Düsseldorf/Gelsenkirchen. . Ein 43.000 Euro-Auto für integrativen Sport: Die Gesamtschule Horst hat den ersten Platz beim Integrationspreis von DFB und Mercedes-Benz belegt. Die Schule führt seit dem Jahr 2001 Schüler mit und ohne Migrationshintergrund zusammen - mit Fußball.

Er weiß noch gar nicht, was kommen wird. Als je­doch im Düsseldorfer Meilenwerk klar ist, dass die Ge­samtschule Horst mindestens den zweiten Preis er­halten wird, knuddelt Rainer Möllers schon mal seine Kollegin Beate Odenthal. Und: Es wird so­gar der erste Platz beim In­tegrationspreis 2010 des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und von Mercedes-Benz – ein Vito, das ist ein Transporter im Wert von 43.000 Euro.

„Wir sind vollkommen überrascht, damit hatten wir nie ge­rechnet“, sagt Jürgen Kuhlmann, als er mit seinen Sportlehrer-Kollegen Beate Odenthal und Rainer Möllers auf der Bühne steht. Die Bewerbung sei doch eine Schnapsidee gewesen. Und das ist nicht despektierlich gemeint. Integration durch Fußball gibt es an der DFB-Förderschule in Horst nämlich schon viel länger als den Integrationspreis, der seit 2007 verliehen wird.

So musste Jürgen Kuhlmann fast schon gedrängelt werden, die Bewerbung aufzusetzen, und eigentlich nur zusammenfassen, was an der Gesamtschule Horst schon seit 2001 selbstverständlich ist. Damals hatte eine Erhebung ergeben, dass von 494 Schülerinnen der Sekundarstufe I nur 84 einem Sportverein angehörten – da­runter kein einziges türkisches Mädchen. Seitdem „wird Fußball“, so steht es in der Bewerbung, „als Bestandteil des Schulprogramms vermittelt“.

Fußball als Mittel der Integration

Es folgten zahlreiche Aktionen – mit dem Ergebnis, dass die Gesamtschule 2007 Bundessieger beim Wettbewerb „Deutschlands coolste Schulkickerinnen“ wurde oder dass zum Schuljahr 2009/10 die erste Sportprofilklasse eingerichtet wurde. „Inzwischen“, sagt Beate Odenthal, „spielen die türkischen Mädchen auch in verschiedenen Vereinen und sind nicht mehr eine geschlossene Gruppe.“

Als sie ihre Schule dann auf der Liste der zehn besten fanden, waren Beate Odenthal, Jürgen Kuhlmann und Rainer Möllers schon mächtig stolz. Schließlich kündigte sich Be­such an: Die Kreisvorsitzenden Hans-Otto Matthey aus Recklinghausen und Mi­chael Lichtnecker aus Meschede ka­men mit einem Fragebogen des Deutschen Fußball-Bundes nach Gelsenkirchen.

Jürgen Kuhlmann schmunzelt und erinnert sich, dass er erst einmal erklären musste, dass es eigentlich das Projekt nicht gebe, dass die Gesamtschule Horst für den Integrationspreise überhaupt nichts Neues geschaffen habe. Überhaupt nichts schaffen musste, weil es ja schon da war. Und das wird dann im Sonderheftchen des DFB und von Mercedes-Benz unter anderem so ge­würdigt: „Fußball nutzen die verantwortlichen Sportlehrer Jürgen Kuhlmann und Beate Odenthal auch und gerade als Mittel der Integration. Und spielen damit inzwischen in der Champions League.“ Geht’s schöner?

Prominente Gäste bei der Verleihung

Trotz aller Freude werden sie an der Gesamtschule , die 1239 Schülerinnen und Schüler besuchen, von denen etwa 40 Prozent einen Migrationshintergrund haben, nun aber auch ein bisschen Stress ha­ben. Wer entscheidet denn überhaupt, was mit dem Vito passieren wird? „So’n Fall hatten wir noch nicht“, sagt Schulleiter Rolf Steinwede. Als Bus für die Mannschaften der Schule? „Das ist doch nur ein Siebensitzer“, sagt er. Oder doch die Idee aufgreifen, die Beate Odenthal schon vor der Preisverleihung hatte? „Als Shuttle-Bus“, hat sie gesagt und geschmunzelt. „Von ei­nem Schulgebäude zum anderen. Für Sportlehrer.“

Als dann alle Preise verliehen waren, gab es im Düsseldorfer Meilenwerk was zu es­sen: nämlich einen Biogockel, passend halt zur Veranstaltung. Auch Oliver Bierhoff, der Manager der Nationalmannschaft und Schirmherr des Integrationspreises, war in­zwischen eingetrudelt und Teil der zahlreichen Prominenz. Eine Auswahl: Doris Fitschen, die Ma­nagerin des Frauen-Nationalteams, sowie Na­tionalspielerin Célia Oko­yino da Mbabi und Nationalspieler Cacau als Integrationsbeauftragte des DFB. Und der Stürmer des VfB Stuttgart musste sich so­gar kurz von seinem sympathischen Dauer-Lächeln trennen. „Sie sind am Sonntag 30 geworden?“, fragte Moderatorin Asli Sevindim. „Ja, leider!“