Gelsenkirchen. Wenn bis Ende 2021 kein Kompromiss zum Anbau an der Gesamtschule Gelsenkirchen-Erle steht, könnte eine ganz andere Idee wiederbelebt werden.

Wie geht es weiter an der Gesamtschule Erle, nach dem Planungsstopp für den Ergänzungsbau für Mensa und Stadtteilbibliothek? Im Bildungsausschuss war das zwar Thema, nachdem die Politik aufgrund des WAZ-Artikels zur Kostenexplosion bei dem Projekt Klärung forderte. Im öffentlichen Teil der Sitzung allerdings lehnte der zuständige Baureferatsleiter Tino Gäfke mit Verweis auf rechtliche Gründe ab, Vertragsdetails öffentlich zu nennen. Man versuche aber, mit dem Architekturbüro zu einer schnellen Lösung zu kommen. [Zum Thema: Streit mit Architekten – Schulbau in Gelsenkirchen gestoppt]

Architekturbüro muss Einsparmöglichkeiten aufzeigen

Das Problem sei, so Gäfke, dass das Büro weder die Gründe für die explodierten Kosten im Einzelnen dargelegt noch Einsparvorschläge vorgelegt habe. Dazu sei das Architekturbüro verpflichtet. Man erwarte nun eine transparente Auflistung der Kosten sowie Alternativvorschläge mit Einsparpotenzial. Als Fakt am Rande führte er an, dass sich generell das Architektenhonorar an der Höhe der voraussichtlichen Baukosten orientiere.

Mehr als 20 Millionen Euro statt 9,5 Millionen

Man versuche nun, so schnell wie möglich zu einer Einigung zu kommen, um die Raumnot an der Schule beheben zu können. Die Argumentation mit einer Verteuerung durch den von der Stadt ausgerufenen Klimanotstand greife jedenfalls nicht entscheidend. Zum einen gebe es dazu bisher keinerlei Nachweis, zum anderen bedeute die Ausrufung des Klimanotstands zwar verbindlich eine Prüfung der Klimarelevanz, aber nicht zwingend die Nutzung einer extrem teureren Bauvariante im Dienste des Klimaschutzes. Hinter verschlossenen Türen war auch von kostspieligen Akustiksegeln und kostenintensiver Fassadenvarianten die Rede. Die neue Kostenschätzung soll bei mehr als 20 (statt 9,5) Millionen Euro liegen.

Entscheidung bis zum Jahresende

Ob es nun zu einer kostengünstigeren Variante mit kleinerer Grundfläche kommt oder ob der vorgelegte Entwurf doch noch über einen Kompromiss mit dem Architekturbüro bis Herbst 2023 umgesetzt werden kann, ist derzeit offen. Eine Brückenlösung mit Modulbauten, um die Schule arbeitsfähig zu halten, scheint näher zu rücken.

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In dem Fall könnte langfristig auch eine alte Planung wiederbelebt werden. Bezirksbürgermeister Wilfried Heidel etwa erinnert an den Plan von 2012, die Gesamtschule Erle mit allen Teilen auf einem Gelände zu vereinen. Dafür müsste die Grundschule Leythestraße verlegt werden, die genau zwischen zwei Gebäuden der stark wachsenden Gesamtschule steht. Ein Umzug könnte theoretisch in das modernisierte Gebäude der Erler Oberstufe erfolgen, die derzeit an der Surkampstraße in 1,7 Kilometern Entfernung untergebracht ist. „Das würde Lehrern Wege und Zeitverlust ersparen“, gibt Heidl zu bedenken. Vorher müsse jedoch geprüft werden, ob ein Umzug für die Grundschule praktikabel ist.