Gelsenkirchen. Die kalte Jahreszeit beginnt: Obdachlose stehen nun wieder vor besonderen Herausforderungen. Diese Hilfen gibt es für sie in Gelsenkirchen.

Das Jahr geht dem Ende zu, die Tage werden kürzer – und vor allem: die Nächte kälter. Für Wohnungslose in Gelsenkirchen beginnt wie jedes Jahr aufs Neue eine Zeit der besonderen Herausforderungen. Innerhalb der Stadt gibt es viele Angebote für Obdachlose – nutzen wollen sie aber längst nicht alle.

Gelsenkirchen: Wo es in der Stadt Hilfen für Obdach- und Wohnungslose gibt

Seit mehr als 20 Jahren kümmert sich die „Zentrale Fachstelle für Wohnungslose“ (ZFW) um die Anliegen der Wohnungs- und Obdachlosen. Hinzu kommen weitere Akteure, die für die Menschen da sind, wenn Unterstützung gebraucht wird. Die Hilfen reichen von Essensausgaben bis hin zu medizinischer Versorgung.

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Die Unterbringungsangebote der ZFW bieten Möglichkeiten zur Übernachtung beziehungsweise Notschlafstellen für obdachlose Frauen und Männer an. Das derzeitige Platzangebot reicht für 75 Personen. Aktuell seien hiervon 49 Plätze belegt, heißt es seitens der Stadt. Dabei, so Stadtsprecher Martin Schulmann weiter, wohnen die Menschen „nicht in großen Schlafsälen, sondern weit überwiegend in Einzel- bzw. Doppelzimmern, in denen grundsätzlich auch ein gewisses Maß an Privatsphäre gegeben ist.“

Darüber hinaus unterhalte die ZFW elf stadteigene beziehungsweise angemietete Immobilien mit insgesamt 32 Wohnungen für Alleinstehende und Familien, die von Obdach-/Wohnungslosigkeit betroffen sind. Diese Wohneinheiten würden bis zu 120 Personen Wohnraum mit Privatsphäre bieten. Zurzeit leben dort 54 Personen, so Schulmann.

Individuelle Unterbringung für obdachlose Frauen in Gelsenkirchen

Das Männerübernachtungsheim an der Caubstraße 28 hat in der Zeit von 16.30 Uhr bis 22 Uhr geöffnet, die Pforte ist 24 Stunden erreichbar. Ein telefonischer Kontakt ist möglich unter 0209/86157 oder 0209/8007432. Zudem hatte die ZFW im Frühjahr 2020 eine weitere Notunterkunft an der Heistraße eröffnet und mit dem Kälteeinbruch im Februar 2021 eine weitere Unterkunft für alleinstehende Obdachlose.

Für wohnungs- und obdachlose Frauen gibt es eine individuelle Unterbringung, ein Kontakt hierfür ist unter 0209/169-2150 oder 0209/169-2059, samstags und sonntags unter 0209/86157 möglich. Familien erfahren Hilfe unter 0209/169-2150 oder 0209/169-2542. Die Übernachtungsgebühr in den Notunterkünften beträgt 4,50 Euro.

Gelsenkirchener Obdachlosenhilfe: Kooperationspartner sorgen für Unterstützung

Als Kooperationspartner der Stadt ist seit geraumer Zeit nun schon der Verein Arzt Mobil aktiv: 1998 von Vertretern der Stadt, der Ärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung gegründet, bietet er niedrigschwellige, aufsuchende Hilfe, übernimmt die medizinische Akutversorgung. Weitere Informationen gibt es im Netz, unter arztmobil-gelsenkirchen.de. Die Standorte des Arzt-Mobils (jeweils in der Zeit von 11 bis 13 Uhr): montags und freitags am Wilhelm-Sternemann-Haus, an der Husemannstraße 52, dienstags Weißes Haus, an der Hochstraße 80, donnerstags am Regenbogenhaus, Auf dem Schollbruch 47c.

Petra Bec, 1. Vorsitzende des Gelsenkirchener Vereins Warm durch die Nacht, hilft mit ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern Obdachlosen in der Stadt. Am Gelsenkirchener Hauptbahnhof gibt der Verein zum Beispiel Mahlzeiten an Bedürftige aus
Petra Bec, 1. Vorsitzende des Gelsenkirchener Vereins Warm durch die Nacht, hilft mit ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern Obdachlosen in der Stadt. Am Gelsenkirchener Hauptbahnhof gibt der Verein zum Beispiel Mahlzeiten an Bedürftige aus © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Der Verein Arztmobil bietet zudem seit 2008 in Kooperation mit der Caritas das Projekt Streetwork an. Hier erhalten suchtmittelabhängige und wohnungslose Menschen ebenfalls unbürokratische und niedrigschwellige Hilfe. Lesen Sie hier mehr Hintergründe über das Arzt Mobil.

Die bekannte Initiative „Gelsenkirchen packt an – Warm durch die Nacht“ (WddN) kümmert sich ebenfalls um die Nöte der wohnungs-, und obdachlosen Menschen. Und ebenfalls mit ganz konkreter Hilfe – vor allem für den Bauch. Am Hauptbahnhof gibt es regelmäßig warme Mahlzeiten, für ihre „Freunde von der Straße“, wie die Aktiven von WddN, sie nennen.

