Gelsenkirchen.

Bildung findet an Lebensorten statt, im sozialen Umfeld. Dort, wo Kinder und Jugendliche spielen, ihre Hausaufgaben erledigen, zusammen Musik machen oder einfach chillen.

Bildung ist längst nicht ausschließlich nur das Ergebnis des Schulbesuchs. Elternhäuser, Tageseinrichtungen, Vereine oder offene Kinder- und Jugendarbeit sind weitere maßgebliche Bildungsorte, an denen der Nachwuchs lernt.

Diese Erkenntnis der Fachwissenschaft ist schließlich auch Grundlage eines neuen, auf drei Jahre angelegten Projekts, das an fünf Standorten in Nordrhein-Westfalen angelaufen ist. Ein Standbein der neuen „Bildungsgestalten“ ist neben Bonn, Bochum, Bad Salzuflen und Gladbeck Gelsenkirchen-Bismarck.

"Das ist ein Supermix"

„Kommunale Bildungslandschaften aus der Sicht der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und der Familienbildung“, wie der etwas sperrige Langtitel des vom Land NRW und der Anneliese-Brost-Stiftung geförderten Projekts lautet, ist vor Ort beim Falken Bildungs- und Freizeitwerk angesiedelt. Projektleiterin Katia Heibel, pädagogische Koordinatorin des Bauvereins Falkenjugend, geht gemeinsam mit Kollegin Katharina Sauerbier im Fritz-Steinhoff-Haus am Greiten-stieg optimistisch ans Werk.

„Ins Jugendheim kommen Schülerinnen und Schüler aus ganz unterschiedlichen Schulformen. Von der Förderschule bis zum Gymnasium reicht die Spannbreite. Das ist ein Supermix“, sagte Katia Heibel bei der Vorstellung der lokalen „Bildungsgestalten“. In dieser Zusammensetzung könnten die jungen Menschen voneinander lernen. Heibel konkretisierte: „Sie erwerben soziale Kompetenz, Demokratie-Fähigkeit oder sie entdecken ihre künstlerischen Talente.“

Eine breite Vernetzung aller Bildungsträger im Stadtteil ist wichtig

Beispiele für die kreativen Chancen des Miteinanders während und nach der Schule erleben die Besucher der „Kick-off-Veranstaltung“ am kommenden Freitag. Junge Trommlerinnen und Trommler geben dabei ebenso ihr Debüt vor Publikum wie eine Songwriter- und Singgruppe, die aus Spaß an der Freud ein Lied geschrieben und einstudiert hat. Bei diesen und ähnlichen Freizeitaktivitäten wird auch gestärkt, was bei vielen Kindern und Heranwachsenden in einer leistungsorientierten Gesellschaft leicht verkümmert: Selbstwertgefühl. „Bildungsgestalten“ hat daher auch zum Ziel, bildungsbenachteiligte Kinder und Jugendliche durch außerschulische Bildungsträger zu erreichen.

„Wichtig für die erfolgreiche Bildungslandschaft Bismarck ist eine breite Vernetzung aller Bildungsträger aus dem Stadtteil“, sagt Katia Heibel. Dies zu erreichen, wurde bereits ein Projektbeirat gegründet, dem unter anderem die Kita- und die Schulleitung, ein Vertreter des Vereins Forum 2000 und ein Vertreter der Stadt angehören. Im Beirat gehören Bedarfe im Stadtteil und entsprechende Angebote zu den Themen, die beackert werden.

"Schüler machen Schüler schlau"

Ein Manko wurde hier bereits entlarvt: In Bismarck fehlte bislang ein sechswöchiges Sommerferien-Angebot für Kids und Jugendliche. Das soll sich ab 2012 ändern. Familienzentrum „Auf der Hardt“, Awo-Projekt „Familienfreundliches Bismarck“, Trendsportanlage Consol, der Bismarcker Ortsverein der Falken und das Fritz-Steinhoff-Haus haben bereits einen Arbeitskreis gegründet. Und es soll noch mehr passieren. So ist angedacht, eine Hausaufgabenbetreuung und Lernhilfe ins Leben zu rufen, die nach dem Motto arbeitet: „Schüler machen Schüler schlau“.

Landesweiter Träger der „Bildungsgestalten“ ist die Arbeitsgemeinschaft Haus der offenen Türen. Wissenschaftlich begleitet und ausgewertet wird das Projekt von der Uni Dortmund.