Gelsenkirchen-Neustadt. Die Neustadt ist Stadterneuerungsgebiet. Wie das neue Stadtteilbüro am Hauptbahnhof Gelsenkirchens kleinsten Stadtteil voranbringen will.

Die Neustadt ist Gelsenkirchens kleinster Stadtteil und mit seinen 4800 Bewohnern aus rund 30 Nationen auch ein Beispiel dafür, dass die Problemdichte im Revier selbst auf einer kleinen Fläche von gerade einmal 63 Hektar recht groß sein kann. Stichwort: Arbeitslosigkeit, Versiegelung, Armut. Das zu ändern, den Stadtteil attraktiver und lebenswerter und vor allem nachhaltig für die Zukunft aufzustellen, hat sich das Team des neuen Stadtteilbüros Neustadt an der Bochumer Straße 22 zur Aufgabe gemacht.

Sie wollen die Gelsenkirchener Neustadt nachhaltig für die Zukunft aufstellen: Annika Ziemer, Irja Hönekopp, Melanie Götsch, Dagmar Ilgner, Lena Teuner, Detlev Czakowski, Alexandra Peters und Theresa Wittmeier vor dem neuen Stadtteilbüro Neustadt an der Bochumer Straße 22.
Sie wollen die Gelsenkirchener Neustadt nachhaltig für die Zukunft aufstellen: Annika Ziemer, Irja Hönekopp, Melanie Götsch, Dagmar Ilgner, Lena Teuner, Detlev Czakowski, Alexandra Peters und Theresa Wittmeier vor dem neuen Stadtteilbüro Neustadt an der Bochumer Straße 22. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Erste Maßnahme: Unterführung Bokermühlstraße wird aufgewertet

„Wir sind das Bindeglied zwischen Verwaltung und den Akteuren und Bürgern vor Ort, hier laufen die Fäden zusammen“, sagt Irja Hönekopp. Sie leitet das Referat Stadtplanung bei der Verwaltung und koordiniert die Stadtteilerneuerung. Nachdem die Neustadt ins Städtebauförderprogramm „Sozialer Zusammenhalt“ aufgenommen wurde, sollen hier künftig Maßnahmen aus dem integrierten Entwicklungskonzept für das Quartier umgesetzt werden. Über das Förderprogramm erhält die Stadt Mittel, um die Stadterneuerung voranzutreiben.

Auch interessant

Als eine der ersten Maßnahmen des Stadtteilbüros in der Fußgängerzone hinter dem Südausgang des Gelsenkirchener Hauptbahnhofes soll die Unterführung an der nahen Bokermühlstraße aufgewertet werden. Unter anderem soll neben einem gestalterischen Umbau mehr Licht für ein größeres Sicherheitsgefühl sorgen.

Auch interessant

Neustadt Gelsenkirchen: Kampf gegen Armut, Beton und Arbeitslosigkeit

Für die nachhaltige Erneuerung des Stadtteils braucht es viele Hände und Akteure verschiedener Fachrichtungen, weil die Problemlagen vielschichtig sind. Davon können Melanie Götsch (Programmgebietsleiterin Neustadt), Theresa Wittmeier (Architektin, Bauprojekte) und Detlev Czackowski (Sozialarbeiter, sozialintegrative Projekte) berichten.

Auch interessant

Ihre Eckdaten belegen den dringenden Handlungsbedarf: „Mit 28 Prozent ist die Arbeitslosenquote hier eine der höchsten in Gelsenkirchen, die Bebauungsdichte beträgt stattliche 72 Prozent“ – an Grün herrscht also Mangel und auch die „Quote der Menschen mit Migrationshintergrund ist mit 50 Prozent“ sehr hoch.

Auch interessant

Alexandra Peters und Theresa Wittmeier arbeiten im  Stadtteilbüro Neustadt an der Bochumer Straße 22. Hier befand sich früher eine Zahnarztpraxis und ein Labor.
Alexandra Peters und Theresa Wittmeier arbeiten im  Stadtteilbüro Neustadt an der Bochumer Straße 22. Hier befand sich früher eine Zahnarztpraxis und ein Labor. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Gelsenkirchen verpassen? Dann können Sie hier unseren kostenlosen Newsletter abonnieren +++

So ist das Stadtteilbüro Neustadt zu erreichen

Das Stadtteilbüro Neustadt befindet sich an der Bochumer Straße 22, in der Fußgängerzone im Südbereich des Hauptbahnhofes Gelsenkirchen. Telefon: 0209 7026 4854. Per Mail ist es erreichbar über: stb-neustadt@gelsenkirchen.de

Öffnungszeiten: montags von 1 bis 18 Uhr, mittwochs von 9 bis 15 Uhr und donnerstags von 9 bis 16 Uhr sowie nach Terminvereinbarung.

Das Stadtteilbüro Rotthausen im umgebauten ehemaligen Kolpinghaus an der Karl-Meyer-Straße wird am 26. Oktober eröffnet.

In der Neustadt ist außerdem „die Altersarmut am höchsten in Gelsenkirchen“, zudem „gibt es hier meisten kinderreichen Familien und die meisten unter 18-Jährigen“. Dazu ist die Neustadt eines der Ankommens- und Durchzugsquartiere für Zugewanderte. Eine Gemengelage, die viel Frust- und Konfliktpotenzial birgt. KOD, Polizei und Gelsendienste sind daher in der Neustadt verstärkt präsent.

Auch interessant

Kooperation mit Caritasverband Gelsenkirchen und Ex-Tochtergesellschaft des Bundes

Und deshalb sitzt auch der Caritasverband Gelsenkirchen mit im Boot, sowie die Stern GmbH mit ihren Fachkräften, einer ehemaligen Tochtergesellschaft des Bundes und des Landes Berlin, ein Spezialist für Planungsprozesse und Stadterneuerung. Ihr aller Ansatz ist es, eine dichtes Netzwerk in die Bürgerschaft, zu den Vereinen und Institutionen zu spinnen.

Auch interessant

Theresa Wittmeier beispielsweise berät Hausbesitzer über Modernisierungsmaßnahmen, denn „viele Gebäude stammen aus den 1970er-Jahren und haben einen hohen Sanierungsbedarf“. Was nicht immer ganz einfach ist, denn ein Teil der Besitzer kommen nicht aus Gelsenkirchen, sie sind weit weg und haben eher Ertrag als Investition im Sinne. So wie auch Fonds, die viele Immobilien ihr Eigen nennen. Da ist dann Überzeugungsarbeit nötig, denn moderner Wohnraum ist Garant für steten Geldfluss.

Auch interessant

Neustadt-Bewohner erhalten Einladung, ihre Ideen zur Stadtteilerneuerung im Gelsenkirchener Gebietsbeirat einzubringen

Auf Schulen und Kitas will das Team des Stadtteilbüros ebenso zugehen, „wie auf die Menschen im Quartier selbst“. Eine Idee: Im künftigen Gebietsbeirat sollen nicht ohnehin engagierte Akteure sitzen, sondern insbesondere Menschen, die hier vor Ort leben. Zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürgen aus der Neustadt erhalten dazu demnächst eine Einladung, sich mit Ideen und Anregungen einzubringen. Eine Möglichkeit, „kleinere, bürgerschaftlich orientierte Projekte zu unterstützen, soll die Einrichtung eines Quartierfonds bieten“, wie Teamleiterin Annika Ziemer erklärt.

Auch interessant