Gelsenkirchen-Buer. Vor einem Jahr ist in Gelsenkirchen das „Sofortprogramm Innenstadt“ gestartet. Alle Erwartungen und Hoffnungen konnten nicht erfüllt werden.

Kino: Das ist der Ort, an dem Träume ein bisschen wahrer werden als woanders. So war es womöglich keine schlechte Idee, den Gelsenkirchener Unternehmertreff im schönsten Kino der Stadt stattfinden zu lassen. Am Donnerstagabend trafen sich gut 250 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Stadtgesellschaft in der Schauburg in Buer, eingeladen hatte die Wirtschaftsförderung. Zentrales Thema des Abends war die Entwicklung der Innenstädte – ein Thema, das durchaus zum Träumen einlädt.

Der Traum etwa von einer City ohne Leerstände: Um diesem Ziel näherzukommen, hatte sich die Stadt bekanntlich vor einiger Zeit Fördermittel aus dem „Sofortprogramm Innenstadt“ des Landes NRW gesichert. Damit sollten Neuansiedlungen in Altstadt und Buer gefördert werden. Das Konzept: Die Stadt mietet leerstehende Immobilien an und vermietet sie dann – zu einem deutlich geringeren Mietpreis – weiter. Damit sollen zum einen Leerstände beseitigt werden, zum anderen haben Start-ups und kleinere Einzelhändler die Möglichkeit, ein Ladenlokal in bester Lage zu einem Preis zu bekommen, den sie sich sonst möglicherweise nie leisten könnten.

Auf einen Sternekoch wartet Gelsenkirchen noch immer

Vor ziemlich genau einem Jahr hatte Wirtschaftsförderer Bernd Gebert das Programm vorgestellt, und hatte sich damals durchaus optimistisch gezeigt. Insgesamt, so Gebert damals, hätten sich in Nord und Süd 20 Mietinteressenten und zwölf potenzielle Vermieter gemeldet. Sogar ein Sternekoch habe damals offenbar Interesse bekundet, nach Buer zu kommen. Nicht alle diese Pläne konnten allerdings verwirklicht werden – ein Sternerestaurant gibt es bislang weder in Buer noch im Gelsenkirchener Süden. Die sieben Gründerinnen und Gründer, die tatsächlich von dem Programm profitieren und in den vergangenen Monaten einen neuen Laden eröffnet haben, stellten sich auf der Bühne der Schauburg vor.

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Und das gleich zweimal: Zunächst wurde – man war schließlich in einem Kino – ein kurzer Film gezeigt, in dem jeder der Projektteilnehmer sich und seine Idee kurz präsentieren konnte. Anschließend wurden die Frauen und Männer von den Wirtschaftsförderern Bernd Gebert und Niklas Breuer persönlich interviewt. Dabei wurde noch einmal deutlich: Die Bandbreite der Geschäftsideen ist ziemlich breit.

Drei Läden im Süden, vier in Buer

Sie beginnt beim Apothekenlieferdienst „APOzack!“: Jamal Aoulad Ali und seine Frau Filiz liefern Arzneimittel mit elektrisch betriebenen Gefährten, sie sind in der Altstadt angesiedelt. Ebenfalls in der Altstadt finden sich das „Schloss Stolzenfelz“ an der Ahstraße 10 und, direkt nebenan, „GEspielt“: Im „Schloss“ veranstaltet Inhaber Norbert Labatzki beispielsweise Tanzveranstaltungen für jung und alt, im „GEspielt“ kann man für kleines Geld Brettspiele aller Art ausprobieren.

Die anderen vier Läden finden sich in Buer. Der „Setzkasten“ an der Maximilianstraße von Inhaberin Bente Meissner ist ein Showroom für Hochzeitsfeiern. Dekorationsartikel findet man auch bei „Marschall Concept Art“ in an der Ophofstraße. Die anderen beiden Betriebe gehören zum Gastronomiesektor: Beim „Chicken Boss“ am Goldbergplatz gibt es, wie der Name vermuten lässt, vor allem Hähnchen und Burger, das „Café Sorella“ an der Hochstraße bietet Kaffee, Kuchen und mehr im gemütlichen Ambiente.

Diese Ideen wurden bisher nicht verwirklicht

„Da haben wir den Turbo eingelegt“, lobte Wirtschaftsdezernent Simon Nowack das Programm, und auch von den Programmteilnehmern gab es lobende Worte. Allerdings: Die Förderung läuft Ende dieses Jahres aus – nach dieser Anlaufphase sind die Mieter mehr oder weniger auf sich allein gestellt.

Einige der jetzt verwirklichten Geschäftsideen, wie etwa ein Hochzeitsdienstleister, hatten schon vor einem Jahr auf der Wunschliste der Wirtschaftsförderung gestanden. Gebert hatte damals aber auch von einem „hochwertigen Modehändler“ gesprochen, einem Anbieter für italienische Damenmode oder einer Musikschule – diese Ideen wurden bislang nicht verwirklicht. Teil der Wahrheit ist aber natürlich auch, dass die Stadt keinen Eigentümer verpflichten kann, seine Immobilie zu vermieten – was das angeht, sind die Möglichkeiten der Einflussnahme seitens der Wirtschaftsförderung begrenzt.