Gelsenkirchen. .

20 Kinder aus Rotthausen bescherten Bundespräsident Christian Wulff am Freitag glänzende Augen, brachten sie ihm doch Myrrhe, Weihrauch und nicht zuletzt Gold frei Haus ins Schloß Bellevue nach Berlin.

Viel wichtiger als die ohnehin nur symbolisch zu verstehenden Geschenke der Könige aus dem Morgenland war aber der Segen, den die insgesamt 55 Sternsinger aus dem Bistum Essen auf das große Portal des Amtssitzes schrieben.

„Das war spannend. Schließlich waren wir da noch nie“, beschreibt Sternsingerin Emma (10) den Tag, an dem sie dem höchsten Mann im Staat gegenüberstand. Sie seien alle aufgeregt gewesen, besonders natürlich am Tag zuvor. Leonie (11) war als einzige cool geblieben. „Bei mir hat es sich in Grenzen gehalten“, sagt sie ganz trocken. Dabei hat die 11-jährige als einzige aus der Truppe Christian Wulff sogar eine Frage gestellt. Leonies Vater hatte seiner Tochter ein paar Fragen vorgeschlagen, die sie dem Bundespräsidenten stellen könnte. Die Sternsingerin aus der katholischen Gemeinde St. Mariä Himmelfahrt entschied sich dafür, Christian Wulff zu fragen, ob er sich denn auch mal mit der Bundeskanzlerin treffe. „Er hat gesagt, dass er sich alle sechs Wochen mit Frau Merkel trifft“, sagt Leonie. Die am häufigsten gestellte Frage, das habe Bettina Wulff verraten, sei die, ob Schloß Bellevue auch Wohnsitz der Familie sei. Dem sei nicht so.

Affäre nicht ansprechen

Der Bundespräsident steht momentan – gelinde gesagt – im Fokus der Republik. Trotzdem: „Herr Wulff war sehr locker bei der anschließenden Führung durchs Schloss“, sagen die Sternsinger aus Rotthausen. Sehr nett sei der Bundespräsident gewesen, habe von seinen Kindern erzählt und bereitwillig sein Arbeitszimmer gezeigt. Da dürften nur ganz selten fremde Menschen hinein, habe er ihnen verraten.

Geld habe Christian Wulff sich nicht von ihnen leihen wollen, erklären die Sternsinger auf Nachfrage glaubhaft. „Es ist uns empfohlen worden, die Affäre nicht anzusprechen“, sagt Gemeindereferentin Ingrid Brosch. Aber man habe ohnehin nicht in diese politische Diskussion kommen wollen. „Unser Anspruch war es, Gottes Segen zu überbringen. Wir müssen nicht kundtun, was wir über die Affäre denken. Und so haben die Kinder es auch gesehen.“ Die Jungen und Mädchen, so Brosch, hätten den Trubel um das Staatsoberhaupt sehr wohl mitbekommen.

Menschenrechte im Fokus

Die Sternsinger-Aktion stand dieses Jahr unter dem Motto „Klopft an Türen, pocht auf Rechte“, mit Schwerpunkt auf Nicaragua, dem diesjährigen Beispielland. In sogenannten Anspielen – kurzen Spielszenen – trugen die Jungen und Mädchen dem Bundespräsidenten drei unterschiedliche Kinderrechte vor: Meinungsfreiheit; Schutz vor Gewalt und Ausbeutung; Recht auf Ruhe, Erholung und Freizeit. Zur Meinungsfreiheit, so Ingrid Brosch, hätten einige Medien eigenmächtig die Pressefreiheit hinzugedichtet – aus gegebenem Anlass.