Gelsenkirchen. Silke Hautmann will einfach nur arbeiten. Aber sie kann nicht. Die 33-Jährige ist an den Rollstuhl gefesselt, benötigt einen Fahrdienst, der sie zur Arbeit fährt und auch wieder nach Hause bringt. Der Bundesfreiwilligendienst wäre die Lösung - aber niemand will die Fahrtkosten übernehmen.

Silke Hautmann will einfach nur arbeiten. Aber sie kann nicht. Die 33-Jährige ist an den Rollstuhl gefesselt, benötigt einen Fahrdienst, der sie zur Arbeit fährt und auch wieder nach Hause bringt. Im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes könnte sie auch eine Stelle haben. An der Pforte des Bruder-Jordan-Hauses könnte sie an fünf Tagen in der Woche insgesamt 39 Stunden arbeiten. Doch die Fahrtkosten will niemand übernehmen. Arbeit, Integration und Teilhabe einer behinderten jungen Frau scheitern an 200 Euro im Monat.

„Ich habe schon längere Zeit im Rahmen einer Maßnahme im Bruder-Jordan-Haus gearbeitet. Mir macht es Spaß, die Tätigkeiten dort schaffe ich und ich will unbedingt arbeiten“, sagt Silke Hautmann. Mehr als 50 Euro Fahrtkostenzuschuss kann die Caritas als Träger der Einrichtung aber nicht gewähren, für die anderen 150 Euro fühlt sich niemand zuständig.

Eine Gesetzeslücke

Auf Anraten wandte sich Silke Hautmann an das Jobcenter, suchte dort offene Ohren für ihr Anliegen, fand sie aber nicht. Schlimmer noch, die 33-Jährige fühlte sich von den Mitarbeitern dort nicht gut behandelt. „Selbstverständlich werden wir Frau Hautmann zu einem Gespräch einladen, um Differenzen aus der Welt zu schaffen. Leider sind uns bei der Übernahme der Fahrtkosten aber die Hände gebunden. So etwas dürfen wir nur im Falle einer Festanstellung, die sozialversicherungspflichtig ist“, erklärt Susanne Auth, Pressesprecherin des Jobcenters.

Karl Buron, Leiter der Verwaltungsstelle Freiwilligendienste im Bistum Essen, hat den Fall längst der Zentralstelle des Bundesfreiwilligendienstes gemeldet. „Es scheint sich dabei um eine Gesetzeslücke zu handeln. Es hat wohl niemand damit gerechnet, dass sich Schwerbehinderte auf eine Stelle des Bundesfreiwilligendienstes bewerben“, so Buron.

Silke Hautmann hilft all das nicht weiter. Markus Pudel, Leiter des Bruder-Jordan-Heimes, würde sie nur zu gern beschäftigen. Allerdings kann er das nur, wenn die Fahrkostenübernahme gesichert ist. Und so sucht Silke Hautmann weiter nach einer Lösung. Sie will doch nur arbeiten.

9 Euro Fahrtkosten pro Tag

Mehrere Angebote hat Silke Hautmann eingeholt, um den günstigsten Beförderungspreis zu ermitteln. Die zehn Minuten Fahrt von ihrer Wohnung zum Bruder-Jordan-Haus würden sie im preisgünstigsten Fall neun Euro am Tag kosten.