Gelsenkirchen.

Auf dem Halfmannshof gibt’s Theater. Und damit ist nicht der schwelende Knatsch unter den Vereinsmitgliedern gemeint, sondern echtes Schauspiel. Sechs Künstler vom Improtheater „Emscherblut“ starten am Freitag, 27. Mai, vom Hof der Künstlersiedlung aus zu einer ungewöhnlichen Theater-Expedition.

Bequemer Theatersessel, Scheinwerfer und Schauspieler, die brav ihren Text aufsagen? Vergessen Sie’s. Für dieses Theater heißt es: Wanderschuhe schnüren, Rucksack schultern und los marschieren. Das Ensemble „Emscherblut“ gehört zu den ältesten Improvisationstheatern. Seit zwei Jahrzehnten machen die Mimen Theater auf Zuruf. So soll es auch bei der Theaterexpedition sein, die um 18 Uhr auf dem Halfsmannshof startet.

Improvisation auf der Wanderung

Schauspieler Holger Voss zieht zusammen mit den anderen Schauspielern von hier aus mit seinem Publikum los, um die Region zu erkunden. Spielerisch, versteht sich. „Wer unterwegs eine Idee hat, worüber wir improvisieren könnten, der schreit einfach Stopp!“, erklärt Voss die Spielregeln. Das kann eine Bierdose am Wegesrand sein, die zum Geschichtenerzählen inspiriert, das kann auch ein Gartenzaun – oder sogar ein Nachbar sein, der gerade aus dem Fenster sieht. Alles ist möglich. Nach jeder Schauspieleinlage geht die Wanderung dann weiter. Bis wieder ein „Stopp!“ ruft.

„Wenn die erste Hemmschwelle überwunden ist“, weiß Holger Voss von bisherigen Expeditionen durch die Emscherregion, „dann funktioniert das auch ganz problemlos.“ Seit drei Jahren bietet das freie Theater-Ensemble die Expeditionen an, jetzt zum ersten Mal auch in Gelsenkirchen. Im Durchschnitt wandern bis zu 150 Menschen mit, wenn das „Emscherblut“ in Wallung gerät.

Landschaft und Siedlungen werden zur Kulisse

„Unsere Theater-Expeditionen sind keine Touren auf den ausgetretenen Pfaden touristischer Highlights“, erklärt „Emscherblut“-Sprecherin Simone Schubert aus Essen. „Wir zeigen vielmehr Regionen, die es noch zu entdecken gilt. Das führt zu vielen Gesprächen unter den Teilnehmern, öffnet neue Blickwinkel.“

Die Theaterexpedition dauert rund zwei Stunden und führt über etwa 2,5 Kilometer. Von der Künstlersiedlung aus geht es mitten durch die Natur Richtung Schwarzbach. Der Bach stellt sozusagen die Verbindung zur Emscher her. Landschaft und Siedlungen werden zur Kulisse eines Theaterstücks, das es mit einer dicken Portion Fantasie zu entwickeln gilt. Da können auch schon mal Schuhe vor der Haustür zu Requisiten und Anwohner unverhofft zu Protagonisten mutieren.

Unterstützt wird die Expedition von der Emschergenossenschaft und von den Künstlern des Halfmannshofes. Die laden an dem Tag natürlich auch zum Besuch ihrer Ateliers ein.