Gelsenkirchen. In Gelsenkirchen gibt es wieder eine Stadtschülervertretung. Bei der Vollversammlung am 9. Juni wird zusammengetragen, wo es an Schulen hakt.

Nach langjähriger Pause gibt es seit Jahresbeginn wieder eine Stadtschülervertretung. In der kommenden Woche – am 9. Juni um 14.30 Uhr – treffen sich die Mitglieder zur Vollversammlung im Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium (AvD). Wie viele Schülervertreter der Einladung zur ersten Vollversammlung mit Themensammlung folgen (können), ist indes völlig offen.

Einladungen zum Treffen und Informationen kommen nicht immer bei allen an

Tim Mrosek ist Schülersprecher an der Bergmannsglück-Förderschule. Der 16-Jährige vertritt die neu gegründete Stadtschülerschaft im Bildungsausschuss.
Tim Mrosek ist Schülersprecher an der Bergmannsglück-Förderschule. Der 16-Jährige vertritt die neu gegründete Stadtschülerschaft im Bildungsausschuss. © Mrosek | Mrosek

Der Grund: Die Kommunikation untereinander ist schwierig, die Einladungen laufen über das Referat Bildung der Stadt, die wiederum die Schulleitungen anschreibt und um Weiterleitung aller Informationen und Einladungen bittet. Und dort bleibt leider manches hängen. In der Regel nicht mit Absicht, sind Schüler und Stadt überzeugt, sondern wegen Überlastung, Zeitmangel, zu großer E-Mailflut….

Direkte Vernetzung ermöglichen

Und damit ist auch schon eines der Hauptprobleme einer effektiven Schülervertretung auf Stadtebene beschrieben. Kira Fink, im Bildungsreferat für die Koordination zuständig, würde das gern ändern, vereinfachen. Die Idee ist, eine Art digitale Pinnwand mit wichtigen Terminen für die Schülervertreter anzulegen und ein zentrales E-Mailfach einzurichten. Ein solches gibt es zwar bereits unter ihrer Verwaltung, besser wäre freilich eine direkte Vernetzung der Schülersprecher. Das Thema will sie in ihrem Referat besprechen.

Berufskollegs auf Stadtebene einbeziehen

Ein weiteres Problem ist natürlich die Diversität der Schülerschaft. Hauptschulen, Gesamtschulen, Realschulen, Förderschulen, Gymnasien und bald sollen auch die Berufskollegs zur Stadtschülervertretung gehören, wenn es nach dem Wunsch des Vorstands geht. Bislang waren die Kollegs nicht dabei, weil sie nicht unter der Flagge „allgemeinbildende Schulen“ firmieren. Dabei sind sie das, und noch viel mehr angesichts ihrer vielfältigen Bildungsgänge.

Lilli Böning ist Schülersprecherin am Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium und im Vorstand der neuen Stadtschülervertretung.
Lilli Böning ist Schülersprecherin am Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium und im Vorstand der neuen Stadtschülervertretung. © Böning | Böning

Die Stadtschülervertretung ist mitten im Schuljahr von null auf hundert gestartet – naturgemäß wagen die gewählten Vorstandsmitglieder Lilli Böning (Q1, Jg 11, 17 Jahre, AvD), Hilal Nur Ulupinar (Jg 9, 16 Jahre, Mulvany-Realschule) und Tim Mrosek (Jg 10, 16 Jahre, Bergmannsglück-Förderschule) noch nicht, für alle Schülerinnen und Schüler zu sprechen. In der Vollversammlung am 9. Juni sollen Themen gesammelt werden, die an den unterschiedlichen Schulen besonders unter den Nägeln brennen.

Was den Aufbau eines guten Netzwerkes ebenfalls erschwert, ist die naturgemäß ständig wechselnde Schülerschaft. Die jetzige Vorsitzende, Tanja Fischer, steckt mitten in der Abiturprüfung am Weiterbildungskolleg Emscher-Lippe. Sie ist die Delegierte des Gremiums für die Landesschülervertretung. Doch im nächsten Schuljahr ist sie voraussichtlich bereits keine Schülerin mehr.

Nachholbedarf bei Lehrerschulungen zu digitalen Unterrichtsmöglichkeiten

Klar gezeigt hat sich bei den ersten Treffen bereits, dass die Digitalisierung auch unter Schülern ein großes Thema an allen Schulen ist. Und zwar mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Während die einen über die immer noch nicht vorhandenen iPads klagen (die allerdings bestellt sind), haben andere zwar die Geräte, aber nicht ausreichend fortgebildete Lehrkräfte. Da gibt es offenbar großen Nachholbedarf.

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Hilal Nur Ulupinar ist Schülersprecherin an der Mulvany-Realschule und Vorstandsmitglied in der Stadtschülervertretung.. 
Hilal Nur Ulupinar ist Schülersprecherin an der Mulvany-Realschule und Vorstandsmitglied in der Stadtschülervertretung..  © Hilal Nur Ulupinar | Ulupinar

Ein weiterer Dauerbrenner: Die Lehrer-Besetzung. Lilli Böning weiß, dass ihre Schule – wie viele Gymnasien – im direkten Vergleich recht gut besetzt ist. Lediglich im Fach Kunst gibt es größere Lücken. Hilal Nur Ulupinar kann von der Mulvany-Schule nicht ganz so schwärmen: Nur vier Stunden Unterricht täglich in den oberen Klassen ist keine Ausnahme, der Mittagsunterricht fällt wegen des Lehrermangels aus. Nachdem die Schule lange auf bessere Sporträume gewartet hat, stehen die nun zur Verfügung: Doch mittlerweile fehlen die Sportlehrer dafür. Lesen Sie auch: Dicke Luft – warum die Sporthalle dicht ist

Unterrichtsausfall wegen Lehrermangels: Relativ gut ist die Versorgung fast nur an Gymnasien

Allgemein ist der Lehrermangel an Gymnasien deutlich weniger ausgeprägt als an anderen Schulformen. Lücken gibt es jedoch auch dort, und am AvD und benachbarten Max-Planck gibt es ebenfalls ein großes Sportproblem: Dort allerdings bedingt durch die schlechte Turnhallensituation. An der Mulvany-Realschule und auch an der Bergmannsglückschule jedoch führt der Lehrermangel regelmäßig zu Unterrichtsausfall, in Einzelfällen sind ganze Tage unterrichtsfrei. Und von der Raumnot wissen bei der Versammlung am 9. Juni voraussichtlich Gesamtschule-Vertreter zu berichten.