Gelsenkirchen. . Friedhofsgärtner Thomas Seppelfricke will zeigen, dass ein Grab ein schöner Ort der Erinnerung sein kann. Deshalb nimmt er an Wettbewerben für Grabgestaltung teil. Bei der Bundesgartenschau in Koblenz gewann er mit seinem Team eine Goldmedaille.

Thomas Seppelfricke ist Friedhofsgärtner. Neuerdings ist er auch Geschichtenerzähler, lässt Blumen sprechen. Aber nicht unbedingt so, wie es die Slogans vermuten lassen, mit denen die Branche seit Jahren für sich wirbt.

Die Geschichten sind komplexer, erzählen von Sehnsüchten und Tod, von Lebensentwürfen, von Wünschen und Träumen. Erdacht und umgesetzt hat er sie mit Bettina Kelsch und Heinz Bier auf Mustergräbern in Koblenz. Das Trio ist wettbewerbserfahren und ein bewährtes Ausstellungsteam – und hoch dekoriert. In Koblenz gab es jetzt den Ehrenpreis der Stadt für eine „kreative und besonders abwechslungsreiche Wechselbepflanzung“ und eine Große Goldmedaille für das beste Grab.

Den höchsten Buga-Preis gewonnen

In der Stadt läuft die Buga, die Bundesgartenschau 2011. Und Juroren fanden die Arbeit von Seppelfricke und seinem Team preiswürdig. Mal wieder. Zu den Themen „Neue Lebenswelten“ und „Außergewöhnliche Pflanzen und Kombinationen“ haben die Schalker Gräber eben zu selbst kreierten (Lebens)-Geschichten gestaltet und die höchsten Buga-Preise eingefahren.

Sich dem Wettbewerb zu stellen, hat für den 48-Jährigen Tradition. Seit 1984 führt er den Betrieb mit aktuell neun Mitarbeitern, die 4800 m² Fläche unter Folie und Glas und 600 m² Freiland bewirtschaften und im Süden der Stadt knapp 1000 Gräber in Dauerpflege haben. Für Seppelfricke gilt: „Pflanzen kaufen, wo sie wachsen“. Ob Astern oder Dahlien, Begonien und Nelken, Sonnenblumen und und und. „Wir kultivieren über 40 Arten und produzieren alles selber. Nur Erika kaufen wir zu“, sagt Seppelfricke und unterscheidet sich damit von vielen Betrieben.

"Sehen, wie sich die Grabgestaltung entwickelt"

1995 zog Seppelfricke an die Hochkampstraße 23 und immer wieder hinaus auf die Schauflächen der Republik. „Für uns ist eigentlich klar: Auf der Buga sind wird dabei.“ Und möglichst auch auf den Landesgartenschauen. Sein Anreiz? „Dort können wir einfach das horizontale Wissen erweitern und sehen, wie sich die moderne Grabgestaltung entwickelt. Wir müssen versuchen, auf dem Laufenden zu bleiben. Auch weil wir zeigen wollen, dass ein Grab ein schöner Ort der Erinnerung sein kann. Ich denke, jeder Mensch hat es verdient, einen solchen Platz zu bekommen, auch weil Hinterbliebene einen Ort zur Trauer brauchen.“ In drei Runden – von der Frühjahrs- bis zur Herbstbepflanzung – muss sich Seppelfricke mit 80 Konkurrenten messen, zwischendurch ist das Team immer wieder vor Ort in Koblenz: zur Information, zum Austausch. Der Einsatz lohnt aus Sicht des Chefs. „Der Friedhofsteil ist nachweislich der bestbesuchte Bereich einer Bundesgartenschau. Die Leute löchern uns mit Fragen.“

Das Engagement ist durchaus auch geprägt von Eigennutz. Gilt es doch für Seppelfricke zu zeigen, was auf den paar Quadratmetern Grund möglich ist, was man der zunehmenden Tendenz zur anonymen Bestattung entgegensetzen kann. Seit 2009 fahren die Friedhofsgärtner entsprechend auch eine Imagekampagne. Bezeichnender Titel: „Es lebe der Friedhof.“ Für Thomas Seppelfricke ist er immer auch ein Stück Leistungsschau.