Gelsenkirchen. . Die „Unbedachten“ heißen sie im Fachjargon der Behörden. Was fast poetisch klingt, birgt in Wahrheit etwas Tragisches: Es handelt sich um Menschen, die ohne Begleitung von Angehörigen sterben und bestattet werden, oft anonym und ohne Feier.
Sind keine Verwandten bekannt, organisiert (und finanziert) das städtische Ordnungsamt die Beisetzungen, die nun - und das ist neu - zentral auf dem Hauptfriedhof in Buer stattfinden.
„Früher wurden die Urnen der unbedacht Verstorbenen auf dem Friedhof des Stadtteils beigesetzt, in dem die Menschen zuletzt gelebt haben. Wenn uns der verstorbene Ehepartner bekannt war, haben wir uns auch bemüht, die Urnen ebenfalls dort zu bestatten“, sagt Waldemar Kinzel vom Ordnungsamt.
„Organisatorisch-finanzielle Gründe“ sind es, die er für die Zentralisierung der Bestattungen auf dem buerschen Hauptfriedhof anführt. „Falls sich doch noch ein Hinterbliebener meldet, der das Grab besuchen möchte, muss er nicht lange suchen. Es gibt nur noch eine Anlaufstelle.“
Begleitende Feier
Nähere Informationen zum konkreten Standort des Urnengrabfeldes - es soll von Gelsendienste bepflanzt und gepflegt werden - erhalten Interessierte beim Bestattungshaus Bergermann in Buer, das für die Organisation der Beerdigungen nach einer öffentlichen Ausschreibung des Zuschlag erhalten hat.
So anonym wie bisher sollen die Bestattungen jetzt nicht mehr erfolgen: Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen entwickelte die Idee einer begleitenden Feier durch Geistliche, in deren Rahmen die Namen der Verstorbenen vorgelesen werden. Sie soll jeweils am ersten und dritten Dienstag im Monat stattfinden. Die erste Beisetzung mit Begleitung eines katholischen und evangelischen Geistlichen fand Dienstag vergangener Woche, 17. Mai, statt.
"Akt der Nächstenliebe"
„Wir wollen allen Menschen, auch denen ohne Angehörige, einen würdigen Abschied ermöglichen. Sie sollen nicht einfach so verschwinden“, betont Ralf Berghane, Referent der Katholischen Stadtkirche, während Pastor Hermann Zimmermann, Mitglied des Arbeitskreises, die Umsetzung der Pläne als „Akt der Nächstenliebe“ bezeichnet. „Für uns Christen gehört es sich einfach, jeden mit Begleitung zu bestatten.“
Ein künstlerisches Objekt, an dem eine Tafel mit den Namen der Toten befestigt wird, soll als Grabstein an die Verstorbenen erinnern, so Zuzanna Hanussek, evangelische Pfarrerin und Arbeitskreis-Mitglied. „Wir wollen einheimische Künstler auffordern, sich dazu Gedanken zu machen.“ Die Finanzierung ist noch offen, Sponsoren sind willkommen. Pro Jahr sind es etwa 250 Menschen, die allein sterben und bestattet werden.