Gelsenkirchen. Schwarze Bühne mit einsamer Gitarre im roten Scheinwerferlicht, proppenvoller Saal...
Und über der Szenerie im Scholvener Kurt-Schumacher-Haus die Duftnote Pommes-Currywurst extra scharf: lokalpolitischer Aschermittwoch von Falken-Bauverein und -Unterbezirk. Dieser Tag, so flachste Bauvereins-Vorsitzender Lothar Urban Mittwochabend zur Begrüßung augenzwinkernd, diene ja bekanntlich zur Abrechnung mit dem politischen Gegner.
Darauf konnte er allerdings gut verzichten (wie übrigens am selben Tag ausnahmsweise auch die üblichen Verdächtigen im Süden der Republik). „Mit wem soll ich mich in Gelsenkirchen auseinander setzen?“ Urban formulierte stattdessen einen ernsten politischen Wunsch: „Zweieinhalb Jahre nach der Wahl muss unser Ziel sein, die rechten Socken wieder aus dem Rat zu kriegen.“
Thema Rechtspopulismus
Und wechselte schließlich das Thema mit Blick auf gesellschaftliche Defizite. Es könne und dürfe nicht sein, dass Kinder ohne Frühstück aus dem Haus gehen und keine warme Mahlzeit erhielten. „Was nützt das Kindergeld, wenn es bei den Kindern nicht ankommt?“ Urban setzte nach: „Was nützen Steuererleichterungen, wenn die Menschen keine Arbeit haben?“
Auch Paul Erzkamp, einer der beiden Vorsitzenden des Falken-Unterbezirks, griff das Thema Rechtspopulismus beziehungsweise die NSU und ihre Greueltaten in den letzten zehn Jahren in seinem Beitrag auf und stellte fest: „Faschismus ist kein Randphänomen, sondern kommt aus der Mitte der Gesellschaft.“
Zur Sozialistischen Jugend selbst – neuerdings mit Julia Rakowski als Doppelspitze ausgestattet – sagte er: „Die Falken müssen sich neu erfinden und modernisieren.“ Allerdings würden sie ihren Grundsätzen treu bleiben. Er kündigte ein Großereignis an, das erste Schatten voraus wirft: den Arbeiterjugendtag in Dortmund im kommenden Jahr.
Beste Grundlagen für jedes Kind
Als „Verhinderer der Currywurst“ betonte Oberbürgermeister Frank Baranowski in seinem Grußwort: „Die Falken sind für uns als Stadt ein guter Partner bei einem gemeinsamen Anliegen: Beste Grundlagen für jedes Kind.“
Und dann, nach dem Pausensnack, begrüßte die gut gelaunte Aschermittwochsgemeinde „ganz herzlich“ Hans Gerzlich mit seinem kabarettistischen Programm „Mehr Brutto vom Nutto“.