Gelsenkirchen.

Manchmal entstehen unter Druck die besten Ergebnisse: Die Neue Philharmonie Westfalen bewies beim 6. Sinfoniekonzert im Großen Haus trotz der kurzfristigen Absage der Dirigentin Alondra de la Parra, dass sie auch unter widrigen Umständen in der Lage ist, ein erstklassiges Konzertprogramm zu erarbeiten.

Tobias Foskett übernimmt kurzfristig

Retter in der Not am Pult war der gebürtige Australier Tobias Foskett, der in Berlin lebt und schon an den bedeutendsten Opernhäusern in Deutschland und Österreich arbeitete. Er übernahm das komplette Programm, das seine erkrankte Kollegin mit Zugeständnissen an ihre mexikanische Herkunft und amerikanische Heimat konzipiert hatte. Die Werke brachen eine Lanze für südamerikanische Orchestermusik, vom dramatischen Auftakt mit der Ouvertüre zur Oper „Il Guarany“ des Brasilianers António Carlos Gomes (1836 – 1896), die schon Giuseppe Verdi höchstselbst zu Lobeshymnen hinriss, bis hin zum „Danzón No. 2“ des Mexikaners Arturo Márquez (Jahrgang 1950), der auf absolut mitreißende Weise Folklore mit Sinfonik verbindet (und nebenbei beweist, dass zeitgenössische Orchestermusik nicht immer atonal klingen muss).

Rasante Läufe und filigran gesetzte Tonfolgen

Höhepunkt des Abends war sicherlich Alberto Ginasteras (1916 – 1983) Harfenkonzert op. 25, dessen schillernde, irisierende Klangwelt die Heimat des argentinischen Komponisten in keinem Moment verleugnet, gleichzeitig aber auch zu einer ganz eigenen Sprache findet. Als Solistin begeisterte die arrivierte Virtuosin Jana Bouskova mit rasanten Läufen und Glissandi sowie filigran gesetzten Tonfolgen.

Weg von südamerikanischen Einflüssen führte das Programm schließlich mit George Gershwins (1898 – 1937) Tondichtung „An American in Paris“. Das einfallsreiche Werk, das mit leichter Hand und unbeschwert Jazzharmonik und –melodik mit klassisch-romantischen Kompositionsprinzipien kombiniert, wurde von Tobias Foskett schwungvoll und präzise geleitet und riss das Publikum zu Jubel hin.