Gelsenkirchen. Seit mehr als zehn Jahren vermittelt Ali Mahir Abdik (58) interessierten Deutschen ehrenamtlich die Türkei und ihre Seele. In erster Linie bringt er ihnen freilich die Sprache bei, aber in den wöchentlichen Treffen geht es um viel mehr. Es geht um Austausch, die Vermittlung von Esskultur, Politik.

Wer nur die türkische Sprache lernen möchte, ist bei der „Alternative“ vermutlich an der falschen Adresse. Seit mehr als zehn Jahren vermittelt Ali Mahir Abdik (58) interessierten Deutschen ehrenamtlich die Türkei und ihre Seele. In erster Linie bringt er ihnen freilich die Sprache bei, aber in den wöchentlichen Treffen geht es um viel mehr. Es geht um Austausch, um die Vermittlung von Esskultur, Politik, Poesie und auch Sport.

Etwas schmal ist die Teilnehmer-Gruppe um Abdik in der letzten Zeit geworden. Lediglich drei Türkei-Interessierte kommen montagabends noch zu den etwa zweistündigen Treffen an der Overwegstraße 53 in der Altstadt. Beim Termin mit der WAZ sind nur Marion Bulka (60) aus Erle und Jochen Kosseck-Brand (57) aus Essen mit von der Partie. Die dritte Teilnehmerin liegt im Krankenhaus.

"Wir möchten uns mit den einheimischen unterhalten"

Marion Bulka ist schon seit fast fünf Jahren in der Gruppe. Sie hat einfach immer weiter gemacht. „Mein Mann und ich fahren oft in die Türkei. Wenn mein Mann in Rente geht, wollen wir in die Türkei ziehen.“ In drei bis vier Jahren soll es so weit sein. Das Ziel heißt Antalya. „Wir möchten dann nicht in eine deutsche Siedlung ziehen. Wir möchten uns mit den Einheimischen unterhalten“, sagt Bulka über ihre Motivation, immer mehr über die Republik zwischen dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer zu lernen.

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Einen Abschluss oder ein Zertifikat vergibt die Alternative nicht. „Es gibt keine Prüfung, keinen Stress, hier ist alles ganz locker“, sagt Marion Bulka und schenkt sich ihr zweites Glas mit schwarzem Tee ein.

100 Mitglieder

100 Mitglieder zählt der deutsch-türkische Freundeskreis, den Abdik 1997 mitbegründete. Um an dem Türkisch-Kurs teilzunehmen, muss man kein Mitglied sein. Die Alternative hat weiterhin musikalische Angebote wie einen Frauenchor oder eine Folklore-Gruppe. Auch einen Theater-Kreis gibt es.

„Wir sind gerade in einer Phase, in der wir eine neue Türkisch-Gruppe gründen möchten“, sagt Ali Mahir Abdik, Lehrer in Altersteilzeit. Über einen Zeitraum von zehn Jahren hat er 100 Deutschen sein Heimatland nähergebracht. 1981 kam er aus Trabzon nach Deutschland.

Türkischlehrer an einer Hauptschule

Heute ist er Türkischlehrer an einer Hauptschule in Remscheid – in Altersteilzeit. Er ist Musiker, schreibt Romane und Gedichte. „Das bedeutet, dass ich keine Freizeit habe“, lacht Abdik, der sich mit viel Geduld und Hingabe seinen Schülern widmet. „Kulturkunde machen wir hier auch auf jeden Fall“, sagt er und unterstreicht die Bedeutung eines solchen Kurses in einer von Migration geprägten Stadt wie Gelsenkirchen.

Davon ist Jochen Kossek-Brand überzeugt. Er ist Lehrer an der Gesamtschule Ückendorf und hat dort als Fußballteam-Chef auch die Altintop-Brüder „trainiert“. „Ich habe ein berufliches Interesse, Türkisch zu verstehen. Man kann zeigen: ,Ich verstehe Dich’.“