Gelsenkirchen. . Der Ausschuss für Kinder, Jugend und Familien hat Dienstagnachmittag dem Gelsenkirchener Pilotversuch „Familienhilfe kompakt“ grünes Licht gegeben. In einem zeitlich begrenzten Rahmen sollen “Multiproblemfamilien“ praktische Hilfe erfahren.

Wozu die Wäsche falten, wenn der Schrank fehlt? Wozu in die Stadt gehen, wenn das Geld nicht einmal für die notwendigsten Lebensmittel reicht? Warum putzen? Oder die Kinder in eine Kita schicken oder . . .? Die Stadt will mit einem neuen Projekt dort anpacken, wo familiäre Lebensverhältnisse völlig aus dem Ruder laufen: mitten in den Lebensverbänden.

„Familienhilfe Kompakt“ heißt der zunächst auf ein Jahr ausgelegte Pilotversuch, den das Referat Erziehung und Bildung ausgetüftelt und Dienstag in der Sitzung des Ausschusses für Kinder, Jugend und Familien vorgestellt hat. Grund für den Versuch ist wachsender Handlungsbedarf. Auch in Gelsenkirchen sind die Fallzahlen ambulanter und stationärer Hilfen zur Erziehung deutlich gestiegen. Dabei seien in den betreuten Familien über den erzieherischen Bereich hinaus zunehmend weitere Defizite aufgefallen.

Zusammenleben in geordneten Bahnen ermöglichen

Das Angebot richtet sich an die Zielgruppe „Multiproblemfamilien“. In denen unter Umständen schon die Eltern Hilfe zur Erziehung erhalten haben, eine Kindeswohlgefährdung vorliegt, Suchtabhängigkeit vorhanden ist, eine hohe Verschuldung besteht oder aber die Eltern nicht in der Lage sind, ihren Haushalt selbst zu organisieren.

Mit dem Ziel, einer solchen Familie den Weg zum Zusammenleben in geordneteren Bahnen zu ebnen, sollen sich drei Fachkräfte über einen Zeitraum von drei Monaten den Problemen widmen: Sozialpädagoge bzw. -arbeiter, Hauswirtschaftskraft und Erzieher mit kaufmännischem Know-How. Silke Ossowski (SPD) begrüßte das Modell mit den Worten: „Hochachtung vor dieser Idee.“ Ein Lob, dem sich Wolfgang Heinberg (CDU) anschloss. Mit der Einschränkung: „Ich hoffe, dass die Menschen das für sich als Chance erkennen und nicht als Ruhekissen betrachten.“