Gelsenkirchen. . Durch eine Kooperation mit der Universität Ankara ermöglichte das Land NRW im Schuljahr 2010/11 im Regierungsbezirk Münster im Rahmen eines Pilotprojekts Schülern, aber auch Lehrkräften, den Erwerb des staatlichen türkischen Tömer-Sprachzertifikats.
Merve Salman (19) und Canel Sahin (20) gehören zu den ersten Schülern, die sich vorne beim türkischen Generalkonsul Nafi Cemal Tosyali ihr Zertifikat abholen. Sie haben den sogenannten Tömer-Test bestanden, mit dem 118 Jugendliche der Jahrgangsstufen 9 bis 13 aus Gelsenkirchen und Umgebung mit Migrationshintergrund ein international anerkanntes türkisches Sprachzertifikat erworben haben. Damit können sie auch an türkischen Hochschulen studieren. Die Übergabe der Auszeichnungen erfolgte am Dienstag in der Gesamtschule Berger Feld, die knapp ein Viertel der Zertifizierten stellt.
Durch eine Kooperation mit der Universität Ankara ermöglichte das Land NRW im Schuljahr 2010/11 im Regierungsbezirk Münster im Rahmen eines Pilotprojekts Schülern, aber auch Lehrkräften, den Erwerb des staatlichen türkischen Tömer-Sprachzertifikats. Das Tömer-Institut ist das Pendant zum deutschen Goethe-Institut und an der Universität Ankara angesiedelt, die das Projekt wissenschaftlich begleitet.
Eine international nachgefragte Leistung
Unterrichtet wurde knapp vier Monate lang in den Schulen von fortgebildeten Lehrkräften. Zur Prüfung, die bereits am 12. März war (die WAZ berichtete) gehörten Lesen, Grammatik, Hörverstehen, Dialog, ein mündlicher und ein schriftlicher Teil. Bis auf letzteren wurde jede Prüfung online abgelegt, teilweise per Headset. Die Bestehensquoten bei den unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, auf die die Schüler sich vorher festlegen konnten, liegen zwischen 62,7 und 84,4 Prozent.
„Das ist eine international nachgefragte Leistung“, macht Schulleiter Georg Altenkamp den versammelten Schülern in der Gesamtschule Berger Feld noch einmal deutlich und legt ihnen nahe, bei wirklich jeder Bewerbung dieses Zertifikat anzufügen. Ministerialrätin Henny Rönneper, die Schulministerin Sylvia Löhrmann vertritt, ergänzt: „Türkisch spielt bei uns eine große Rolle, wird aber noch nicht so wahrgenommen wie andere Sprachen.“ Das Pilotprojekt und das Sprachzertifikat würden ihren Teil dazu beitragen, dem Abhilfe zu schaffen.
Nur NRW hat solche Pilotprojekte
Viele der Schüler, so die Ministerialrätin, haben Türkisch ja auch als Grund- oder als Leistungskurs beim Abitur belegt. Merve Salman vom Ricarda-Huch-Gymnasium und Canel Sahin vom Grillogymnasium sind zwei davon. „Ich wollte immer was bei der Polizei machen, eine Ausbildung oder ein duales Studium“, sagt Canel Sahin. „Und türkischsprachige Beamte werden gesucht.“ Merve Salman kann sich ein kombiniertes Jura-Studium in Deutschland und der Türkei vorstellen.
Der türkische Generalkonsul Nafi Cemal Tosyali, der mit Dolmetscher angereist ist, unterstreicht noch einmal, dass NRW das einzige Bundesland in Deutschland ist, das solch ein Pilotprojekt durchgeführt hat.
Um einen höheren Anteil ausgebildeter Lehrkräfte im Türkischunterricht einsetzen zu können, sind auch Lehrer zur Prüfung angetreten.