Gelsenkirchen.

Peter Gruchociak hatte es aus der Zeitung erfahren: Gelsenkirchen will beim bundesweiten Projekt Bürgerarbeit mitmachen und Stellen anbieten. Der Mann wurde hellhörig.

Immerhin war der heute 47-Jährige da bereits zwei Jahre arbeitslos, fand trotz einer Umschulungsmaßnahme zur Fachkraft für Lagerlogistik keinen Job, bezog Hartz IV. Also zog Gruchociak vor einem Jahr zum Integrationscenter für Arbeit Gelsenkirchen (IAG) und bekundete sein ausdrückliches Interesse an einer Bürgerarbeitsstelle.

Seit 1. November 2011 hat er einen Arbeitsvertrag in der Tasche. Befristet auf drei Jahre und wöchentlich 30 Stunden macht er Bürgerarbeit in Bulmke-Hüllen. An seiner Seite: Norbert Hennemann, gelernter Bergmechaniker, 48 Jahre alt und 2009 aus gesundheitlichen Gründen arbeitslos geworden. Er ist der zweite Mann im Projekt „Bürgerarbeit in Bulmke-Hüllen“.

Stadtteil sicherer und sauberer machen

Mitte 2011 brachte Werner Skiba die Idee ins Bulmker Forum ein. „Das war zu dem Zeitpunkt, als die 150 Bürgerarbeitsstellen für Gelsenkirchen genehmigt waren.“ Mit dem Caritasverband, genauer gesagt dessen Fachbereich Gesundheit und Soziales um Judith Przygodda, fand sich schnell ein Träger für die Realisierung der Idee, den Stadtteil Bulmke Hüllen sicherer und sauberer zu machen und den Bürgern Ansprechpartner zur Verfügung zu stellen, die draußen unterwegs sind. Unterwegs im Burgers und im Bulmker Park, unterwegs am Tossehof, auf den Plätzen Schalker Verein und Bunkerfreizeitlandschaft, unterwegs auf den Spielplätzen.

„Das Projekt zeigt bereits jetzt erste Erfolge“, sagt Judith Przygodda. „Das Schwierige an der Bürgerarbeit ist, Nischen zu finden. Die eingerichteten Arbeitsplätze müssen zusätzlich und im öffentlichen Interesse sein.“ Sie dürfen nicht im Wettbewerb zum Arbeitsmarkt stehen. Der Bund finanziert einen Teil des Lohns. So richtig viel verdienen sie aber nicht, wie Peter Gruchociak und Norbert Hennemann einräumen. Letzterer meint: „Ich habe heute 50 Euro weniger.“ Dafür ist er allerdings raus aus Hatz IV und Beschäftigter der Caritas. Der gewonnene Status wiegt den Verlust auf.

Bürgerarbeiter haben drei Anbindungspunkte

Die beiden Bürgerarbeiter haben drei Anbindungspunkte: den Quartiersladen Tossehof, den Stadtteilladen an der Wanner Straße und das Jobcafé Wiehagen. „Wichtig ist die Kleinräumigkeit beim Einsatz der Beiden“, sagt Beate Rafalski vom Quartiersladen. „Das erhöht auch den Wiedererkennungseffekt.“ Was Werner Skiba bestätigt: „Die Rückmeldungen aus der Bürgerschaft sind positiv.“

Die beiden Männer in ihren roten Jacken mit Namensschildern und Bürgerarbeit- sowie Caritas-Logo verstehen sich schließlich auch als Ansprechpartner für die Menschen im Stadtteil. Aber: Wer seinen Müll wild entsorgt, seinen Hund Gassi führt und die Haufen liegen lässt oder wer im Park die Enten füttert, der wird seinerseits von den Beiden angesprochen, aufgeklärt und gebeten, sein Verhalten künftig zu ändern.

"Es gibt Leute, die gucken einfach weg"

Für rasche Hilfe in der Not steht dem Duo Gruchociak/Hennemann gleich das ganze Netzwerk an helfenden Händen telefonisch zur Verfügung. Polizei, Feuerwehr, Gelsendienste, Kommunaler Ordnungsdienst, Bulmker Forum, Spielplatzpaten, Streetworker oder Parkjäger. Dort melden sich die Zwei je nach Bedarf und fordern Hilfe beziehungsweise Unterstützung an.

„Das Beste war heute Morgen das Bett samt Bettkasten im Burgerpark“. Peter Gruchociak schüttelt den Kopf. Er bat Gelsendienste um die Entsorgung. „Es gibt aber auch Leute, die gucken einfach weg“, berichtet Norbert Hennemann. Die würden wilden Müll schlichtweg ignorieren, anstatt etwas zu sagen.

Dass sie im November die Arbeit aufgenommen haben, finden die Männer richtig gut. Denn: Die kalte Jahreszeit sei gut zum einarbeiten gewesen. Im Frühjahr und Sommer komme sicher mehr Arbeit auf sie zu. Auf die, die nach Werner Skibas Einschätzung so etwas sind wie die guten, alten Parkwächter.

Wenn es die Menschen wieder mehr ins Freie zieht, werden die Bürgerarbeiter ihre Arbeitszeit flexibler gestalten – und auch abends häufiger zu sehen sein . . .