Gelsenkirchen. . Ein Dutzend Kindergartenkinder stapft über den Friedhof. “Manche von ihnen waren noch nie auf einem Friedhof“, erzählt Bärbel Blom (54), Erzieherin des evangelischen Kindergartens Jona. Was ein Friedhof ist, wissen die zwölf Vorschulkinder.

Kein alltägliches Bild: Ein Dutzend Kindergartenkinder stapfte vergangene Woche über den Friedhof „Auf der Haardt“. „Manche von ihnen waren noch nie auf einem Friedhof“, erzählt Bärbel Blom (54), Erzieherin des evangelischen Kindergartens Jona an der Kolbstraße in Bismarck. Was ein Friedhof ist, wissen die zwölf Vorschulkinder. Da liegen die, die gestorben sind. Aber frieren die da unten nicht?

Mit dem Ort „Friedhof“ vertraut machen

Der Friedhofsausflug ist ein Teil des Projekts „Kinder, Tod und Lebensfreude“, das von den Friedhofsgärtnern Gelsenkirchen und Dortmund in die Wege geleitet wurde. Warum soll man auf dem Friedhof ruhig sein? Wofür sind die Kerzen und die Kreuze? Die Kinder im Alter von fünf bis sechs Jahren stellten Fragen über Fragen und entdeckten Grabsteine, Kränze und die Artenvielfalt von Blumen, Sträuchern und Bäumen auf dem Friedhof. Sie sollen an das Thema Sterben, Abschied und Trauer herangeführt und mit dem Ort „Friedhof“ vertraut gemacht werden. Mit unterwegs waren auch Diplompädagogin Birgit Mattern (51), die das Konzept miterarbeitet hat, und Andreas Mäsing (46), Geschäftsführer der Genossenschaft Friedhofsgärtner.

Das Lebensende ist immer noch ein gesellschaftliches Tabu. Und auch viele Eltern möchten ihre Kinder lieber von dem Thema fernhalten, um ihnen und ihrer jungen Seele nicht zu schaden. Aber nicht immer ist das der richtige Weg für die Trauerarbeit und das Abschiednehmen, weiß Projektbetreuerin Birgit Mattern.

Beerdigen wichtig für die Trauerarbeit

„Das Beerdigen als Prozess ist sehr wichtig. Vor allem für Kinder ist es so oft besser zu verstehen, dass derjenige nicht mehr da ist“, sagt sie. Damit die Vorschulkinder erste Erfahrungen mit der Vergänglichkeit des Lebens sammeln können, richtet der Kindergarten auf dem eigenen Gelände einen kleinen „Krabbeltierfriedhof“ ein. Dieser wird mit selbst gesammelten Steinen, Stöcken, Blumen und anderen Naturmaterialien nach „Land Art“ gestaltet. Noch diese Woche soll ein erstes Tier dort beerdigt werden - eine tote Biene.