Oberhausen. .

In Oberhausen müssen verschuldete Menschen immer länger warten, ehe sie Hilfe erhalten: Mittlerweile bis zu sechs Monate dauert es, bis das Diakonische Werk einen Beratungs-Termin anbieten kann. Das geht aus dem Jahresbericht 2010 hervor. Die Folge: Gläubiger werden immer ungeduldiger, die finanziellen Verpflichtungen wachsen an, die Situation wird immer verzwickter.

Die Wartezeit auf ein Erstgespräch hat sich für Einkommensbezieher kontinuierlich seit 2009 verlängert. Grund: Die Stadt kann wegen der Haushaltslage weniger fördern, weshalb die Einrichtung nun lediglich noch über zwei Vollzeitstellen verfügt. 443 Termine hat die Beratungsstelle 2010 mit überschuldeten Erwerbstätigen vereinbart, 194 von ihnen scheint die Wartezeit zu lang gewesen zu sein - sie sind zum Termin nicht erschienen. „Eine weitere nicht unerhebliche Zahl von Ratsuchenden hat auf eine Terminvereinbarung gänzlich verzichtet, da die anberaumte Wartezeit auf einen Ersttermin von mehreren Monaten für diese Ratsuchenden inakzeptabel war“, heißt es in dem Bericht. Und: „Es herrscht weiterhin die oftmals prekäre Situation vor, dass zum Zeitpunkt des eigentlichen, akuten Beratungsbedarfes keine zielgerichteten Informationen zur Entschuldung durch die Beratungsstelle erfolgen können.“

Keine Motivation zur Entschuldung

Empfänger von Arbeitslosengeld werden bei der Terminvergabe zwar bevorzugt, doch auch hier beträgt die Wartezeit rund ein bis zwei Monate. 633 ALG II-Empfänger vereinbarten einen Termin, 174 sind nicht erschienen. „Aus Sicht der Beratungsstelle fehlt es hier an der erforderlichen Motivation zur Entschuldung.“

Grund könnte sein, dass viele Schuldner mit der Situation überfordert sind: Oft müssten selbst einfachste Fertigkeiten und Regeln vermittelt werden, so das Diakonische Werk. „Bereits die Erstellung einer ersten Übersicht über die eigene Verschuldungs- und Haushaltssituation überfordert viele Ratsuchende.“

Zahl der Beratungen ist gesunken

Durch die personell schlechte Lage konnte das Diakonische Werk insgesamt weniger Beratungen durchführen: die Zahl ist im Vergleich zu den Vorjahren (von 1103 in 2009 auf 983) gesunken. Die Verschuldungsquote der volljährigen Oberhausener liegt dabei laut Schulden-Atlas 2010 der Creditreform konstant bei 13 Prozent.

Besserung ist nicht in Sicht: Mit einem Rückgang der Anfragen rechnet die Beratungsstelle für 2011 nicht. Bei vielen sei von einer strukturellen und deshalb dauerhaften Überschuldung auszugehen.