Gelsenkirchen. . Was tun, wenn am Feiertag alle Läden geschlossen sind und man eine Grabkerze braucht? Katja Schweneker fand in Österreich die Lösung: den Grabkerzenautomat. Jetzt gibt es auch einen in Gelsenkirchen, am Hauptfriedhof in Buer. Weitere sind in Planung.
Ostern ohne Osterkerze, das geht zumindest in den vielen christlichen Gottesdiensten gar nicht. Das Fest der Auferstehung findet im Schein des flackernden Lichts statt und wurde vorher zumeist am Osterfeuer entzündet. Auch auf den Friedhöfen symbolisieren brennende Kerzen die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Aber was tun, wenn am Feiertag alle Läden dicht sind und für die verstorbenen Lieben kein Licht zur Hand ist?
Nun, ein Problem, das auch Katja Schweneker lange plagte. Bis ihr ein Licht aufging. Denn: Es gibt Zigarettenautomaten, Kaugummiautomaten, Kondomautomaten. Warum nicht auch einen Grabkerzenautomaten? Einen solchen entdeckte die junge Frau nämlich in Österreich. Jetzt gibt es auch einen in Gelsenkirchen, direkt am Hauptfriedhof in Buer.
15 Automaten
Das stählerne, silbergraue Gerät funktioniert so wie ein klassischer Kaugummiautomat. Münze einwerfen, Knopf einmal ganz rum drehen, und Kerze entnehmen. Die gibt’s übrigens samt Zündhölzern.
Seit einigen Wochen steht das Gerät an der Straße Zum Hauptfriedhof auf dem Gelände des Steinmetzbetriebs Schreiter. Für die 28-jährige Unternehmerin aus Hamm ist es bereits ihr 15. Grabkerzenautomat. In allen anderen Städten stehen die Lichtspender direkt auf dem Friedhofsgelände. In Gelsenkirchen, so Katja Schweneker, habe man kein Interesse an ihrer zündenden Idee gezeigt.
Dabei haben sich die Automaten bislang überall als echte Renner entpuppt. Erst im November letzten Jahres machte sich die Hammerin mit ihrer Idee selbstständig. Inzwischen betreut sie Automaten unter anderem in Kamen, Selm, Werne, Drensteinfurt, Herne-Wanne und Herten: „Das ging von Null auf Hundert. Ich habe eine echte Marktlücke entdeckt.“
Für einen Euro gibt es ein kleines Licht, wählbar mit goldenem Deckel oder ohne für eine Grablampe. „Vor allem an Wochenenden wird der Automat super genutzt“, weiß Katja Schweneker. Jedes Gerät fasst 32 Kerzen. „Wenn das Wetter gut ist, muss ich jeden Automaten zwei bis drei Mal am Wochenende nachfüllen.“ Da ist sie revierweit in Sachen Licht unterwegs.
Woanders längst selbstverständlich
Was in Deutschland noch eher eine Seltenheit ist, gehört in anderen Ländern wie Österreich oder Holland längst zum selbstverständlichen Service auf den Friedhöfen. So kam die gelernte Kauffrau für Kommunikation auch im Urlaub auf ihre ungewöhnliche Geschäftsidee.
Und sie erinnerte sich, wie oft sie selbst vergessen hatte, rechtzeitig Friedhofskerzen einzukaufen. „Ich besuche viele Gräber am Wochenende, die meiner Großeltern, das eines Freundes, der bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen ist, Gräber von zwei Freundinnen, die bei einem Unfall starben.“ Da brauche sie regelmäßig jede Menge Grablichter.
Inzwischen kauft sie die Kerzen palettenweise beim Großhändler, die Grundversion der Automaten bezieht sie über eine Frankfurter Firma. Dieben lässt die Unternehmerin keine Chance, denn die Automaten werden regelmäßig geleert. Die nächsten Standorte hat Katja Schweneker bereits ins Visier genommen: „Ende des Jahres werde ich hoffentlich 20 bis 30 Automaten betreiben.“