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Verbraucherzentrale beriet 2010 rund 42 000 Ratsuchende. Spezialgebiete wie Urheberrecht und gescheiterte Baufinanzierung wachsen rasant.
Schulden sind bei der Verbraucherzentrale ein Top-Thema, sagt Schuldner- und Insolvenzberater Volker Naujok. 69 Anträge auf Verbraucherinsolvenz wurden im Vorjahr mit Hilfe der Experten gestellt. Viele Schuldner stehen auf der Warteliste – und selbst die musste zwischenzeitlich geschlossen werden.
Die Verbraucherzentrale stellte beim Oberbürgermeister ihre Jahresbilanz 2010 vor. Rund 42.000 Mal berieten die Mitarbeiter Ratsuchende an der Hollestraße. Die Zahl sei vergleichbar mit 2009. Bei der Rechtsberatung und Rechtsvertretung gab es etwa 14.500 Fälle (2006: 3600). Die „Hitliste“ der Themen führt mit 43 Prozent die Telekommunikation mit den Bereichen Digital-TV, Internetabzocke und DSL an. Ärger mit dem Anbieter, mit 0900-Nummern und technische Probleme gehören dazu. Fragen zu Energie, Bauen und Wohnen sowie Mietrecht bringen es auf 20 Prozent. 800 Energieberatungen gab es. Kurz nach Fukushima seien Anfragen zu Öko-Strom leicht gestiegen. Aber die habe es auch zuvor gegeben.
"Oft fehlt Unrechtbewusstsein"
Großes Wachstum verzeichnen hingegen Spezialberatungen. So bei Bankangelegenheiten und gescheiterten Baufinanzierungen, sagt Margret Schulte, Leitern der Verbraucherzentrale. Die Zahl der Hilfesuchenden habe sich in kurzer Zeit von 30 auf 70 verdoppelt. Dahinter steckten enorme Geldbeträge. Beim Thema Urheberrecht auch. Seit Mai gibt es Hilfe in dem Bereich. In fünf Wochen hätten sich bereits 30 Verbraucher gemeldet. Sie hatten Post von Anwälten bekommen, weil sie im Internet einen Film oder ein Lied heruntergeladen hatten. Die Forderungen reichen in die Zehntausende. „Das betrifft vor allem junge Menschen, oft fehlt Unrechtbewusstsein“, sagt Schulte. Zum Präventions-Programm gehören daher Klassenbesuche, die mit finanzieller Unterstützung des Landes möglich waren. Es geht um Kosten für das Handy oder Kredite. „In vielen Familien wird nicht über Geld gesprochen“, sagt Doris Grzegorczyk. Plötzlich steht der neue Flachbildfernseher im Wohnzimmer. Finanziert auf Pump. Dann die Waschmaschine, gefolgt vom Computer. Überschuldung droht. Die ältere Generation erwischt es regelmäßig am Telefon: Betrug mit Gewinnversprechen. Oder Anrufe, bei denen Kontodaten erfragt werden und später Geld abgebucht wird.
Die Kosten der Verbraucherzentrale mit 6,25 Stellen und einer Schreibkraft (6 Std./Woche) beliefen sich in 2010 sich auf 574.000 Euro. Die kommen unter anderem vom Land. Knapp 140.000 Euro übernahm die Stadt, die zudem die Schuldner-Beratung der rund 200 Menschen im SGB II-Bezug trägt. Verbraucher zahlten 95.000 Euro: zum Beispiel für die Rechstberatung (sieben Euro) oder für Hilfe vom Anwalt, der mitunter den Schriftverkehr regelt (bis 150 Euro).