Kaum einer will es, jeder muss es – sterben. Diese Gleichheit am Lebensende, sie spiegelt sich oft auch in der Gestaltung der Friedhöfe wider: praktisch quadratisch, irgendwie genormt kommen die Grabformen daher.
Platz für individuelle Eigenheiten wie zu Lebzeiten bieten sie nicht. Bislang jedenfalls. Denn die neue Botschaft der (geänderten) Friedhofssatzung setzt auf Vielfalt in der Grabgestaltung. Wie die aussehen könnte, lässt sich nun erstmals in der Stadt auf dem Hauptfriedhof Buer besichtigen, wo die Firma Suttmeyer einen „Garten der Erinnerung” angelegt hat.
Nahe dem Eingang Ortbeckstraße, in unmittelbarer Nähe zur Bushaltestelle, hat die Friedhofsgärtnerei & Bestattungen Suttmeyer GmbH auf 900 qm eine kleine Parklandschaft angelegt, die Platz bietet für 80 Urnen- und 50 Reihengräber. Die Fläche dafür hat sie kostenlos von Gelsendienste übernommen mit der Auflage, sie zu gestalten und zu pflegen.
„Dieses Angebot für eine dauergrabgeflegte Gemeinschaftsgrabstätte richtet sich an alle zugelassenen Friedhofsgärtner, Bestatter und Steinmetze in Gelsenkirchen, die sich dafür auch zusammenschließen können. Ziel ist es, die Friedhofskultur und eine möglichst vielfältige Grabgestaltung zu fördern”, erläutert Stefanie Genthe, Sprecherin von Gelsendienste, auf WAZ-Anfrage. Die Verpachtung der Einzelgräber und Urnen-Plätze organisiert der Bestatter in Eigenregie und führt die Bestattungsgebühren dann an die Stadt ab. Suttmeyer sei die erste Firma, die das Angebot umgesetzt hat, Gespräche mit anderen Dienstleistern liefen, so Genthe.
Der „Garten der Erinnerung” ist in rund sieben Wochen entstanden: ein Ort der Trauer für die Hinterbliebenen, aber auch ein Platz der Ruhe für Spaziergänger, ausgestattet mit Sitzbänken, einem Schaukelpferd für spielende Kinder und einem Brunnen. Durchgängiges Gestaltungsprinzip sind dabei sanft geschwungene Linien in der Bepflanzung, Höhenunterschiede inklusive.
„Wir wollen mit herkömmlichen Feldgestaltungen brechen und von der Trostlosigkeit der starren Grab-an-Grab-Belegung abweichen”, erläutert Martin Suttmeyer. Und tatsächlich: quadratische Formen sucht der Besucher dort vergeblich, das Grabfeld ist frei begehbar. „Auf ein vorgegebenes Wegeschema haben wir bewusst verzichtet”, betont Monika Suttmeyer.
So werden Reihen- und Urnengräber in eine Parklandschaft integriert: Auf der einen Seite die Erdbestattungen in Särgen, markiert durch Stelen aus Holz, Basalt oder Serpentin, in die wiederum – und das ist verpflichtend – die Namen und Daten des Verstorbenen eingearbeitet sind. „Interessierte können sich für einen Platz ihrer Wahl entscheiden, der dann von uns in einer vorgegebenen, abwechslungsreichen Weise mit Bodendeckern und Solitärgehölzen bepflanzt wird”, so Monika Suttmeyer.
Das Urnengrabfeld befindet sich direkt gegenüber, getrennt durch einen geschwungen Weg mit Gefälle. Auch dort sind Stelen als Grabmale vorgesehen, die individuell gestaltet werden können. „Davor wird eine Bodenplatte installiert, auf der Blumen abgelegt oder Grablichter abgestellt werden können”, so Suttmeyer. Denn auch wenn den Angehörigen per Dauergrabpflege Arbeit abgenommen wird: Indivdiualität soll trotzdem gewährleistet sein. „Die Angehörigen haben einfach ein Bedürfnis danach, Schmuck auf die Gräber zu legen”, hat sie immer wieder festgestellt.