Gelsenkirchen. Drei junge Designer stellen im Halfmannshof in Gelsenkirchen die Arbeiten ihrer Zwischenprüfung aus. Die Künstler stammen aus dem Design-Studiengang für Handwerker an der Akademie Gestaltung im Handwerk - ihre Objekte sind originell und funktional.

Im Haltmannshof zeigen Studenten erstaunliche Arbeiten. Die Vernissage der Ausstellung „Halbzeit“ findet am Sonntag, 6. März, um 11 Uhr statt. Sie ist bis zum 31. März täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Wäre der Slogan „quadratisch, praktisch, gut“ nicht längst vergeben und vermutlich urheberrechtlich geschützt, Stefan Winnemöller könnte ihn besten Gewissens auf seine Möbelmodule anwenden. Und der unvoreingenommene Betrachter würde wohl noch beifügen: modern, ja „stylisch“ auf eine angenehm zurückhaltende Weise, und mit enormem Marktpotenzial.

Modulmöbel für Messen

„Just dice“, nur ein Würfel, nennt der 27-Jährige das, was da in der Ausstellungshalle im Halfmannshof liegt und ausschaut wie ein flaches, sorgsam verschnürtes Paket Bretter. Doch „just dice“ ist in Wahrheit ein „magic cube“. Stefan Winnemöller zieht an zwei Schnur-Schlaufen, das Paket entfaltet sich wie von Zauberhand zu einem quadratischen, durch Expanderbänder in Form gehaltenen Korpus, der als Regalelement, Ausstellungsvitrine oder Ähnliches dienen kann. „Ich wollte“, sagt der Tischler, „ein Modulmöbel für Messen oder Ausstellungen bauen, das wenig Lagerplatz einnimmt, leicht zu transportieren ist und das von einer Person ohne jedes Werkzeug problemlos in ein paar Sekunden auf- und abgebaut werden kann.“

Der Dortmunder hat nach dem Abi eine Tischlerlehre absolviert; seit drei Semestern ist er Student eines Design-Studiengangs für Handwerker an der Akademie Gestaltung im Handwerk Münster. „Just dice“ ist seine Arbeit zur Zwischenprüfung, zur „Halbzeit“.

„Halbzeit“ heißt denn auch die Ausstellung in der Künstlersiedlung Halfmannshof, in der noch Zwischenprüfungsarbeiten von weiteren Studenten des Studiengangs zu bestaunen sind. Denn zum Staunen gibt es Anlass genug. Was auffällt: Originalität um ihrer selbst willen sucht man vergebens, Selbstverwirklichung durch freie, zweckenthobene Kunst findet nicht statt.

Originell und funktional

„Man muss sein Handwerk erst so perfekt wie möglich beherrschen“, meint Sandra Kerkhoff, „erst dann kann man versuchen, sich von dem Vertrauten zu lösen.“ Die 25-Jährige hat nach dem Abitur ebenfalls eine Tischlerlehre gemacht: Ihre filigrane, sich nach oben wie eine Karaffe verjüngende Pendelleuchte, die ein wunderbar warmes (LED-)Licht abgibt, ist aber aus – geweißtem Beton. Der zarte Lampenkörper, dem eine rote Kabelwicklung um den „Hals“ zusätzlich an Schwere nimmt, lässt bei genauem Hinsehen eine feine Holzmaserung erkennen: Die Gießform hat Sandra Kerkhoff aus Buche gedrechselt.

Auch die Dritte der Münsteraner Studenten-Delegation, die den Aufbau der Ausstellung übernahm, ist: Tischlerin. Die „Halbzeit“-Arbeit der Gelsenkirchenerin Wiebke Glotzbach ist eine große, raumgreifende Stehlampe. Auch da gilt: Auswahl der Materialien, originelles Design, handwerkliche Qualität und Funktionalität bilden eine untrennbare Einheit. Da kann man nur – staunen.