30 Jahre Kontaktzentrum an der Husemannstraße, das heißt auch: 30 Jahre Einsatz für sehr schwierige Persönlichkeiten. Das bedeutet zuhören und verstehen - auch und wenn die Dinge anders laufen, als geplant

„Wir bestimmen hier nicht über andere Menschen, jeder Mensch bestimmt für sich selbst.” Diese Erkenntnis hilft Munevera Ackermann in ihrem Berufsalltag mit schwerst Drogenabhängigen, hilft ihr, wenn die Dinge anders laufen, als geplant, anders als gut.

Die Arbeit des Kontaktzentrums in der Husemannstraße ist niederschwellig, diese Unverbindlichkeit macht es den Abhängigen leichter, Hilfe anzunehmen. Schon bei der Gründung des Vereins „Sucht-Jugend-Kommunikation” stand dieser Gedanke im Mittelpunkt. 30 Jahre ist das nun her, drei Jahrzehnte, in denen sich nicht nur die Arbeit mit Drogenabhängigen verändert hat, sondern auch die Abhängigkeit selbst.

„Damals”, erinnert sich Ackermann, "gab es keine offene Szene”. Und mit der Einführung der Substitution verschoben sich die Probleme. „Heute gibt es kaum noch jemanden, der nur Heroin nimmt”, weiß die Geschäftsführerin, „meist sind die Leute mehrfach abhängig, illegale Drogen, Medikamente, Alkohol”. Insgesamt schätzt die Stadt die Zahl Abhängiger illegaler Drogen auf ca 1500 in Gelsenkirchen, ein Drittel Frauen, ein Viertel Migranten und immer öfter auch ältere Menschen. 580 Gelsenkirchener sind substituiert - bekommen in einer Langzeittherapie legale Stoffe, die die Drogen ersetzen. Im letzten Jahr besuchten 360 Abhängige das Kontaktzentrum.

Doch hinter jeder nackten Zahl steckt ein Mensch, eine Geschichte. „Deshalb ist Beziehungsarbeit das Wichtigste an unserem Job”, betont Ackermann, die persönliche Ebene in allem, was das Kontaktzentrum mittlerweile leistet: Präventionsarbeit in Schulen, Fahrschulen, auf der Straße, Beratung, Begleitung, betreutes Wohnen, Aktiv-Jobs und seit Neustem auch ein Nasses Cafe. All das, unterstützt durch neun pädagogische Fachkräfte und 15 Aktiv-Jobber. Doch auf dem Erreichten ruht sich heute trotz aller Feierlichkeiten zum Jubiläum niemand aus. „Der nächste denkbare Schritt wäre es”, überlegt Ackermann, „auch in Buer eine Beratung für den illegalen Bereich zu schaffen.” Außerdem stehen auf ihrer Liste noch die vielen abhängigen Mütter. Für sie möchte der Verein nächstes Jahr ein Gruppenangebot schaffen.

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