Gelsenkirchen. Eine „Rakete“ sei gestartet. kündigte Gelsenkirchens OB bei Baubeginn der Grundschule an. Wie das Geschoss eingeschlagen ist.
„Geht doch!“, sagt man im Ruhrgebiet. Nach elf Monaten reiner Bauzeit und mit Baukosten, die den Planungskostenrahmen von 21,9 Millionen genau eingehalten haben, ist die neue Grundschule Ebersteinstraße termingerecht fertiggestellt. Am kommenden Donnerstag, 11. August, ziehen hier die ersten 104 Erstklässler ein. Sie kommen in eine Schule mit Möglichkeiten, von denen viele andere Schulen nur träumen können. Multifunktionale Möbel in freundlichen Farben, digitale Vollausstattung, fest installierte Lüftungsanlage, fantasievoll und mit pädagogischem Bedacht ausgestattete Multifunktions- und Differenzierungsräume, großzügige Flure mit Tageslichtbeleuchtung und Sitzecken – um nur einige Punkte zu nennen. [Siehe dazu:Schulneubau: Wir starten eine Rakete]
Mit Parkett, Boulderwänden. Lüftungsanlage und digitaler Vollausstattung
Die Gelsenkirchener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft (GGW) hat das Projekt im städtischen Auftrag in Rekordzeit durchgezogen. In Modulbauweise, aber mit hochwertiger Ausstattung wie etwa Echtholzparkett auf dem Boden, hölzernem Prallschutz in der Zweifeldturnhalle, wo auch versenkbare Boulderwände und Turngeräte verbaut sind, Dachbegrünung, Photovoltaikanlage und großer Projektions- und Beschallungsanlage in der Bewegungshalle, perfekt geeignet für Lernspiele aller Art, auch für (noch) nicht-deutschsprachige Kinder.
100.000 Euro für die pädagogisch wertvolle Extras reserviert
Dass pädagogisch vieles mitbedacht wurde, ist neben der engen Abstimmung von GGW, Schulamt und Pädagogen den 100.000 Euro zu verdanken, die bei der Gesamtinvestition eben für pädagogische Extras reserviert waren. Eine vielseitig – auch mit der (noch kommissarischen) Schulleiterin Cornelia Franz (37) und ihrer Konrektorin Anna Hoffacker (39) – besetzte Projektgruppe „Klassenzimmer der Zukunft“ hatte sich monatelang mit optimalen Ausstattungsmöglichkeiten befasst. Die Erkenntnisse daraus sollen auch für künftige Projekte genutzt werden. [Lesen Sie dazu:Wie das Klassenzimmer der Zukunft geplant wird.]
GGW-Geschäftsführer Harald Förster übergab den (fast) fertigen Komplex am Donnerstag offiziell an Oberbürgermeisterin Karin Welge. Dass Zeit- und Finanzplan eingehalten werden konnten, sei angesichts von Lieferengpässen und Materialengpässen durch Corona und Ukrainekrieg nur möglich gewesen durch eine „enorme kollektive Kraftanstrengung aller“. Und durch eine Materialsicherung seitens der GGW, die Lagerstätten aufkaufte, um die Ausstattung für den Schulbau gewährleisten zu können. GGW-Aufsichtsratsvorsitzender Lukas Günther verwies auf den dringenden Bedarf an Schulneubauten, um Bildungschancen künftig unabhängig von der Postleitzahl zu machen. Günther rechnete vor: Täglich werden im Schnitt acht Kinder in Gelsenkirchen geboren. Eine neue Schulklasse sei so binnen weniger als einer Woche voll.
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Welge: „Es kann auch 2032 werden, bis alle Schulen fertig sind“
OB Karin Welge, die bei der Grundsteinlegung 2021 an der Ebersteinstraße vom „Start einer Rakete“ gesprochen hatte, lobte bei der Übergabe des Gebäudes die Arbeit aller Beteiligten und das gelungene Ergebnis. „Wir schreiben hier ein Stück Zukunft, präventiv zu denken und in Bildung zu investieren ist wichtig. Wir verändern die Bildungslandschaft mit acht Schulneubauten bis 2030“, wiederholte sie ihr Wahlversprechen, sogar noch um eine Schule erweitert. Mit der achten sei der Erweiterungs-Neubau an der Kurt-Schumacher-Straße gemeint, erklärte sie auf Nachfrage. Ebenfalls auf Nachfrage räumt sie ein: Realistisch gesehen sei es denkbar, dass es 2032 wird, bis alle vier neuen Grundschulen und die drei zusätzlichen weiterführenden Schulen wirklich stehen: „Bei allem Mut zum Herausfordernden, muss man auch die Realität vor Augen haben angesichts von Krieg und Pandemie.“
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Für die GGW ist nach dem Schulbau vor dem Schulbau. Bereits im September steht der erste Spatenstich an der Kurt-Schumacher-Straße an, wo der Erweiterungsbau 2024 fertiggestellt sein soll. Danach könne, so hofft Harald Förster, der geplante Bau der Grundschule An der Gräfte in Erle starten. Gefolgt von der Grundschule Wildenbruchplatz – vorausgesetzt, die entsprechenden Aufträge gehen an die GGW. [Zum Thema Neubau:Warum in Gelsenkirchen sieben neue Schulen gebaut werden]
Erste städtische Neugründung einer Schule in Gelsenkirchen seit 41 Jahren
Die Grundschule Ebersteinstraße ist die erste städtische Schul-Neugründung in Gelsenkirchen seit 41 Jahren – damals war es die Realschule an der Mühlbachstraße, die heute einer von drei Standorten der Gesamtschule Erle ist. Auch dort warten Kollegium und Schüler dringend auf einen Erweiterungsbau. Alljährlich muss die beliebte Schule zahlreiche Fünftklässlerinnen und Fünftklässler mangels Kapazität abweisen. [Lesen Sie dazu:Übergangslösung für Erle geplant]
Bei der Kulturschule, für die eigentlich die Fertigstellung 2025 geplant war, gibt es weiterhin laut Bauverwaltung keine Fortschritte. Schon jetzt ist klar, dass der später geplante Trakt für die Oberstufe wohl vor dem Hauptgebäude begonnen wird. Aber auch für dessen Baustart gibt es noch kein Datum.