Gelsenkirchen/Herten. Gelsenkirchen und Herten werben um Investoren für Zeche Westerholt. Wie die Tour ankam, welche Chancen da sind für Wohnen, Arbeiten und Freizeit.
Der Platz im Ruhrgebiet ist begrenzt, freie Gewerbeflächen im Revier sind rar. Mit viel Interesse haben daher 32 potenzielle Investoren das Gelände der Zeche Westerholt im Grenzgebiet zwischen Gelsenkirchen und Herten genauer in Augenschein genommen. Rund 1000 Arbeitsplätze sollen auf dem 39 Hektar großen Gelände in den nächsten zehn Jahren entstehen.
Investoren zeigen Interesse an Zeche Westerholt als Wohn- und Gewerbequartier
„Hier können Sie Heimat finden“, sagte Bernd Lohse im Beisein der beiden Stadtbauräte Simon Nowack und Janine Feldmann (Gelsenkirchen/Herten) bei der Begrüßung der Gäste auf dem ehemaligen Industriegelände. Der Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft Neue Zeche Westerholt benutzte bewusst dieses Wortspiel, denn am Ende dieses „Dekadenprojektes“ soll die Zechen-Historie des Areals ebenso noch erkennbar sein wie der Strukturwandel hin zum einem auf Nachhaltigkeit ausgelegten Wohn- und Gewerbequartier mit hohem Freizeitwert – dem Quartier Graf Bismarck mit Stölting-Harbour nicht ganz unähnlich.
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Investoren aus vielen Branchen: Quartiersentwickler und Anbieter für Wohnimmobilien
Nowack und Feldmann waren neben Julia Frohne, Vorsitzende der Geschäftsführung der Business Metropole Ruhr, gefragte Gesprächspartner. Letztere hatte zur Investoren-Tour auf Westerholt eingeladen. Und auch Thomas Jablonski von der Gelsenkirchener Wirtschaftsförderung huschte nach der rund zweistündigen Tour über das Gelände und durch alte Hallen ein ums andere Mal ein zufriedenes Lächeln über sein Gesicht – nachdem jemand aus der Investorenschar noch um ein persönliches Gespräch gebeten hatte.
Da war etwa Thomas Krieger von der Tecklenburg GmbH, das Unternehmen hat sich die Entwicklung, Errichtung und Vermarktung von unterschiedlichen Bauprojekten aus dem Wohn-, Geschäfts- und Handelsbereich auf die Fahnen geschrieben. „Wir entwickeln ganze Quartiere“, sagte der Projektleiter. Für Wohnen und Arbeiten biete die Zeche Westerholt viel Potenzial, lautete seine erste Einschätzung.
Ähnlich äußerte sich auch Björn Grube von der Deutschen Reihenhaus GmbH (DRH), die jüngst erst noch in einem anderen Stadtteil in Gelsenkirchen als Käufer aufgetreten ist. „Die Verbindung von Arbeit, Wohnen und auch von Gastronomie und Freizeit ist attraktiv“, daher schaue man sich solche Flächen gerne an. Die DRH hat das 7300 Quadratmeter große Kirchengrundstück von St. Joseph in Scholven gekauft und will dort Einfamilienhäuser und ein Mehrfamilienhaus mit Eigentumswohnungen errichten.
Vermarktung: Grundstücke von 1000 bis 10.000 Quadratmeter
Für nachhaltige Investitionen werden der Entwicklungsgesellschaft zufolge „nach Herrichtung und Erschließung flexible Grundstücksgrößen von 1000 bis 10.000 Quadratmetern angeboten“. Nachhaltig, weil die Entwicklung „ressourcenschonend und klimaresilient“ vorangetrieben wird. „Solarthermie, Energie aus dem Grubengebäude, die Nutzung der bereits vorhandenen Wasserstoffleitung sowie die Fassaden von Schacht 1 für eine große PV-Anlage bieten viele Möglichkeiten für eine klimafreundliche Energieversorgung“ erklärt Bernd Lohse dazu.
Hochregallager auf Zeche Westerholt: Option für Gastronomie auf mehreren Ebenen
Im ehemaligen Hochregallager, das mit meterhohen Kunstwerken noch eindrucksvoll vom Schaffen und vom Erfolg des „Rubug Festivals“ kündigt, machte Lohse als Tourguide den Investoren die Umnutzung der riesigen Halle für Gastronomie schmackhaft. „Die Halle bietet so viel Platz, da lässt sich locker auch noch eine weitere Ebene einziehen.“
Etwas Ähnliches wie Kunst, nämlich Bildung, hat Matthias Schulle von der Educia AG im Sinn. Das Unternehmen „entwickelt und vermietet Bildungsimmobilien“ – „von der Grundschule bis hin zum Berufskolleg“, wie der Vorstand erklärte. Gerade für haushaltsschwache Kommune könnte das eine Lösung sein, um schneller und günstiger dem steigenden Bedarf an Schulstandorten Rechnung zu tragen, sagte Schulle.
Drei Partner: Gelsenkirchen, Herten und die RAG
Gelsenkirchen und Herten vermarkten und entwickeln als Partner das Gelände der Zeche Westerholt gemeinsam. Dritter im Bunde als weitere Gesellschafterin ist die RAG Montan Immobilien der Ruhrkohle AG.
Die Zechengelände liegt jeweils zur Hälfte auf den Gemeindegebieten der beiden Städte Gelsenkirchen und Herten. Das Areal liegt in einer Schlüsselposition für die drei umgebenden Stadtteile Gelsenkirchen-Hassel, Herten-Westerholt und Herten-Bertlich. Es verfügt über eine gute regionale und überregionale Anbindung ist über die Autobahnen A52, A43 und A2.
Die Entwicklungsgesellschaft Neue Zeche Westerholt sitzt an der Egonstraße 12. Kontakt: 0209 169 6958, Mail an info@egnzw.de.
Ob bald der erste Investor einen Zuschlag gibt? Abwarten. Die Entwicklung solcher Flächen dauert Jahre, das weiß auch Thomas Jablonski von der Gelsenkirchener Wirtschaftsförderung: „Macht einer den ersten Schritt geht es danach meist sehr schnell.“ Siehe Graf Bismarck oder auch Schalker Verein. Hüben verwöhnt jetzt sogar ein Beach-Club seine Gäste, drüben siedelt sich dort jetzt ein Spezialist für Tier-Snacks an.