Durchweg positiv fiel die Bilanz der Caritas am Dienstag nach Eröffnung ihres integrativen Supermarkts "carekauf" im Tossehof aus.

Eine Bitte richtete OB Frank Baranowski gestern Morgen zur Eröffnung von „carekauf” an die Bewohner im Tosshof: „Jetzt kaufen Sie auch hier ein!” Zumindest am gestrigen Eröffnungstag war dieser Appell überflüssig - mussten die Türen des integrativen Supermarkts der Caritas in Hüllen wegen des riesigen Andrangs doch früher als geplant geöffnet werden.

Mehr als 30 Meter lange Schlangen bildeten sich zwischenzeitlich vor den beiden Kassen. Vor allem die Eröffnungsangebote gingen weg wie geschnitten Brot. Spanische Erdbeeren (66 Cent die Schale) packten die Kunden ebenso in den Wagen wie Schlangengurke für 29 Cent das Stück oder drei Tiefkühlhähnchen für 5 Euro.

Und auch der OB ließ Worten Taten folgen: Mit Äpfeln und Bananen („für mein Büro”) reihte er sich brav in die Schlange ein, wurde aber trotzdem skeptisch beäugt: „Warum soll ich den vorlassen?”, echauffierte sich ein Bürger ohne jeden Anlass. „Der ist doch nichts Besseres als ich!”

Dass „carekauf” etwas Besseres beziehungsweise etwas ganz Besonderes ist, daran hatten zuvor alle Redner keinen Zweifel gelassen: „Das ist ein Supermarkt mit zwei ,super'”, sagte Ulrich Adlhoch (Landschaftsverband Westfalen-Lippe). Der Laden schließe nicht nur eine Lücke in der Nahversorgung. Sondern: Die Caritas schaffe mit ihrer Integrationsfirma auch Jobs für 14 Menschen, die es bisher auf dem Ersten Arbeitsmarkt u.a. wegen ihrer Schwerbehinderung oder ihres Alters nicht leicht hatten. Diese Integrationsfunktion sei auch dringend nötig, betonte NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann: „Auf der Suche nach einem Arbeitsplatz hatten es Menschen mit Handicap noch nie so schwer wie heute.” Die „öffentlichen Hände” hätten sich mächtig ins Zeug gelegt: „Auf lange Sicht muss der Laden aber schwarze Zahlen schreiben”, sagte Laumann. Für diesen Fall entwickelte der OB bereits eine Vision: „Wenn das Modell erfolgreich ist, kann ich mir vorstellen, dass es auch auf andere Bereiche der Stadt übertragen wird.”

Zum Caritas-Modell im Tossehof zählt auch das dem Supermarkt angeschlossene „Cafe Pause”. Kaffee, Kuchen, Suppe und Fingerfutter gingen dort zur Feier des Tages für jeweils 50 Cent über die Theke. Zum künftigen Angebot zählten aber auch Spielenachmittage oder Ausflüge, sagte Caritas-Geschäftsführer Peter Spannenkrebs.

Diverse Auftritte und Darbietungen von den Kitas und der Grundschule der Siedlung rundeten Tag 1 von carekauf ab. Und wie fällt das Fazit von Christian Stockmann (Caritas), dem „Vater” des integrativen Supermarkts, am Ende des Premierentages aus? „Es ist super gelaufen. Wir haben viel Lob bekommen; Jung und Alt waren begeistert. Und auch die Profis von Rewe haben uns bescheinigt, dass der Start erfolgreich war.”