Gelsenkirchen. Auf alten Flächen von Seppelfricke und Thyssen Draht macht Gelsenkirchen den Weg für neues Gewerbe frei. Millionenprojekt an der Berliner Brücke.

Stadtplanung und Politik – sowie in einem Fall ein Investor – treiben in Gelsenkirchen die Bauplanung für zwei frühere Industriestandorte voran. Im Industriegebiet Berliner Brücke sollen auf dem ehemaligen Firmengelände von Thyssen Draht Handwerker- und Logistikhallen entstehen. Vorangetrieben wird auch die Entwicklung für das „Gewerbegebiet südlich der Haldenstraße“. Dort wurde Ende 2020 das Werk von Seppelfricke Armaturen geschlossen. 80 Beschäftigte verloren ihre Arbeit. Lesen sie auch:Seppelfricke stellt Produktion in Gelsenkirchen Ende 2020 ein

Seppelfricke in Gelsenkirchen hinterließ sechs Hektar Industriebrache

Der Standort von Seppelfricke Armaturen wurde 2020 aufgegeben. In diesem Jahr feierte das Unternehmen sein 100-jähriges Bestehen.
Der Standort von Seppelfricke Armaturen wurde 2020 aufgegeben. In diesem Jahr feierte das Unternehmen sein 100-jähriges Bestehen. © WAZ Foto | Caroline Seidel

Rund sechs Hektar einst industriell genutzte Fläche sind in Schalke „brach gefallen.“ Der Planbereich zwischen Haldenstraße, Lockhofstraße sowie ehemaliger Bahntrasse zwischen Grothusstraße und Wilhelminenstraße ist größer gefasst als der einstige Werksstandort. Er umfasst darüber hinaus zwei Kfz-Betriebe, drei Wohngebäude, einen Lebensmittelvollsortimenter mit separatem Getränkemarkt sowie weitere brachliegende Flächen.

Für die Nachnutzung des „bisher weitestgehend unbeplanten Areals und die zu erwartende städtebauliche Neuordnung bedarf es einer planungsrechtlichen Steuerung“, so die Verwaltung. Die Stadt hatte sich unter anderem mit dem Standort Seppelfricke erfolgreich um die Teilnahme am Programm „Bau.Land.Partner“ des Landes-Bauministeriums beworben, um gemeinsam mit dem Flächeneigentümer Perspektiven für den Standort Seppelfricke zu entwickeln.

Bauanfrage eines Discounters liegt seit 2021 für das Gelände vor

Den Aufstellungsbeschluss als erste Stufe des Bebauungsplanverfahrens brachte der Ausschuss für Stadtplanung Mittwoch einhellig auf den Weg. SPD-Ratsfrau und Ausschussvorsitzende Silke Ossowski hält das Gelände „für ein Filetstück mitten in der Stadt. Da kann noch sehr viel schönes drauf entstehen.“ Auch Malte Stuckmann (CDU) sieht hier „großes Entwicklungspotenzial für Unternehmen“.

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In ursprünglicher Form hielten die Christdemokraten die Vorlage dennoch nicht „für entscheidungsreif“, weil ursprünglich eine Veränderungssperre mitbeschlossen werden sollte. Seit Ende 2021 liegt eine Bauvoranfrage für eine Fläche im Südwesten des Plangebietes vor. Ein Discounter und eine Drogeriemarktkette hegen hier Bauabsichten. Solch ein Vorhaben konterkariere die Ziele des Bebauungsplans, findet die Verwaltung. Die Entscheidung wird nun auf die nächste Ratssitzung vertagt. Vorbehalte gab es auch an anderer Stelle: Das Plangebiet braucht künftig zwei Erschließungswege. Einen schloss Werner Wöll (CDU) gleich aus: „Eine Erschließung über die Wilhelminenstraße ginge meines Erachtens gar nicht.“

Politik will künftige Logistikbereiche an der Berliner Brücke klar begrenzt wissen

Das Gewerbegebiet an der Berliner Brücke, seit 1870 ein traditioneller Standort der Drahtproduktion, hat ein Investor 2021 erworben. Die MLP Group aus München plant über einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan die Revitalisierung der gewerblich-industriellen Flächen, die derzeit eher kleinteilig genutzt werden. Für über 40 Millionen Euro soll auf 55.000 Quadratmetern bis 2024 der Business Park Schalke entstehen und Raum bieten für 15 bis 20 Mittelständler und Kleinbetriebe, aber auch Logistikflächen. Lesen Sie auch: Abriss der alten Thyssen-Hallen ab Mitte 2022 geplant

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Die Zustimmung zum Aufstellungsbeschluss gab es im Ausschuss, verbunden mit kritischer Bewertung. Für die Politik ist wichtig, dass die Logistik im Gewerbegebiet tatsächlich nur „ergänzende Funktion“ hat und nicht den Nutzungsschwerpunkt bestimmt. Genauer zu fassen, fordern besonders die Grünen, seien ökologische Aspekte wie Dachbegrünung oder Regenwasserversickerung. Ein Knackpunkt auch hier: die Erschließung. Im wesentlichen soll sie über die Hochkampstraße erfolgen.