Spontane Wohngemeinschaft in Gelsenkirchen – Hilfe war bitter nötig

Dass es auch bei den Freunden von der Straße einige gibt, die es vorziehen draußen zu schlafen – davon kann Petra Bec berichten. Die Gründe dafür seien vielschichtig. Im Februar dieses Jahres allerdings erlebten Petra Bec und ihre Vereinskolleginnen wie wertvoll und wärmend ein Dach über dem Kopf sein kann.

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Spontan gründeten sie eine Obdachlosen-WG im Pfarrhaus von St. Augustinus, die Hilfe war bitter nötig: Anfang Februar brachte der Winter Schneefall in selten gesehenen Höhen, auch für das Ruhrgebiet und Gelsenkirchen. „Es lief mit jedem Tag so, dass es besser funktioniert hat“, erinnert sich Petra Bec. Insgesamt neun Bewohner konnten über einen Zeitraum von dreieinhalb Wochen vor der beißenden Kälte geschützt werden, drei von ihnen entschieden sich im Nachgang sogar für einen festen Wohnsitz. Lesen Sie hier mehr über Warm durch die Nacht.

Was vor ein paar Monaten noch spontane Idee war, wollen die Akteure von Warm durch die Nacht nun am liebsten in eine dauerhafte Form bringen. Das Ziel: ein zusätzliches Übernachtungsangebot auf die Beine zu stellen. Wie genau das aussehen soll, konkrete Aussagen dazu kann Petra Bec noch nicht machen.

Caritasverband Gelsenkirchen hat zwei Beratungsstellen für Obdachlose

Der Caritasverband für die Stadt Gelsenkirchen bietet ebenfalls Unterstützung für Obdach- und Wohnungslose in der Altstadt und in Buer an. Im Wilhelm-Sternemann-Haus an der Husemannstraße 52 (0209/201402) und im Weißen Haus an der Hochstraße 80 (0209/349274) gibt es ein tägliches Angebot für ein Frühstück (unterstützt durch die Gelsenkirchener Tafel) und einen Mittagstisch (bereitgestellt von den Marienhospitälern GE und Buer). Gleichfalls gibt es dort die Möglichkeit, zu duschen, die Wäsche zu waschen und zu trocknen. Und: eine umfangreiche Beratung inklusive einer Postanschrift für Ämter und Behörden.

Henryk Münzer, Leiter des Weißen Hauses, berichtet davon, dass insgesamt 92 Wohnungslose an der Hochstraße gemeldet seien . Die meisten von ihnen würden die Notunterkünfte bevorzugen und nur einzelne unter freiem Himmel schlafen. Auch er kann bestätigen, dass die Gründe, warum die Notunterkünfte für einige keine Option darstellen, vielschichtig sind.

Weitere Ansprechpartner in Notlagen

Weitere Ansprechpartner in Notlagen sind die Diakonie Gelsenkirchen und Wattenscheid und die Katholische und Evangelische Kirchengemeinschaft Gelsenkirchen-Horst, erreichbar im Netz unter meinediakonie.de oder die Gelsenkirchener Tafel am Nordring 55, erreichbar unter 0209/6388106 oder im Netz unter tafel-ge.de. Hilfe bieten auch die Awo, das Sozialwerk St. Georg, die Frauenberatungsstelle, die Stiftung Bethel Regional.

Die Zentrale Fachstelle für Wohnungsnotfälle der Stadt ist unter den Telefonnummern 0209/169-5465, 0209/169-2996,0209/169-2993,0209/169-2569, 0209/169-2542, 0209/169-6823 erreichbar.

„Es gibt immer ein Angebot“, versichert Münzer aber auch. „Im letzten Winter konnten wir jedem etwas anbieten“, so der Einrichtungsleiter weiter. Er sei sehr zuversichtlich, dass das auch in diesem Jahr wieder möglich ist.

Ein weiteres Angebot in der Stadt ist erst vor kurzem mit Housing First entstanden. Mit Hilfe von Stiftungsgeldern werden Wohnungen gekauft und an bislang Wohnungslose vermietet, langfristig und mit der Aussicht auf eine bessere Zukunft. Der erste Mieter konnte zum 1. September 2021 einziehen und hat nun ein Dach über dem Kopf.

Wohnungsnotfälle sollen in Gelsenkirchen dauerhaft in normalen Wohnungen leben

Erklärtes Ziel der ZFW ist, die so genannten Wohnungsnotfälle dauerhaft in normalen Wohnungen unterzubringen. Das Projekt „Probewohnen“ für schwer zu vermittelnde obdach-/wohnungslose Menschen, getragen in Zusammenarbeit mit dem Caritasverband und der Gelsenkirchener gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GGW) hat das Ziel, mit sozialer Begleitung eine Wohnung mit eigenem Mietvertrag zu vermitteln. Aktuell gibt es sieben Probewohnungen, eine Ausweitung auf zehn Wohnungen soll kommen.