Gelsenkirchen-Bulmke. Gelsenkirchen nutzt als erste Kommune ein neues Baugenehmigungsverfahren. Das spart Zeit und Kosten. Ziel: Referenzmodell für andere Städte.
Not macht erfinderisch, Wohnungsnot besonders. Denn in Deutschland werden jährlich etwa 400.000 Wohnungen benötigt, um den Bedarf zu decken. Bleibt die Frage, wie das zu bewerkstelligen ist. Denn Fakt ist: Es wird nicht schnell genug gebaut. Folge: Der Raum wird knapp, die Preise steigen. Gelsenkirchen hat nun als erste Stadt in NRW das so genannte referenzielle Genehmigungsverfahren eingeführt, um Bauen zu beschleunigen. Ein Verfahren, an dem sich nach dem Willen der Landesregierung andere Kommunen künftig orientieren sollen.
Nur vier Baugenehmigungen notwendig statt üblicherweise 91
NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) ist am Dienstag persönlich nach Gelsenkirchen gekommen, um mit Stadtdirektorin Karin Welge (SPD) ein erstes Bauprojekt in Augenschein zu nehmen, das auf Grundlage der Gesetzesreform schneller realisiert wird als bislang üblich. Mitten in Bulmke entstehen an Richardstraße/Europastraße 91 Einfamilienhäuser der zur Dornieden-Gruppe gehörenden Vista Reihenhaus GmbH. Einzugstermin: Weihnachten 2020. „Für alle Gebäude im Baugebiet waren lediglich vier Baugenehmigungen notwendig, was das gesamte Verfahren erheblich vereinfacht hat. Das zeigt: Die neue Landesbauordnung wirkt und schafft ein Klima für Neubau in Nordrhein-Westfalen“, sagte Scharrenbach bei ihrem Besuch.
Kostengünstiger und schneller
Zeit- und Kostenersparnis sind auf die serielle und modulare Bauweise zurückzuführen, um für mehr bezahlbaren und zeitgemäßen Wohnraum zu sorgen. Ähnlich wie bei Herstellungsprozessen in der Automobilindustrie werden dabei komplette Gebäudewände oder auch fertige Raummodule (Bad) im Werk vorgefertigt und auf der Baustelle nur noch zusammengefügt. Und weil der Zuschnitt der Wohneinheiten im Kern gleich ist, verebbt die sonst übliche Antragsflut für jede einzelne Baugenehmigung.
„Bei beiden Reihenhaustypen ist jeweils zwischen Mittel- und Endhäusern zu unterscheiden – folglich waren insgesamt nur vier Genehmigungen für Referenzgebäude notwendig. Das ist gegenüber 91 Baugenehmigungen natürlich ein riesiger Unterschied. Das gesamte Verfahren lief dadurch erheblich schneller und kosteneffizienter“, erklärt Martin Dornieden, Geschäftsführer von Vista.
Laut Unternehmen ist der Antrag im Herbst 2019 gestellt worden, die Genehmigung folgte Anfang 2020. Für die Stadt hat sich demnach „die Bearbeitungszeit der Anträge“ auf gut die Hälfte reduziert.
Unternehmen hat 300 Wohneinheiten in Gelsenkirchen errichtet
Nach dem Willen der Landesregierung sollen andere Kommunen dem Beispiel Gelsenkirchens bei den referenziellen Baugenehmigungen folgen. Als nächstes sollen Gespräche mit Castrop-Rauxel geführt werden.
Die Dornieden-Gruppe hat in den vergangenen zehn Jahren 300 Wohneinheiten in Gelsenkirchen errichtet, in den vergangenen zwei Jahren insgesamt rund 800 Wohneinheiten übergeben.
Die rund 110 respektive 130 Quadratmeter umfassenden Häuser kosten dank des Baukastenprinzips 221.000 beziehungsweise 245.000 Euro inklusive Stellplatz. Macht einen Quadratmeterpreis von etwa 2000 Euro. „Im normalen Eigentumswohnungsbau ist dieser Preis nicht darstellbar“, stellt Vista die Vorzüge für Käufer mit weniger finanziellem Spielraum in den Vordergrund. Üblicherweise liege der Quadratmeterpreis deutlich höher, um die 3000 Euro pro Quadratmeter oder mehr sind eher die Regel als die Ausnahme. https://www.facebook.com/WAZGelsenkirchen