Gelsenkirchen-Buer. Wie Silvana Marschall mit ihrem Start-Up in der City von Gelsenkirchen-Buer neue Impulse setzen will. Förderprogramm bezuschusst Anmietung.
Sofortprogramm Innenstadt heißt es, aber allzu wörtlich ist das mit der Umsetzung dann doch nicht zu verstehen: Rund 16 Monate dauerte es von der Antragsstellung der Stadt beim Land (Ende April 2021), bis „Marschall Concept Art“ an der Ophofstraße 2 mit Hilfe von NRW-Fördergeldern eröffnen konnte. Das Anliegen, einen Leerstand zu beseitigen und die City von Buer mit frischen Ideen zu beleben, gilt aber nach wie vor, erst recht für Inhaberin Silvana Marschall. Und wie!
Genau drei Jahre ist es her, dass Brillenmode Brauckmann in dieser Seitenstraße der Fußgängerzone schloss; noch kündet in großen Lettern die Werbung an der Fassade davon. Im Innern des 100 Quadratmeter großen Ladenlokals aber ist neues Leben eingezogen mit dem Start-Up der gebürtigen Bueranerin, die jetzt in Marl-Polsum lebt.
Gebürtige Gelsenkirchenerin setzt auf hochwertige Wohnartikel
Wo einst Brillen für den besseren Durchblick sorgten, bietet die 50-Jährige nicht nur hochwertige Wohn-, Saison- und Boutique-Artikel, etwa der Marke Lambert. Die Einzelunternehmerin hält auch Kulinarisches und Künstlerisches bereit – inklusive Workshops, um eigene Talente zu entdecken und zwischen Kunst und Musik aufzutanken. „Mit diesem Konzept habe ich mich unter 55 Bewerbungen durchgesetzt“, berichtet sie stolz.
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Dass Silvana Marschall ein Faible für stimmungsvolle Beleuchtung hat, ist nicht zu übersehen: Zahlreiche Windlichter in verschiedenen Größen und Stilrichtungen säumen den Verkaufstisch und das großzügige Schaufenster. Üppige Grünpflanzen verbreiten Wohlfühl-Atmosphäre („die sind nicht nur Deko, sondern Verkaufsware“), während Kaffee-Tüten der Firma Mahlgrad mit Namen wie „Dröhnung“, „Hüftgold“ oder „Aufreißer“ sowie aromatisiertes Popcorn („Pottkorn“) Lust macht, sich und anderen mehr Pausen zu gönnen.
Gelsenkirchener können in Workshops ihre künstlerischen Talente entdecken
An den Wänden ziehen derweil großformatige Leinwände mit Frauenporträts die Blicke auf sich: (Verkäufliche) Acryl-Arbeiten der Inhaberin, die als Autodidaktin auch anderen Mut machen will, sich selbst in Sachen Kunst auszuprobieren. „Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch Talente hat. In speziellen Workshops nach Feierabend will ich bei einem Gläschen Sekt bis zu zehn Teilnehmenden die Gelegenheit geben, Techniken zu erlernen und eigene künstlerische Wege zu gehen.“ Auch Upcycling-Kurse will sie geben, bei denen etwa mitgebrachte Schalen etwa für Weihnachten neu dekoriert werden.
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Sich selbst immer wieder neu zu erfinden, hat Silvana Marschall in ihrem Berufsleben professionalisiert: Sie arbeitete seit ihrem 19. Lebensjahr in zahlreichen Unternehmen, in der Gastronomie ebenso wie im Einzelhandel. „Ob in der Bäckerei, im Garten-Fachhandel oder Möbelhaus: Ich habe überall viel mitgenommen und meine Begabungen so weiterentwickelt, dass ich jetzt den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt habe. Die Idee hat schon so lange in mir geschlummert.“
Start-Up bietet in Gelsenkirchen-Buer auch Festdekoration und Wohnberatung an
Ein geschmackvolles Ambiente sei ihr schon immer sehr wichtig gewesen, erzählt sie. Da sei es nur konsequent, wenn sie anderen beim Einrichten und Dekorieren helfe. So bietet sie auch Festdekorationen für besondere Anlässe sowie eine Wohnberatung an, gerne vor Ort bei den Kundinnen und Kunden. „Darüber hinaus male ich Porträts nach Wunsch, sowohl was die Größe der Leinwand als auch was das Motiv angeht.“
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Insgesamt gehe es ihr darum, in der Innenstadt neue Impulse zu setzen und der Kundschaft Einkaufserlebnisse jenseits des Onlinehandels zu bieten. Ob sie das einzige Geschäft in Buer bleibt, das mit Hilfe des Sofortprogramms Innenstadt öffnet – in Gelsenkirchen-City ist es mit „Schloss Stolzenfels“ von Norbert Labatzki ebenfalls nur eines – ist noch unklar. Laut Stadtsprecher Martin Schulmann gibt es noch „ein paar“ Interessenten für Buer und Gelsenkirchen. Die Schwierigkeit sei es aber, die Ladenlokale auf die Nutzung abzustimmen und dabei Bauordnung und Brandschutz gerecht zu werden.
Dass der mit dem Eigentümer Matthias Schreiner abgeschlossene Mietvertrag für das Lokal Ophofstraße entsprechend der Befristung des Förderprogramms nur bis Ende 2023 läuft, damit kann Silvana Marschall gut leben. „Es sind, bedingt durch Corona und die Energiekrise, schwierige Zeiten, auch für den Einzelhandel. Mit dieser kurzen Perspektive kann ich ohne allzu lange Mietverpflichtungen testen, wie mein Konzept ankommt. Danach sehen wir weiter. Ich bin offen für alles.“
Im „Marschall Concept Art“-Store gelten bis auf Weiteres folgende Öffnungszeiten: Mo 14-18, Di-Fr 11 bis 18, Sa 9 bis 14 Uhr.