Gelsenkirchen. Eine Fotoausstellung der Industriekinder in der Flora zeigt die Welt der alten Schmiedekunst im Stadtbild Gelsenkirchens. Aus tausenden Bildern wählten die Fotografen die 40 besten Aufnahmen aus.

Sie ziehen durch die Straßen der Stadt, mit den Augen immerzu auf Motivsuche, den Fotoapparat im Anschlag: Die „Industriekinder“, vier Fotografen aus der Region, haben unseren Blick in den vergangenen Jahren schon auf alltägliche Schönheiten wie Treppen, Kanaldeckel oder Backstein-Expressionismus gelenkt.

Ab dem kommenden Sonntag, 6. November, präsentieren sie im Kulturraum „die flora“ an der Florastraße 26 ihre achte Ausstellung. Und packen damit ein ganz „heißes Eisen“ an – denn so lautet in diesem Jahr der Titel. „Wir haben für die Ausstellung Schmiede- und Schlosserkunst in Gelsenkirchen fotografiert, um die Spuren aufzuzeigen, die alte Schmiedemeister hier kunstvoll hinterlassen haben“, erklärt Ullrich Tyrichter, eines der Industriekinder, die inzwischen längst erwachsen sind.

„Für unsere Ausstellungen arbeiten wir monatelang und sammeln Motive in der ganzen Stadt. Allein bei mir sind dabei rund 3000 Fotos von schmiedeeisernen Werken zusammengekommen. Gezeigt werden allerdings nur insgesamt 40, wir haben die Schönsten ausgesucht“, sagt er.

Gemeinsam mit Uwe Eschstruth, Nicole Montpellier und Werner Müller hat Ullrich Tyrichter in den vergangenen Monaten nicht nur fleißig fotografiert, sondern auch typische Schlosser- und Schmiedewerkzeuge wie Ambosse, Feldschmiedeschrauben und beispielsweise auch ein Grabkreuz zusammengetragen, das der Halfmannshofkunstschmied und Stahlbauer Wolfgang Prager einst schuf.

Im Gespräch mit den Menschen vor Ort

„Diese Exponate stammen hauptsächlich von den Menschen, bei denen wir fotografiert haben. Denn während man ein Motiv im Bild festhält, kommt man vor Ort auch oft mit den Leuten ins Gespräch“, berichtet Ullrich Tyrichter. Wie viele Schmiede und Schlosser es einst in Gelsenkirchen gab, zeigen Kopien der Adressbücher, die in der Flora an den Säulen im Raum angebracht werden. „Der Berufsstand ist hier in der Stadt heute so gut wie ausgestorben“, bedauert der Fotograf.

Die Spuren sind jedoch geblieben. „Vor allem an großen Kirchen wie St. Urbanus in Buer, an den Schlössern der Stadt oder auf Friedhöfen lassen sich wunderschöne Schmiedearbeiten finden“, schwärmt Tyrichter dann. Wer sich selbst davon ein Bild machen kann, hat vom 6. November bis zum 2. Dezember in der Flora die Gelegenheit dazu. „Der Eintritt ist frei, weil wir möglichst vielen Leuten den Zugang zu diesen Werken ermöglichen wollen“, so der Fotokünstler.

Eröffnet wird die Ausstellung am Sonntag übrigens von Propst Manfred Paas von St. Augustinus, die Einführung gestaltet Professor Dr. Stefan Goch vom Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen. „Musikalisch wird der Abend von der Band Ginger Snap untermalt, weil wir das Ganze schön locker gestalten möchten“, verspricht Ullrich Tyrichter.