Gelsenkirchen. Zehntklässler am Gymnasium, die 2023 sitzenbleiben, müssen ihr Gymnasium verlassen. Wir sagen, wie es in Gelsenkirchen für sie weitergehen kann.

Die Rückkehr vom achtjährigen zum neunjährigen Gymnasium führt am Ende des nächsten Schuljahres zu einer kuriosen Situation: Zehntklässler an Gymnasien, die im Sommer 2023 wegen nicht ausreichender Leistungen nicht versetzt werden, müssen dann ihr Gymnasium verlassen. Grund ist eine Regel im NRW-Schulgesetz, die besagt, dass Schülerinnen und Schüler nicht von der Oberstufe in die Mittelstufe zurückkehren dürfen. Als Zehntklässler im G8-System ist der Schüler in der Oberstufe, als Zehntklässler im 2023 beginnenden G9-System wäre er in der Mittelstufe. [Lesen Sie auch: Was Gelsenkirchens Gymnasien zu bieten haben]

Ricarda-Huch als Bündelungsgymnasium

Statt diese Gesetzesgrundlage für den Jahrgang des Systemwechsels auszusetzen, hat die Bildungsministerin beschlossen, in Städten und Kreisen „Bündelungsgymnasien“ einzurichten, die die betroffenen Zehntklässler auffangen. Für Gelsenkirchen bedeutet dies: Alle Zehntklässler von Gymnasien, die im nächsten Jahr nicht versetzt werden, müssten ans Ricarda-Huch-Gymnasium wechseln, wenn sie der Schulform treu bleiben wollen. [Zum Thema: NRW bestimmt Bündelungsgymnasien]

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Zahl der Betroffenen völlig unklar

Um wie viele Betroffene es sich handeln wird, ob einige alternativ an zehnte Klassen an Gesamtschulen oder Berufskollegs wechseln wollen, wo es keinen Systemwechsel gibt, und ob dort überhaupt genug Platz für sie wäre: All das ist völlig offen und schwer einschätzbar.

Das Ricarda-Huch-Gymnasium soll den durch den Systemwechsel geschaffenen Jahrgang im nächsten Jahr gebündelt aufnehmen.
Das Ricarda-Huch-Gymnasium soll den durch den Systemwechsel geschaffenen Jahrgang im nächsten Jahr gebündelt aufnehmen. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Anlaufstelle auch für Realschüler aus Gelsenkirchen

Das bestätigt auch Michael Frey, Leiter des Ricarda-Huch-Gymnasiums, das den Bündelungsjahrgang übernehmen soll. „Das Problem ist, dass es Mindestgrößen für Jahrgangsstufen gibt, damit genug Auswahl im Leistungskursbereich angeboten werden kann. Wir haben dafür schon Ideen, bereiten uns vor“, versichert Frey.

In den Spezial-Jahrgang sollen in dem Jahr auch alle Realschüler aufgenommen werden, die nach Klasse zehn von der Realschule aufs Gymnasium wechseln wollen. In den letzten Jahren waren das in Gelsenkirchen im Durchschnitt jeweils 45 bis 50 Schülerinnen und Schüler, plus/minus zehn. [Zum Thema: Kritik von Eltern an NRW-Lösung für den G9-Wechsel]

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„Aber selbst, wenn es weniger wären, bin ich zuversichtlich. Da wir ja ohnehin mit dem Schalker Gymnasium kooperieren, das durchgängig im G9-System geblieben ist, können wir bei den Leistungskursen auch in dem Jahrgang einander ergänzen“, freut sich Frey über die besondere Situation vor Ort. G9-Gymnasien gab es schließlich durchgängig nur in wenigen Städten.

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Ob es wirklich zum gebündelten Extra-Jahrgang kommt oder eine mögliche neue Landesregierung doch noch die Gesetzesgrundlage ändern will oder die Zehntklässler von Gymnasien und Realschulen mehrheitlich versuchen, an (in der zehn meist noch sehr vollen) Gesamtschulen unterzukommen, ist völlig unklar. Dennoch: Die Planungen und Vorbereitungen am Ricarda laufen, der Schulleiter nimmt es als „Chance, gezielte Förderung für diesen voraussichtlich eher kleinen Jahrgang umsetzen zu können“.

Zu wenig Schüler für Auffang-Gymnasien in Nord und Süd

Die Einigung auf das Ricarda-Huch-Gymnasium als Standort soll laut Verwaltung keinen nennenswerten Widerspruch hervorgerufen haben. So oder so hätten Gymnasiasten aus Buer nach Süd oder andersherum reisen müssen, da die zu erwartende Schülerzahl für zwei Bündelungsgymnasien schlicht zu gering wäre.