überraschte Besucher des Job-Cafés erfahren: Geschlossen seit dem 16. Februar, demnächst in neuen Räumen an der Bochumer Straße 9.
„Ist ja ein Ding“, dachte sich auch ein Ehepaar aus der Neustadt. Zumal die WAZ doch gerade erst darüber berichtet hatte, dass die beiden Bürgerarbeiter vom Tossehof auch hier „angedockt“ sind. Außerdem hatte sich die Wohnungseigentümer-Gemeinschaft vor dem Einzug von Café und Arbeitslosen-Beratungsstelle im Jahr 2009 einmütig darauf verständigt, 6000 Euro aus der Eigentümerkasse in die zwingend erforderlichen Sanierungsmaßnahmen zu investieren.
Dafür, so erinnert sich das Ehepaar aus dem Gebäudekomplex, sei die Aussicht auf langfristige Mieter eröffnet worden. Eine gute Aussicht, gab es doch bis dahin immer wieder unangenehme Ereignisse im Eingangsbereich des Hauses. „Vor Weihnachten hat mir Köchin Helene zum ersten Mal erzählt: Wir ziehen bald aus“, sagt ein Wohnungseigentümer. Da sei er platt gewesen.
Weniger Fördermittel
Nun ist die Caritas-Crew raus – und mindestens bei dem Ehepaar wächst die Sorge: Was passiert jetzt mit den Räumen? Und: Warum ist die Caritas ausgezogen?
Die Frage ist leicht beantwortet. Christian Stockmann, Leiter des Fachbereichs Gesundheit und Soziales beim Caritasverband: „Wir haben für die nächsten Jahre weniger Fördermittel zur Verfügung. Daher können wir die Mietkosten nicht mehr stemmen.“ Vivawest als Vermieter des neuen Caritas-Lokals an der Bochumer Straße 9 beschränke sich darauf, lediglich die anfallenden Nebenkosten in Rechnung zu stellen. Von der Vereinbarung, dass die Eigentümer-Gemeinschaft Wiehagen 8-10 an den Sanierungsmaßnahmen finanziell beteiligt waren, wusste er im übrigen nichts.
Lange nach Mietern gesucht
Stefan Eismann, kaufmännischer Leiter der Gelsenkirchener Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GGW), der die Kündigung des Mietvertrages und den Auszug des Job-Cafés grundsätzlich bedauert, erläuterte gegenüber der WAZ, wie es überhaupt zur Kostenbeteiligung der Wohnungseigentümer gekommen sei. Lange habe die GGW nach Mietern gesucht und schließlich Kontakt zur Caritas aufgenommen.
"Allerdings mussten wir zuerst eine Nutzungsänderung für die Räume beantragen“ Bei der damit verbundenen brandschutztechnischen Kontrolle hätten sich deutliche Mängel gezeigt. So habe unter anderem eine Brandschutzwand gezogen werden müssen. Kosten: 20.000 €. Da die Mängelbereiche zum Gemeinschaftseigentum gehören, sei das Geld aus der Eigentümerkasse in die Finanzierung dieser nachhaltigen Maßnahmen geflossen.