Gelsenkirchen-Bulmke-Hüllen. Baustart am Schalker Verein: Die Fabrik-Ruine ist weg, der Öko-Gewerbepark kommt – eine Millionen-Investition. Was künftige Mieter erwartet.
Fundamente ragen aus dem Baufeld hervor. Die Tage, an denen ihre Pfeiler im Untergrund noch Halt finden, sind gezählt. Bagger und Schredder nagen mit gefräßigen Appetit am Beton, über dem zehn Jahre lang eine alte Fabrik dem Verfall preisgegeben wurde: Auf dem ehemaligen Exarchos-Gelände haben die Bauarbeiten für den neuen Öko-Gewerbepark begonnen – ein wichtiger Struktur-Baustein für Gelsenkirchen hin zu einem nachhaltigen grünen Wirtschaftsstandort.
Millionen-Investition: Öko-Gewerbepark in Gelsenkirchen soll Mitte 2024 stehen
„Ökologie und Ökonomie lassen sich nicht voneinander trennen, sondern, im Gegenteil, sie gehen hervorragend zusammen“, sagt Wilm Schwarzpaul, der geschäftsführende Gesellschafter des Projektentwicklers zum offiziellen Baustart an der Kesselstraße.
Die Monheimer gehören zur bekannten Landmarken AG, die sich in Bochum als Innovationsmotor hervortut. Der Aachener Immobilienentwickler hat die frühere Opel-Verwaltung in Laer saniert – das O-Werk. Dazu kommen noch ein Hotel samt Büroimmobilien direkt gegenüber dem Bermudadreieck in der Innenstadt sowie Büroflächen auf dem Industrie- und Gewerbeareal Mark 51/7.
Fast ein Jahr nach der Zwangsversteigerung der Ex-Produktionsstätte bestimmen also nun Baumaschinen das Geschehen auf dem Fabrik-Gelände. Auf einer Fläche von rund 28.000 Quadratmetern soll Ende des zweiten Quartals 2024 ein nachhaltiger Business- und Multiuser-Gewerbepark stehen.
Einer, der ohne fossile Brennstoffe auskommt dank einer Photovoltaik-Anlage, die Strom produziert zur Eigennutzung und zur Einspeisung ins lokale Netz, Wärmepumpentechnik für Heizen und Kühlen, modularer Holzbauweise mit recycelten Baustoffen – Fassaden- und Dachbegrünung zur Verbesserung des Mikroklimas und zur Feinstaubreduzierung inbegriffen.
Für Karin Welge und die Stadt ein echter Glücksgriff. Oder wie die Oberbürgermeisterin es etwas anders formuliert: „Aus einem Lost Place wird jetzt doch noch ein Lovely Place.“ Dazu muss man wissen, dass der Prozess, sich mit den Gläubigern zu einigen bis hin zur Zwangsversteigerung des Areals Anfang August 2022 gut zehn Jahre währte.
11.000 Quadratmeter neue Gewerbeflächen in Gelsenkirchen: Das sind die Mietpreise
Der Mangel an Gewerbeflächen im Revier sowie die jüngsten Zinsanhebungen und die gestiegenen Preise für Baumaterial haben die Situation für den Investor wie auch für potenzielle Mieter schwieriger gemacht. Für 2,1 Millionen Euro hatte die „ecoParks GmbH“ aus Monheim seinerzeit den Zuschlag erhalten, die Aufbereitung des Grundstücks mit seinen Altlasten, die teuer entsorgt werden müssen, schlägt laut Schwarzpaul mit etwa einer Million Euro mehr zu Buche.
Und auch die Nachhaltigkeit macht sich mit einem Aufschlag von zehn bis 15 Prozent bemerkbar. Die Baukosten für die drei geplanten Hallenneubauten werden daher „deutlich über 20 Millionen Euro liegen“, sagt Schwarzpaul voraus. Die verfügbare Hallenmietfläche beträgt 11.625 Quadratmeter, zuzüglich von Büroflächen bei Bedarf.
Tochter der Landmarken AG – Innovationsmotor
Die „ecoParks GmbH“ ist ein Tochterunternehmen der Landmarken AG. In den vergangenen 15 Jahren haben die Monheimer deutschlandweit zwei Millionen Quadratmeter an Flächen für Produktion und Logistik entwickelt. Mit Gelsenkirchen vergrößert sich die Zahl ihrer Standorte auf sieben: Neben der Emscherstadt ist ecoParks noch in Krefeld, Düsseldorf, Aachen, Frankfurt, Jena und Leipzig vertreten.
Die Landmarken AG ist maßgeblich beteiligt an der Entwicklung des Bochumer Innovationsquartier auf Mark 51/7, dem ehemaligen Opel-Werksgelände im Stadtteil Laer. Die Ruhr-Universität Bochum bezieht unter anderem hier neue Flächen.
Interessenten müssen sich vor dem Hintergrund auf Mietpreise von über sieben Euro pro Quadratmeter einstellen. Die kleinsten Gewerbeeinheiten in Bulmke-Hüllen beginnen bei 500 Quadratmetern. Die Bewohner der neuen Reihenhaussiedlung zwischen Richard- und Europastraße, nur einen Steinwurf vom künftigen Öko-Gewerbepark entfernt, müssen indes wohl nicht befürchten, dass die Gewerbeansiedlung mit einer hohen Belastung durch Emissionen einhergeht. „Hier kommt nichts hin, was stinkt oder Lärm macht“, verspricht Wilm Schwarzpaul. Mit Logistikern, die den nahen Handel versorgen, aber auch mit Produktionsbetrieben, die sich im Gewerbegebiet Europastraße ansiedeln wollen, spricht die ecoParks GmbH zurzeit.